Ruanda gedenkt der Opfer des Genozids vor 25 Jahren

Am 7. April 1994 begann der Völkermord on Ruanda.
© Benoit Doppagne/BELGA/dpa
Diese Frau bei der Gedenkfeier zum 25. Jahrestag des Vö?lkermords in Ruanda im Amahoro Stadion.
Ruanda gedenkt der Opfer des Genozids vor 25 Jahren
"Es war die Hölle auf Erden", erinnert sich die schwedische Journalistin Gunilla von Hall. 1994 fotografierte sie Opfer des Völkermords in Ruanda. 25 Jahre nach dem unvorstellbaren Verbrechen gedenkt das Land der unzähligen Toten.

Mit einer bewegenden Zeremonie haben in Ruanda am Sonntag die Gedenkveranstaltungen zum Genozid vor 25 Jahren begonnen. Präsident Paul Kagame (61) entzündete am Völkermord-Denkmal in der Hauptstadt Kigali eine Flamme für die Hunderttausenden Opfer und markierte damit den Beginn für 100 Tage Staatstrauer, wie der britische Sender BBC berichtete.

In einer Rede im Kongresszentrum von Kigali sagte Kagame, die Widerstandsfähigkeit und der Mut der Überlebenden des Genozids repräsentierten den "ruandischen Charakter in seiner reinsten Form". 

Danach folgte eine Gedenkfeier im Nationalstadion, wohin sich während des Völkermords 1994 Tausende Menschen mit Hilfe der UN in Sicherheit gebracht hatten. Dazu wurden zahlreiche afrikanische Staats- und Regierungschefs erwartet. Deutschland wurde durch Altbundespräsident Horst Köhler vertreten.

Etwa eine Million Menschen starben

Beim Völkermord in Ruanda töteten Extremisten der Hutu-Mehrheit innerhalb von rund 100 Tagen bis zu eine Million Angehörige der Tutsi-Minderheit und moderate Hutu. Die Massaker begannen am Abend des 6. April 1994, nach dem bis heute nicht aufgeklärten Abschuss des Flugzeugs von Präsident Juvenal Habyarimana.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erklärte in Berlin, der Völkermord in Ruanda müsse eine Mahnung für zukünftige Generationen sein. "Wir alle tragen Verantwortung, die Erinnerung aufrecht zu erhalten und alles zu tun, damit sich Vergleichbares nicht wiederholt." Maas sprach von einem "Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes".

Die schwedische Journalistin Gunilla von Hall übergab unveröffentlichte Fotos des Völkermordes in Ruanda an das Justizministerium des afrikanischen Landes und die Gedenkstätte für den Genozid in Kigali. Die Fotos der Leichen müssten den Menschen in Ruanda zugänglich gemacht werden, sie könnten bei der Identifizierung von Getöteten helfen, sagte von Hall dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Die Fotos mit den Opfern des Genozids lügen nicht", sagte die Schwedin, die für das "Svenska Dagbladet" als internationale Korrespondentin arbeitet. Von Hall hatte die Fotos im April 1994 geschossen, als der Genozid in Ruanda in vollem Gang war. Die Schwedin hielt sich für eine Reportage im benachbarten Tansania auf, als sie treibende Leichen in dem Fluss Kagera sah. "Das waren Tote, die in Ruanda in den Fluss geschmissen worden waren", erinnerte sich von Hall. Daraufhin sei sie mit Begleitern nach Ruanda gefahren. In dem Ort Nyarubuye entdeckte die Gruppe Hunderte verwesende Leichen. "Es war die Hölle auf Erden", sagte die Journalistin.

 

Amnesty International erklärte, der Trend zu hasserfüllter und spaltender Politik weltweit zeige, dass die Politiker die Lehren aus dem Völkermord in Ruanda außer Acht lassen. Es sei beschämend, dass sie nur direkt nach massiven Gräueltaten Gewissensbisse entwickelten, aber dann bald zu ihrer hasserfüllten und entmenschlichenden Rhetorik zurückkehrten, sagte der Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation, Kumi Naidoo. Politiker auf Stimmenfang versuchten systematisch und auf zynische Weise bestimmte Bevölkerungsgruppen als Sündenböcke zu verunglimpfen, sei es wegen ihrer Religion, Rasse, Ethnie oder Sexualität.

Mehr Informationen zu den Hintergründen: Völkermord in Ruanda