"Kein Ort in Nigeria wird jemals nur für Christen oder nur für Muslime da sein", erklärte Musa, der seit 2017 auch Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist. "Wir müssen es schaffen, zusammen zu leben." Musa rief auch Politiker dazu auf, Brücken statt Mauern zu bauen.
Am 16. Februar wird in Nigeria unter anderem ein neuer Präsident gewählt. Religion dürfe im Wahlkampf nicht - wie früher geschehen - missbraucht werden, forderte Musa. "Oft sehen Politiker in der Manipulation religiöser Gefühle den einfachsten Weg, Sympathien zu gewinnen - und dann machen sie das, auf mehr oder wenige subtile Weise." Das funktioniere, weil Religion in Nigeria auch im Alltag eine zentrale Rolle spiele. Umso wichtiger sei es, dass Muslime und Christen sich gemeinsam aktiv um Frieden bemühten. "Christen dürfen Bibelstellen nicht missbrauchen, um Leute aufzuhetzen, und für Muslime und den Koran gilt das gleiche."
Musa beschrieb ein neues Selbstverständnis seiner Lutherische Kirche Christi in Nigeria (LCCN), sich in politische Debatten einzumischen. Dies sei lange Zeit verpönt gewesen. "Mit großer Sorge fragen wir uns, ob die anstehenden Wahlen frei, fair und glaubwürdig sein werden", sagte er. Politiker hätten in Reden ihre Gegner herabgewürdigt, ihre Sprache stifte zu Hass und Gewalt an. "Wir sehen unsere Rolle darin, für einen friedlichen Verlauf der Wahlen zu werben, das tun wir in unseren Gemeinden, gegenüber der Regierung und auch den Sicherheitskräften." Jeder Politiker und jede Partei müsse eine faire Chance haben, an den Wahlen teilzunehmen.
Der Erzbischof betonte die schwierige Sicherheitslage, in der viele der 2,8 Millionen Mitglieder seiner Kirche lebten. "In den vergangenen Jahren mussten viele Menschen auch aus unseren Gemeinden fliehen, weil Islamisten ihre Dörfer überfallen haben", sagte Musa. "Dazu kommt der eskalierende Konflikt zwischen sesshaften Bauern und nomadischen Viehtreibern und zuletzt die Zunahme von Entführungen." Beim 94. Kirchentag der LCCN vom 30. Januar bis 3. Februar in Demsa im Nordosten diskutierten die 40.000 Teilnehmer deshalb auch darüber, wie sich Christen in dieser Lage verhalten sollten.
Angesichts der stark wachsenden charismatischen Kirchen forderte Musa eine Öffnung der lutherischen Kirchen gegenüber einer neuen Generation von Gläubigen. "Wir müssen die frohe Botschaft auf eine neue Art und Weise verkünden, die in die heutige Zeit passt."
In der Partnerschaft mit Kirchen in Nord und Süd sieht Musa einen Wendepunkt erreicht. Das starke Wachstum der Kirchen in Afrika sei ein Anlass, das eigene Licht nicht mehr unter den Scheffel zu stellen. "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo Kirchen zusammenstehen, voneinander lernen und einander unterstützen sollten", forderte Musa. Das gelte für die schrumpfenden Kirchen im Norden ebenso wie für die Kirchen im Süden, die andere Probleme hätten. Wichtig sei, diese gemeinsam in der Familie des Lutherischen Weltbunds anzugehen.