17.11., Arte, 23.35 Uhr: "Streetphilosophy: Liebe - aber wie?"
Warum sind wir immer auf der Suche nach der anderen, der besseren Hälfte? Was, wenn es den einen Menschen, der alle meine Sehnsüchte erfüllt, gar nicht gibt? Ronja von Rönne begibt sich auf die Suche nach der Beziehungsform, die am besten zu ihr passt. Als erstes besucht sie eine türkische Bilderbuchhochzeit mit Autokorso. Taifun und Tuba besiegeln den Bund fürs Leben. Ist es naiv, sich so früh zu binden? Oder ist es gerade gut, wenn das mit der Liebe ein für alle Mal vertraglich geregelt ist? In Berlin scheinen sich viele junge Menschen schwerzutun mit festen Bindungen. Liebe erinnert hier oft an eine Tüte Süßkram: Jeder nimmt sich, worauf er gerade Lust hat. Donat, Peter und Huy, bei denen Ronja zum Grillen eingeladen ist, führen eine offene Beziehung - mal zu dritt, mal nur zu zweit. Frei von Definitionen und Regeln. Was macht das mit der Liebe, wenn man sie auf mehrere verteilt? Das Wichtigste ist gar nicht, geliebt zu werden, erklärt Philosophin Johanna Juni, sondern selbst lieben zu können. Liebe ist schließlich eine aktive Tätigkeit, die Fähigkeit, Anderen Hingabe zu schenken. Glaubt man der Soziologin Eva Illouz, sollte man sich auch nicht zu sehr auf das Konzept der romantischen Liebe verlassen. Wer eine Familie gründen und Kinder großziehen will, sollte das vielleicht lieber in einer WG mit Freunden tun. Denn bedingungslose Liebe und Treue bis in den Tod: Das gibt es wohl nur zwischen Mensch und Tier. Sind Hunde am Ende die besseren Partner?
17.11., Phoenix, 17.15 Uhr: "Die Geschichte der Juden"
In Folge eins der fünfteiligen Reihe erzählt Simon Schama, wie das Jüdische Volk vor über 3000 Jahren erstmals eine eigene Identität bekam. Anhand zahlreicher archäologischer und geschichtlicher Quellen sowie lebendigen Fotoaufnahmen von Orten in Israel, Ägypten und Jordanien wird das allmähliche Herauskristallisieren eines Volkes deutlich, deren radikale Vorstellung von einem einzigen, gesichts- und gestaltlosen Gott Ausdruck fand in einem ebenso radikalen Dokument: die Hebräische Bibel ist ein Schatz reich an Geschichten, Gedichten, Weisheit und Geboten. Teil zwei schildert, wie die Juden in der Welt des Mittelalters überlebten. Anhand zahlreicher geschichtlicher Quellen, Artefakten und faszinierenden Orten in Galiäa, Ägypten, England und Spanien wandelt Schama auf den Spuren der jüdischen Geschichte, von der Zerstörung des Tempels in Jerusalem 70 n. Chr. bis hin zum jüdischen Ghetto in Venedig im 17. Jahrhundert. Der dritte Teil behandelt den großen Glaubenssprung, den die Juden in Nordeuropa unternahmen. Nach Jahrhunderten der Ausgrenzung aus der nicht-jüdischen Gesellschaft, versprach die aufziehende Aufklärung den Juden einen Anteil an jenen Nationen, von denen sie zuvor ausgegrenzt wurden, gestützt von sich selbst genügenden Traditionen und ihrer eigenen Sprache. Ab dem späten 18. Jahrhundert verließen viele Juden ihre Ghettos und schlossen sich der nicht-jüdischen Gesellschaft an. Sie hofften, Bürger werden zu können, und endlich als Gleichgestellte behandelt zu werden. Die Teile vier und fünf zeigt Phoenix ab 20.15 Uhr.
17.11., Phoenix, 19.30 Uhr: "Eine Klinik in Jerusalem"
Zehn Kilometer westlich von Jerusalem liegt die größte Klinik des Nahen Ostens: das Hadassah-Hospital. Vor über hundert Jahren wurde es von amerikanischen Hebammen gegründet. Ihr Credo: Bedürftigen helfen, unabhängig von Herkunft oder Religion. Das gilt hier bis heute und wird jeden Tag gelebt, auch vom israelisch-palästinensischen Ärzteteam auf der Kinder-Herz-Station. Die Kindersterblichkeit in Palästina ist fast fünfmal höher als in Europa. Die meisten der Kinder, die noch im Säuglingsalter sterben, haben einen angeborenen Herzfehler. Rund 300 lebensrettende Operationen führen die Kinderherzchirurgen jedes Jahr durch, 50 davon an Kindern aus den besetzten Gebieten, deren Eltern die Operation nicht bezahlen könnten; wäre da nicht die Organisation "Ein Herz für den Frieden". Muriel Haim, französische Ärztin und Gründerin der Initiative, hat vor 13 Jahren beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen, dass herzkranke palästinensische Kinder sterben müssen "nur weil sie auf der falschen Seite des Grenzzauns geboren sind". Der Verein unterstützt auch die Ausbildung palästinensischer Ärzte. Einer von ihnen ist Ibrahim Abu Zahira. Neben seiner Arbeit im Hadassah betreibt er eine Praxis in Hebron, wo er als eines von acht Kindern aufwuchs. Während er vielen seiner Patienten helfen kann, gibt es in anderen Teilen der besetzten Gebiete noch immer Kinder, die sterben müssen, weil sie nicht oder nicht rechtzeitig im Hadassah ankommen. Die jüdische Künstlerin Nirit Sommerfeld streitet für deren Rechte und für die Aufhebung der Besetzung.
17.11., ARD alpha, 20.15 Uhr: "alpha-retro: 1956 - Die Vergessenen"
In Paris lebten zu Beginn der Fünfzigerjahre viele Juden in ärmlichsten Verhältnissen. Sie waren Deutsche, die nach 1933 vor den Nationalsozialisten in die französische Hauptstadt geflüchtet waren und dann die Jahre der deutschen Besetzung im Versteck überlebt hatten. Viele hatten keine Arbeitserlaubnis. Die deutschen Entschädigungszahlungen hatten sie entweder noch nicht erreicht oder waren beschämend gering; andere waren gar nicht entschädigungsberechtigt, da sie ihre Heimat ja "freiwillig" verlassen hatten. In diesem Film aus dem Jahr 1956 werden unter anderem ein Kunstmaler, eine Opernsängerin, ein Karikaturist und ein Lumpenhändler porträtiert. Ursprünglich hatte Peter Adler 1955 eine Radioreportage gemacht, mit ihr auf diese "Vergessenen" hingewiesen und dann eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Ein Jahr nach seiner Radiosendung entstand die Dokumentation. Die Studiosendung, in der auf den Film "Die Vergessenen" und seine Wirkung zurückgeblickt wurde, stammt aus der Mitte der Sechzigerjahre.
17.11., ARD alpha, 20.45 Uhr: "alpha-retro: 1986 - Vom Leben der Juden in Wien"
Der Film aus dem Jahr 1986 ist ein Bericht über die jüdische Gemeinde in Wien und die Lebensbedingungen der jüdischen Bürger zwischen Assimilierung und Antisemitismus. Das Judentum in Wien hat eine große und weit zurückreichende Tradition, 1938 leben gut 160.000 Juden in der Stadt. Der Stadttempel in der Seitenstettengasse und die Leopoldstadt im 2. Wiener Gemeindebezirk waren und sind das Zentrum der Gemeinde. 1986 bestand die Gemeinde überwiegend aus älteren Menschen; die meisten waren Emigranten, die nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt waren, und Exilanten aus den Ostblockstaaten. Sie fühlten sich damals nicht nur durch den arabischen Terrorismus bedroht, sondern sahen sich auch mit einem wachsenden Antisemitismus in Österreich konfrontiert. Dieser Film stellt daher die Frage, wie greifbar dieser latente oder wiederauflebende Antisemitismus für den einzelnen ist. Er versucht keine Analyse über den Antisemitismus in Österreich, sondern will am Beispiel eines bestimmten Ortes und einiger konkreter Menschen bestimmte Tendenzen und Auswirkungen zeigen.
17.11., ARD alpha, 21.30 Uhr: "alpha-retro: 1977 - Die jüdische Gemeinde in Prag"
Im Pressetext zu diesem Film aus dem Jahr 1977 hieß es damals: "Die alte jüdische Gemeinde in Prag ist am Ende eines langen Weges durch die Geschichte angelangt. Die Juden dort haben sich mit der Tatsache abgefunden, dass es diese jüdische Gemeinde bald nicht mehr geben wird, da viele vor allem junge Mitglieder nach Israel auswandern, weshalb auch andere traditionelle Hochburgen jüdischen Lebens in Europa ihre geistige und kulturelle Bedeutung mehr und mehr einbüßen. Angeknüpft wird nochmals an die Entstehung und die Blütezeit der Gemeinde." Der Film erinnert an den berühmten Talmudisten und Philosophen Rabbi Löw, der 1609 in Prag verstarb, an die Schriftsteller Franz Kafka und Max Brod und an den in Prag geborenen Burgschauspieler Ernst Deutsch. Der Film erinnert aber auch an die unheilvollen Jahre der Nazi-Herrschaft und die beinahe vollständige Vernichtung der Prager Juden in Theresienstadt und Auschwitz. Heute ist die jüdische Gemeinde in Prag mit circa 1.500 Mitgliedern klein, aber sehr lebendig. Das seit 1939 von den Nationalsozialisten geschlossene Jüdische Museum befindet sich wieder in den Händen der jüdischen Gemeinde und wird jährlich von mehr als 600.000 Menschen besucht.
17.11., Tagesschau24, 20.15 Uhr: "Sterben verboten?"
Der Infosender beschäftigt sich in drei Sendungen mit dem Thema "Recht auf einen selbstbestimmten Tod". Die Medizin hat so große Fortschritte gemacht, dass heute Menschen am Leben erhalten werden können, denen Ärzte vor einigen Jahren noch gar nicht helfen konnten. Mit Blutwäsche, Beatmung und künstlicher Ernährung. Verfahren, die zur Lebensrettung sinnvoll sind. Werden sie aber zur Verlängerung eines Sterbeprozesses eingesetzt, sind sie leidvolle Übertherapie. Dabei wünschen sich die meisten Menschen, am Lebensende nicht ins Krankenhaus zu kommen. Doch jeder Zweite stirbt dort, oft bis zum Ende maximal therapiert; darum geht es in dem Auftaktfilm "Sterben verboten?". Um 21.02 Uhr folgt "Frau S. will sterben". Die Protagonistin ist 78 Jahre alt und "multimorbid", wie Ärzte das nennen. Zeit ihres Lebens litt sie unter den Folgen einer damals noch nicht behandelbaren Kinderlähmung. Jetzt im Alter wird ihr das Leben mehr und mehr zur Last. Das Leben sei für sie nur noch eine Qual, sagt sie und hat beschlossen, ihm selbstbestimmt ein Ende zu setzen. Aber wer hilft am Lebensende? Sollen Patienten mit schwersten Leiden nicht doch die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen dürfen beim selbstbestimmten Ende? Die Autoren Ulrich Neumann und Sebastian Bösel zeigen, dass diese Fragen immer noch nicht zufriedenstellend beantwortet sind. Der Film "Wer hilft mir beim Sterben?" (21.30 Uhr) begleitet Menschen in den letzten Monaten ihres Lebens, befragt ihre Angehörigen und Ärzte. Er besucht außerdem eine holländische Ärztin, zu deren Alltag Sterbehilfe gehört, und einen Schweizer Arzt, der immer wieder von deutschen Patienten um Hilfe gebeten wird. Zu Wort kommen außerdem Juristen, Ethiker und Politiker, die unterschiedliche Standpunkte gegenüber der geplanten Gesetzesänderung vertreten.
17.11., Tagesschau24, 22.15 Uhr: "Was glaubt Deutschland?"
Machen Religionen unsere Gesellschaft gerechter? In Judentum, Christentum und Islam ist oft von einem "gerechten" Gott und Schöpfer die Rede. Warum aber ist die Welt dann alles andere als gerecht? Wie erklären die Religionen diesen Widerspruch und welchen Beitrag leisten sie für eine gerechtere Welt? Reporter Steffen König macht sich auf eine Spurensuche quer durch Deutschland. Er lässt sich von persönlicher Neugier und von journalistischem Gespür leiten. Er blickt hinter die Kulissen des religiösen Alltags und der religiösen Rituale. Er fragt nach Gottesbildern, nach heiligen Schriften und religiösen Autoritäten, nach Glaubenserfahrungen, Tabus, Regeln und Riten und er will wissen, wie sich Menschen ein Leben nach dem Tod vorstellen. König trifft auch Menschen, die an keinen Gott glauben und keiner Religion angehören. Wie lebt, wer nicht glaubt? Nach welchen Prinzipien gestalten Atheisten ihr Leben? In Duisburg-Marxloh packt König in einer katholischen Kleiderkammer mit an und lernt Pater Oliver Potschien kennen, der ein sozial-pastorales Zentrum leitet. Hier geht es nicht um Almosen, sondern um Bildung, Chancen, Perspektiven. In Ulm schildert Rabbiner Shneur Trebnik, welche Regeln für einen gläubigen Juden gelten, der sich an der Gerechtigkeit Gottes orientiert. Der Frankfurter Martin Wagner hat dagegen einen "Gottlosen-Stammtisch" gegründet und erzählt, warum und wie er sich für eine gerechte Gesellschaft engagiert. König besucht eine junge Mannheimer Muslima in einem Jugendzentrum; sie gibt dort Kurse für Mädchen und setzt sich für Chancengleichheit ein. Und schließlich widmet er sich auch der buddhistischen Meditationspraxis und fragt nach, ob man damit einem gerechten Leben näher kommt. König konfrontiert seine Gesprächspartner mit hartnäckigen Fragen und bringt dabei auch eigene Erfahrungen und Haltungen ein. Er will genau wissen, wer was glaubt in Deutschland: kritisch, aber nicht respektlos, auf Werte bezogen, aber nicht durch Vorurteile abgelenkt. So ist der Film auch Ratgeber, der informieren und nicht bevormunden, dafür aber Orientierung schaffen will.
18.11., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Der Glücksmaler"
Der Künstler Michael Frahm (42) hat einen Auftrag: Er soll das Glück malen – und zwar die Glücksmomente seiner neuen Nachbarn. Die örtliche Wohnungsgesellschaft quartiert den Maler ein halbes Jahr lang in ein frisch saniertes DDR-Plattenbau-Hochhaus am Stadtrand von Schwerin ein; Die Autoren Dieter Schumann und Michael Kockot haben ihn in dieser Zeit immer wieder besucht. Für die Flure soll der Künstler zehn Bilder malen. Ein Wagnis, denn Frahm muss die Mieter erst kennenlernen. In den sechs Monaten passiert etwas Erstaunliches: Die Menschen kommen miteinander über die Kunst ins Gespräch; auf diese Weise findet Frahm die Geschichten, die er für seine Bilder braucht. Zum Beispiel in der siebten Etage bei Ursula Klocke. Zwanzig verschiedene Jobs hatte die mittlerweile 75-jährige in ihrem Leben. Ihr Alleinsein und die vielen Schicksalsschläge trägt sie mit Witz und Würde. Einen ihrer glücklichsten Momente hatte sie in der Mohave-Wüste: Da stand ein Plastikklo mitten zwischen den Kakteen. Das erste Motiv für den Maler ist gefunden. Mieter, die zum Teil seit Jahrzehnten Tür an Tür wohnen, lernen sich in Frahms Atelier-Wohnung kennen; sogar Freundschaften entstehen. In den Fluren des Hochhauses hängen jetzt Bilder, die die Hausgemeinschaft verbinden. Doch nicht alles ist harmonisch. Frahm muss mitunter harte Kritik für seine Kunstwerke einstecken. Das Experiment wird zum bewegenden Erlebnis für den Maler und die Mieter.
18.11., ARD alpha, 21.45 Uhr: "Streetphilosophy: Folge deiner Vernunft"
Eine vermeintlich einfache Frage, die viele überfordert: Wann handle ich richtig, wann liege ich falsch mit dem, was ich tue? Bringt es mich weiter, vernünftig und gesittet zu leben, so wie Kant das fordert? Oder ist das Menschenbild der Aufklärung letztlich unrealistisch, weil der Mensch meist doch triebgesteuert handelt? Sonntagnachmittag auf dem Fußballplatz: Moderator Jonas Bosslet besucht ein Spiel der Landesliga und trifft den Schiedsrichter Severin Fischer. Der versucht, auf dem Platz für Ordnung zu sorgen und glaubt, dass der Mensch nicht ohne Autorität klarkommt. Anschließend ist Jonas mit Philosophin Elena im Treptower Park verabredet. Zwischen Großfamilien und Grillgelagen erklärt sie ihm, wie Kants kategorischer Imperativ funktioniert. Sind solche Modelle heute noch aktuell? Bei der Gehirnforscherin Laura macht Jonas den Test: Kann man Vernunft und Moral inzwischen mit wissenschaftlichen Methoden erfassen? Zum Abschluss besucht Jonas den Künstler Andreas Golder. Der hält nicht viel von Kontrolle und Vernunft. Lieber trinkt er Wodka, malt mit Staub und dreht Runden auf seinem Tandem-Mountainbike.
18.11., Tagesschau24, 22.00 Uhr: "Ein Jude und sein Dorf"
Hans Bär besucht nach achtzig Jahren Exil in Argentinien zum ersten Mal sein Heimatdorf. Mit 14 floh er mit der Mutter vor den Nazis. Nun reist er mit seinen Enkelinnen nach Wohnbach. Was ist aus dem Dorf geworden? Gibt es Menschen, die er noch kennt? Das Dorf bereitet ein großes Empfangsfest vor. Doch was passiert in einem kleinen Ort, wenn jemand zurückkehrt, der an jene Zeit erinnert, in der Juden vertrieben und ermordet wurden? Hans Bär will mit aller Kraft noch einmal einen Blick in die Vergangenheit wagen. Gespannt und voller Energie macht er sich auf den weiten Weg, aber als er ankommt, braucht er doch einen Moment, ehe er die Kraft hat, aus dem Auto zu steigen. Und was macht das mit dem Dorf, wenn einer zurückkehrt, der die Menschen an die Nazizeit erinnert, in der die jüdischen Mitbürger vertrieben oder ermordet wurden? An der Mauer unter der evangelischen Kirche hängt eine Gedenktafel für die jüdischen Opfer aus Wohnbach. Auch Großvater und Onkel von Hans Bär sind darauf erwähnt. Einige wenige Menschen von damals leben heute noch im Ort. Werden sie ihn noch erkennen? Wie schwer wird es, mit dem Überlebenden der jüdischen Familie Bär ins Gespräch zu kommen?
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
19.11., ARD alpha, ab 20.15: "Themenabend Antisemitismus"
Der Infosender setzt sich in drei Sendungen mit dem Thema Judenhass auseinander. Der Abend beginnt mit einem Film über die Geschichte des Antisemitismus. Es folgt eine Gesprächsrunde mit Igor Levit, Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray, Götz Aly und Adriana Altaras. Um 22.30 Uhr zeigt ARD alpha den Film "Judenhass in Europa": Regelmäßig fürchten sich jüdische Menschen vor Angriffen auf offener Straße, ihre Kinder berichten von Mobbing in der Schule. Friedhöfe werden geschändet, bei Aufmärschen Hassparolen skandiert. Wir sind den Ursachen für diese neue Welle des Antisemitismus nachgegangen, in Deutschland sowie in den Nachbarländern Polen und Frankreich. In Polen sind Andreas Morell und Johanna Hasse vor allem einem Judenhass begegnet, der sich hinter einem wiedererwachten Nationalismus versteckt. Das Autorenpaar hat sich vor allem für die Frage interessiert, warum es auch und gerade in solchen Gesellschaften Antisemitismus gibt, in denen kaum noch Juden leben. Warum sind manche Vorurteile anscheinend nicht zu beseitigen? Frankreich ist das einzige europäische Land, in dem es in den vergangenen Jahren jüdische Opfer von Gewalttaten gab. Hier ist die Welle der Auswanderungen von Juden nach Israel besonders groß. Das Problem des Antisemitismus wird vor allem auf muslimischer Seite verortet. Darüber haben Morell und Hasse mit Betroffenen gesprochen: mit Historikern und Philosophen wie Georges Bensoussan und Elisabeth Badinter, aber auch mit dem Rabbiner Michel Serfaty, der seit vielen Jahren versucht, zwischen den Religionen zu vermitteln. Am Schluss ist das Autorenpaar mit den Erfahrungen seiner Reise nach Deutschland zurückgekehrt, wo man gleichsam eine Schnittmenge der Phänomene findet. Hier haben sie sich mit Lösungen beschäftigt: mit Menschen, die Antisemitismus nicht für ein unveränderbares Problem halten, sondern für eine gesellschaftliche Herausforderung, der man sich stellen muss. Sie sehen ihren Film daher vor allem als Bestandsaufnahme und als Porträt von Menschen zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen Aufgeben und Widerstand.
20.11., ARD alpha, 21.00 Uhr: "Jude. Deutscher. Ein Problem?"
"An allem sind die Juden Schuld" textete der Komponist und Kabarettist Friedrich Hollaender in seinem satirischen Gassenhauer schon 1931. Heute scheint es wieder so zu sein, dass der Antisemitismus in Deutschland wie in ganz Europa zunimmt und der "ewige Jude" erneut in unser Land eingereist ist. Es sind nicht nur Rechtsextreme oder Islamisten, die den Juden in Deutschland Angst machen. Es ist der salonfähige Judenhass der Mitte, der laut Julius H. Schoeps, Historiker für europäisch-jüdische Geschichte, so beunruhigend ist: "Der Antisemitismus ist integraler Bestandteil der deutschen Kultur." Wie gehen die Juden Deutschlands damit um, dass ihre Synagogen, Museen und Schulen rund um die Uhr von Sicherheitskräften bewacht sind, dass kaum ein Jude sich mit der Kippa auf dem Kopf auf die Straße traut? Uri Schneider reist für seine Dokumentation durch die Republik, um ein Stimmungsbild zu zeichnen und Fragen zu stellen. Ist es tatsächlich ein Problem, Jude und Deutscher zu sein? Ist man immer noch - oder schon wieder - an allem schuld? Dabei trifft er eine Vielfalt von Menschen. Mirna Funk hat mit ihrem Debütroman "Winternähe" und ihrer scharfen Beobachtung des ganz alltäglichen Judenhasses den deutschen Literaturbetrieb aufgemischt. Sacha Stawski bekämpft mit seiner Webseite "Honestly Concerned" Antisemitismus und wirft einen kritischen Blick auf das seiner Ansicht nach oft verzerrte Israelbild in Deutschland. Nir Ivenitzki und Doron Eisenberg sind auf den Spuren ihrer Großeltern aus Tel Aviv nach Berlin gezogen und haben dort ein Café aufgemacht. Der junge Rabbinatsstudent Armin Langer baut mit seiner Initiative "Salaam-Shalom" eine Brücke zwischen Juden und Muslimen. Leonid Goldberg kam vor vierzig Jahren aus Moskau über Israel nach Deutschland. Heute leitet er die jüdische Gemeinde von Wuppertal, die Ziel eines Brandanschlags von Palästinensern wurde. Goldbergs Sohn Gabriel ist mit einer jungen Jüdin in Paris verheiratet. Dort gibt es nach den Terroranschlägen einen Massenexodus französischer Juden nach Israel.
21.11., Arte, 21.55 Uhr: "Dantes Inferno"
Die Dokumentation befasst sich mit den Teufelsmythen des Mittelalters und ist gleichzeitig eine Hommage an den größten Dichter Italiens: den vor 750 Jahren in Florenz geborenen Dante Alighieri. In seinem Hauptwerk "Divina Commedia" ("Göttliche Komödie") beschrieb Dante die Schrecken von Hölle und Fegefeuer erstmals so anschaulich, dass sie sich tief ins abendländisch-christliche Bewusstsein eingebrannt haben. Der an Originalschauplätzen in Florenz, Ravenna und der Toskana gedrehte Film lässt einige der renommiertesten Dante-Experten Italiens zu Wort kommen und schafft mit Zitaten aus der "Commedia" die Atmosphäre einer Höllen- und Paradiesfahrt durch die Unterwelt. Die Vorlagen für seine Höllenwanderung fand Dante auf Reisen durch das vom Krieg heimgesuchte Italien am Ende des Mittelalters. 1302 war er zu lebenslanger Verbannung verurteilt worden. Bis zu seinem Tod 1321 war Dante ständig auf der Flucht und dichtete während dieser Zeit an der "Commedia". Mit ihrer Bildsprache ist Dantes "Inferno"-Schilderung bis heute Inspiration für diverse Höllenbeschreibungen in Malerei, Literatur und Film geblieben. So bleibt Dante aktuell, denn Egoismus, Gier und Neid verursachen noch immer so viel Leid wie vor 700 Jahren. Eine Lösung für diese urmenschlichen Konflikte hat auch er nicht anzubieten. Aber sein Werk lädt jeden ein, innezuhalten und einen persönlichen Weg zu finden, der vielleicht doch noch zur Erlösung führt.
21.11., ARD alpha, 21.00 Uhr: "Zeuge der Zeit: Eduard Kornfeld"
Als in Bratislava 1942 die Deportation von Juden beginnt, wird der 14-jährige Eduard Kornfeld zusammen mit seinem Bruder von seinen Eltern außer Landes geschickt. Die Brüder werden die Eltern und Geschwister nie wiedersehen. Auf sich alleine gestellt, verstecken sich die beiden Jungen nach ihrer gefährlichen Flucht in Budapest und kämpfen jeden Tag ums Überleben. Hilfe erhalten sie keine. 1944 wird Eduard Kornfeld verhaftet und zusammen mit 400.000 Juden aus Ungarn ins Vernichtungslager Ausschwitz deportiert. Schnell begreift er das Grauen dieses Ortes. Bereits bei der Ankunft sieht er wie Frauen und Kinder ins Gas geschickt werden, unter ihnen auch seine Jugendliebe Gitta. Unzählige Male steht er selbst vor Mengele, aber Kornfeld überlebt nicht nur die Selektionen des "Todesengels", sondern auch das schrecklichste Vernichtungssystem in der Geschichte der Menschheit. Von Ausschwitz wird er als Zwangsarbeiter in die KZ-Außenlager Kaufering und Kaufbeuren verschleppt. Als die Lager aufgelöst werden, wird er in den Todesmarsch nach Dachau gezwungen. Mit einer schweren Lungentuberkulose und total entkräftet erlebt Kornfeld schließlich 1945 die Befreiung. Erst 1949 kommt er in die Schweiz, wo er lange Zeit in Sanatorien verbringt. Hier gründet er schließlich seine Familie und gibt trotz aller inneren Zweifel seine Religion an seine Kinder weiter. Doch bis heute lässt ihn ein Gedanke nicht los: "Ich kann mir nicht erklären, wieso kam ich immer mit dem Leben davon? Welche Zufälle? Ist es der liebe Gott, hab’ ich Engel? Ich stell’ mir diese Frage heut’ auch noch. Ich kann es mir nicht erklären."
21.11., ARD alpha, 21.45 Uhr: "Von Hannover nach Auschwitz"
Es sind junge Menschen, die kaum Chancen auf einen Schulabschluss haben. Dafür haben sie oft Stress mit den Eltern, sofern überhaupt welche da sind. Sie sind Kriegsflüchtlinge, Asylbewerber oder kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. Sie alle gehen in die Berufsbildende Schule in Hannover. Sie wissen wenig über deutsche Geschichte, auch nicht vom Grauen in Auschwitz. Im Unterricht sehen sie Filme, sammeln erste Eindrücke. Sie bereiten sich auf eine Reise in das ehemalige Vernichtungslager vor. 14 Tage lang wollen sie vor Ort sein, wollen sich nützlich machen, freiwillig dort arbeiten. Carolin Fromm und Mairena Torres Schuster haben sie begleitet, zeigen bedrückende Momente, irritierende Dialoge und nachdenkliche Reaktionen. Ihr Film beschreibt, wie diese Jugendlichen deutsche Geschichte hautnah erleben und wie diese Reise sie verändert.
21.11., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Verborgene Orte"
Für die Sendung am Buß- und Bettag unternimmt Benedikt Schregle einen Streifzug durch den Regensburger Untergrund und Hintergrund. Die Filmbeiträge entführen an geheimnisvolle Orte: In eine uralte Bibliothek, eine unheimliche Höhle - und in ein Wohnzimmer, das eine ganz und gar ungewöhnliche Geschichte birgt.
21.11., BR, 22. 45 Uhr: "Glaubenskrieger"
Mit zehn Jahren kam Hassan Geuad mit seiner Familie als Flüchtling aus dem Irak nach Deutschland. Heute studiert der 26-Jährige Germanistik und Medienwissenschaften in Düsseldorf und ist glücklich, in Deutschland eine neue Heimat gefunden zu haben. Doch dann treibt er Anfang 2015 mit einer Gruppe junger vermummter Muslime zwei gefangene Männer durch die Essener Innenstadt. Eine Aktion, die beträchtliches Medienecho auslöst und die auf die Gefahren des IS auch in Deutschland hinweisen soll. Für Hassan und seine Freunde ein großer Erfolg. Hassans Gruppe "12thMemoRise" wehrt sich gegen die Vereinnahmung ihrer Religion durch radikale Lehren wie den Salafismus. Vor allem in den letzten Jahren hat der tiefgläubige Muslim die steigende Islamfeindlichkeit in Europa zu spüren bekommen. Zusammen mit seinem Bruder Muhammed und seinen Freunden möchte er für einen friedfertigen, reformierten Islam in Deutschland werben. Als die Gruppe lautstark die islamischen Dachverbände in Deutschland für ihr gefühltes Schweigen zum Terror im Namen des Islam kritisiert, werden die jungen Männer öffentlich geschmäht und als Verräter bezeichnet. "Shitstorms" in den sozialen Netzwerken und Todesdrohungen gegen die Gruppe belasten die Arbeit und führen in der Familie, im Freundeskreis und in den Gemeinden zu Konflikten, an denen "12thMemoRise" zu zerbrechen droht. Doch Aufgeben ist für Hassan und die jungen Aktivisten jedoch keine Alternative. Regisseur Til Schauder gelingt mit "Glaubenskrieger" ein sensibles und intensives Porträt junger Muslime in Deutschland und gleichzeitig eine spannende Geschichte über politischen Aktivismus gegen übermächtige Widerstände.
22.11., ARD alpha, 21.00 Uhr: "Zeuge der Zeit: Yehuda Bacon"
"Kinder! In jedem Menschen ist ein unauslöschlicher Funke Gottes, und mit der Zeit wird er zur Flamme." An jenem Tag im Jahr 1942, als ein Lehrer in Mährisch-Ostrau diesen Satz aussprach, wusste sein 13-jähriger Schüler Yehuda Bacon noch nicht, welche Bedeutung er für ihn später einmal haben würde: in Theresienstadt, Auschwitz, Mauthausen und auf dem Todesmarsch. Im KZ Auschwitz begegnet der Jugendliche dem berüchtigten Arzt Josef Mengele. Er musste zusehen, wie sein Vater ins Gas geschickt wurde. Seine Mutter und seine Schwester starben den Hungertod. Später, im KZ Mauthausen, wurde er Zeuge von Kannibalismus. Und der Funke, von dem sein Lehrer ihm einst erzählte? Den entdeckte Bacon zum Beispiel in der Güte des Erziehers Fredy Hirsch, der die Sprache der SS beherrschte und sein Leben dafür einsetzte, um die jüdischen Kinder in Auschwitz vor dem Tod zu bewahren; oder im Verhalten einer Gruppe von Jugendlichen, die in "gottlosen Zeiten" ihren eigenen Moralkodex aufrechterhielten und mit fremden Kindern ihre Suppe teilten. Yehuda Bacon hat auch im Leid einen Sinn gefunden, auf Hass nicht mit Hass reagiert und sich einen zutiefst menschlichen Blick auf die Welt bewahrt.