13.10., 3sat, 22.35 "Precht: Die Zukunft von Mann und Frau"
Die "MeToo-Debatte" hat verdeutlicht, wie spannungsreich das Verhältnis zwischen den Geschlechtern heute noch ist; es gibt offensichtlich weiterhin ein Machtgefälle. Wie müssen sich Mann und Frau in Zukunft zueinander verhalten? Richard David Precht diskutiert darüber mit Philosophiekollegin Svenja Flaßpöhler. Es geht um Fragen wie jene, ob der Feminismus der 1970er bis 1990er Jahre heute überhaupt noch Einfluss auf das Zusammenleben der Geschlechter hat oder ob sich das weibliche Geschlecht wieder neu entdecken und definieren muss. Und wie verhalten sich die Männer? Flaßpöhler, Chefredakteurin des "Philosophie Magazins", hat sich aktuell mit ihrem Buch "Die potente Frau. Für eine neue Weiblichkeit" kritisch mit der MeToo-Debatte auseinandergesetzt. Sie beklagt, dass sich die Initiatorinnen der Debatte zu sehr auf die Opferrolle der Frauen beziehen, dass sich Frauen grundsätzlich immer noch eher an den Regeln der Männerwelt abarbeiten, anstatt ihre eigene, weibliche "Potenz" abzurufen. Im Gespräch mit Precht verurteilt die Philosophin männlichen Machtmissbrauch und männliche Gewalt gegen Frauen scharf. Andererseits sieht sie in der MeToo-Debatte auch die Gefahr, dass ein Dialog zwischen Mann und Frau, der gegenseitige Respekt und vor allem die Freude am sich Entdecken nachhaltig gestört zu werden drohe: "Wer eine Welt ohne Belästigung will, will in letzter Konsequenz eine Welt ohne Verführung". Die wirkliche sexuelle Befreiung der Frau stehe uns möglicherweise erst noch bevor, sie sei auch in der 1968er Revolte nicht wirklich erfolgt. Was aber unterscheidet Frau und Mann wirklich, fragt Precht. Welche Rolle spielen Kultur und Evolution für die Rollenverteilung? Muss die Körperlichkeit der Geschlechter überwunden werden, wie es die amerikanische Philosophin und Feministin Judith Butler 1990 in ihrem Buch "Das Unbehagen der Geschlechter" propagiert? Oder sollte sie viel mehr noch bewusster gelebt werden? Und welche Funktion haben Zweierbeziehung, Ehe und Kleinfamilie heute noch? Bestehen die Konflikte zwischen Frau und Mann möglicherweise nur deshalb, weil wir falsch zusammenleben?
13.10., Arte, 22.55 Uhr: "Immer vernetzt"
Die Hälfte der Weltbevölkerung surft heute im Internet; täglich tauschen wir über digitale Geräte riesige Datenmengen aus. E-Mails, Blogs und soziale Netzwerke: Sie alle beanspruchen ständig unsere Aufmerksamkeit und sind längst fester Bestandteil unseres täglichen Privat- und Berufslebens. Doch erst seit kurzem existieren wissenschaftliche Untersuchungen zu digitalem Stress. Eine umfangreiche Studie mit Studenten der Generation Y belegt, dass die Aufmerksamkeitsspanne vor dem Computerbildschirm auf etwa 45 Sekunden gesunken ist. Laut einem Forschungsergebnis aus dem Jahr 2004 lag die durchschnittliche Konzentrationsdauer der Computernutzer damals noch bei drei Minuten. Kaum einer kann sich der Informationsflut entziehen; mobile Geräte sorgen für ständigen Kontakt mit Familie, Freunden, Kollegen und Netzwerken auf der ganzen Welt. Doch diese ständige Erreichbarkeit und die Reizüberflutung sind Auslöser für Konzentrationsstörungen und mentale Erschöpfungszustände; in den schlimmsten Fällen verursachen sie sogar Depressionen und Burnouts. Wie beeinflusst dieser endlose Informationsstrom die Psyche? Sind den kognitiven Fähigkeiten des Gehirns Grenzen gesetzt? Sollte sich der moderne Mensch an die neue Realität anpassen oder häufiger auf das Recht pochen, offline zu sein? In der Dokumentation erklären Neurowissenschaftler, Psychologen und Unternehmer die Auswirkungen der digitalen Informationsflut auf das menschliche Gehirn. Sie erzählen von ihren Erfahrungen und diskutieren die neuesten Erkenntnisse über kognitive Fähigkeiten, die Aufnahme- und Anpassungsfähigkeit des Gehirns und die Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung auf den Menschen in der Arbeitswelt.
13.10., Arte, 23.45 Uhr: "Philosophie: Gibt es den Himmel und die Hölle?"
Der Philosoph Raphaël Enthoven zieht in seinen Sendungen eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart und verbindet die vermeintlich trockene Literatur der großen Philosophen mit aktuellem Zeitgeschehen. Heute diskutiert er unter anderem mit Denis Moreau über die Frage, ob es Himmel und Hölle gibt. Moreau, Absolvent der Pariser Ecole Normale Supérieure und Mitglied des Institut Universitaire de France, ist Professor für Geschichte der modernen Philosophie und Religionsphilosophie an der Universität Nantes. Außerdem schreibt er für christliche Wochenzeitung "La Vie" und ist Mitherausgeber der Reihe "Philosophica". Mit Enthoven setzt er sich über die Frage auseinander, was man von jemandem halten soll, der sich nur deshalb gut benimmt, weil ihm das Paradies versprochen oder mit der Hölle gedroht wird: Was ist Tugend wert, wenn sie belohnt wird? Kann der Glaube ans Paradies gar ein Zeichen der Gottlosigkeit sein? Dazu lieferte bereits Montaigne in seinen "Essais" (1580) einige Gedanken: "Wenn Mohammed seinem Volk ein (…) mit Gold und Edelsteinen geschmücktes Paradies verheißt, mit wunderschönen jungen Mädchen, mit Weinen und seltenen Speisen, so sehe ich, dass er ein Spötter ist, der sich unserer Dummheit beugt, um uns zu besänftigen und uns durch diese Meinungen und Hoffnungen anzulocken, die unserem Appetit als Sterbliche entsprechen".
14.10., ZDF, 9.30 Uhr: "Heiligsprechungen in Rom"
Heute spricht Papst Franziskus Papst Paul VI., den Befreiungstheologen und Erzbischof Oscar Romero sowie die deutsche Ordensgründerin Maria Katharina Kasper heilig. Das ZDF überträgt live aus Rom und beschreibt das Lebenswerk der neuen Heiligen. Vor allem Paul VI. und Oscar Romero prägten die katholische Kirche nachhaltig, lösten aber auch viele kontroverse Debatten aus.
Der Papst (1897 bis 1978) gilt als der große "Konzilspapst". Er stieß viele Reformen in der katholischen Kirche an, die beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) beschlossen worden waren. Zugleich löste er mit seinem Lehrschreiben "Humanae vitae", in dem er die Ablehnung der künstlichen Empfängnisregelung für die katholische Kirche festschrieb, heftige Debatten aus. Viele Katholiken kündigten daraufhin ihrer Kirche die Gefolgschaft auf. Erzbischof Oscar Romero (1917 bis 1980) entwickelte sich im Laufe seines Lebens zu einem der prominentesten Vertreter der Befreiungstheologie in Lateinamerika. Er setzte sich für die Armen und mehr Gerechtigkeit in seinem Heimatland El Salvador ein. 1980 wurde er bei einem Gottesdienst von Militärs erschossen. Von den Menschen wurde er sehr schnell wie ein Heiliger verehrt. Das Verfahren zur Selig- und Heiligsprechung wurde bereits 1990 eröffnet, doch konservative Kräfte in der katholischen Kirche blockierten es lange Zeit. Papst Franziskus, der selbst den Inhalten der Befreiungstheologie nahesteht, änderte das. Schwester Maria Katharina Kasper (1820 bis 1898) stammt aus Dernbach im Westerwald. 1845 gründete sie gemeinsam mit weiteren Frauen einen Verein für Kranken- und Altenpflege, der später in eine religiöse Genossenschaft umgewandelt wurde. 1870 erfolgte die Anerkennung der Gemeinschaft der "Armen Dienstmägde Jesu Christi", auch Dernbacher Schwestern genannt, durch den Vatikan. Heute zählt die Kongregation weltweit rund 600 Schwestern in 87 Niederlassungen. Außerdem spricht Papst Franziskus im Rahmen des Gottesdienstes den italienischen Jugendlichen Nunzio Sulprizio (1817 bis 1836), den Ordensgründer Francesco Spinelli (1853 bis 1913), den Priester Vincenzo Romano (1751 bis 1831) und die argentinische Ordensgründerin Nazaria Ignatia (1889 bis 1943) heilig.
14.10., ARD alpha, 19.15 Uhr: "Schätze der Welt - Erbe der Menschheit: Die Altstadt von Jerusalem"
Die besondere kulturelle Bedeutung Jerusalems liegt in seiner Rolle als religiöses Zentrum der Christen, Juden und Muslime. Vom Anfang des 4. Jahrhunderts bis zur Eroberung durch die Araber 637 war es von Christen beherrscht. Nach christlicher Überlieferung wurde hier Jesus Christus gekreuzigt. Noch heute gedenken Pilger auf der "Via dolorosa" seinem Leidensweg. Im "Coenaculum" soll Jesus sich mit seinen Jüngern zum Abendmahl versammelt haben. Zu den weiteren Stätten des Christentums in Jerusalem zählt die Kirche zum Heiligen Grab, die von sechs verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen verwaltet wird. In ihr befinden sich das Grab von Jesus Christus und das Heiligtum von Golgatha. Auf dem Ölberg entstand eine große Zahl weiterer kleinerer Kirchen. Jerusalem gehört zum Weltkulturerbe.
14.10., ARD alpha, 19.30 Uhr: "Respekt"
"Gutmensch", "Moralkeule", "politisch korrekt": Mit Kampfbegriffen, die politische Gegner und ihre Argumente von vornherein als dumm und naiv abqualifizieren, vergiften vor allem Rechte die Debatte. Gleichzeitig machen sich Hass, Beleidigungen und Anfeindungen breit, und das in einer verletzenden und herabsetzenden Tonlage, der ein Wille zu einem maßvollen Miteinander der Menschen fehlt. Ein gewisser Anstand, könnte man auch sagen. Die Reportage geht der Frage nach, wie gefährlich das ist und wie viel Anstand eine Demokratie braucht. Am Beispiel von Flüchtlingshelferin Petra Nordling oder Fußballjournalistin Claudia Neumann – beide sind Opfer bösartiger Anfeindungen geworden – zeigt die Sendung, wie Betroffene mit dem ungebremsten Hass in den sogenannten sozialen Netzwerken umgehen: Wie kommt es, dass ein Verhalten heute massenhaft auftritt, das noch vor kurzer Zeit als sozial indiskutabel galt? Rainer Maria Jilg trifft den Kolumnisten Axel Hacke, der über den Anstand und seinen Verfall ein ganzes Buch geschrieben hat. Hacke befürchtet, dass der Verlust der bislang gängigen Anstandsnormen der Beginn eines Rückfalls in dunkle Zeiten sein könnte. Der Anfang einer Entwicklung, die unsere Demokratie und unsere Gesellschaftsordnung bedroht. Aber was kann man tun, um dagegenzuhalten? Wie soll man sich anständig verhalten in einer Welt, die immer rücksichtsloser wird? Frank Gaschler, Trainer für gewaltlose Kommunikation, weiß Rat. Von ihm lernt Jilg, wie man mit denen im Gespräch bleibt, die keine Gespräche mehr zulassen wollen.
15.10., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Am rechten Rand"
Nach dem Kyffhäuser-Treffen des äußerst rechten "Flügels" der AfD gab es Angriffe gegen Journalisten. Teilnehmer des Treffens beschädigten eine Kamera und riefen: "Wir kriegen Euch!" Kurz zuvor hatte Alexander Gauland warnte in einer Rede vor dem Aussterben des Deutschen Volkes gewarnt. Der Bundesregierung warf er vor, sie wolle die einheimische Bevölkerung für Einwanderer arbeiten lassen, "damit die in Ruhe Kinder in die Welt setzen und den Bevölkerungsaustausch vollenden können." Nach Szenen wie diesen stellen sich viele Menschen die Frage: Wie radikal ist die AfD? Die Dokumentation von Jana Merkel und Michael Richter zeigt, dass auch Politiker mit einer rechtsextremen Vergangenheit Zugang zu höchsten AfD-Parteiämtern finden und die Partei immer weiter nach rechts außen verschieben. Die AfD, so das Ergebnis der Recherche, ist eingebettet in ein Netzwerk aus radikal rechten Organisationen. Aus diesem Netz speisen sich politische Positionen der AfD und auch ihr Personal. Da sind zum Beispiel national-völkische Burschenschafter, die im Bundestag und den Landtagen als Abgeordnete oder Mitarbeiter der AfD-Fraktionen tätig sind. Da sind die "Identitären", eine vom Verfassungsschutz beobachtete rechtsextreme Gruppe, mit denen AfD-Politiker trotz eines Unvereinbarkeitsbeschlusses der Partei unverhohlen sympathisieren und sie sogar unterstützen. Die "Identitären" sind eine Gruppe aus jungen Akteuren, von denen viele zuvor in rechtsextremen Kreisen aktiv waren. Sie sprechen nicht von "Rasse" und vom "Dritten Reich", weil sie gelernt haben, dass die Mitte der Gesellschaft mit alten rechtsextremen Parolen nicht zu erreichen ist. Deshalb benutzen sie neue Begriffe wie "Identität" und "Kultur" und geben sich in ihren ästhetisch und modern aufgemachten Videos betont friedlich. Aber der Schein trügt, warnt Christian Weißgerber. Er ist vor einigen Jahren aus der Neonaziszene ausgestiegen und erkennt einige seiner ehemaligen Kameraden jetzt bei den "Identitären". Deren Ideen seien nach wie vor die alten: Rassismus und Ausgrenzung.
15.10., ARD, 23.30 Uhr: "Die Story im Ersten: Unsere Täter, die Priester"
Es ist ein gängiger Vorwurf: Die katholische Kirche deckt sexuellen Missbrauch in den eigenen Reihen, versetzt den Täter geräuschlos auf einer andere Stelle, unterstützt die Opfer nicht oder kaum. Spätestens seit dem Missbrauchsskandal 2010 sollte sich das hierzulande geändert haben: Die Kirche versprach damals Offenheit und Wiedergutmachung. Der Film von Eva Müller zeigt, wie es zwei befreundeten Priestern über fünf Jahrzehnte gelingt, unbehelligt davon zu kommen. Ihre Opfer warten bis heute auf Unterstützung. Weil die Kirchenoberen ihren Fall nur unzureichend aufklären, macht sich einer der Betroffenen selbst auf die Suche.
15.10., ZDF, 0.20 Uhr: "Schule, Schule - Die Zeit nach Berg Fidel"
Vor einigen Jahren hat die Langzeitbeobachtung "Berg Fidel - eine Schule für alle" vier Kinder während ihrer Zeit an einer inklusiven Grundschule begleitet. David, Jakob, Anita und Samira haben in der Schule "Berg Fidel" in Münster in altersgemischten Klassen gelernt. Körperliche, geistige oder soziale Beeinträchtigungen spielten dabei keine große Rolle. Der Film zeigte, wie die Kinder trotz unterschiedlichster Beeinträchtigungen erfolgreich miteinander Lernen und regte zu gesellschaftlichen Überlegungen an: Wenn man nicht bereits als Kind lernt, dass die Welt aus den unterschiedlichsten Menschen besteht, wann dann? Warum sollte man eine gut funktionierende Gemeinschaft in jungen Jahren aufteilen und dadurch schon früh die Weichen fürs spätere Leben stellen? Sechs Jahre später hat die Regisseurin Hella Wenders die Kinder, mittlerweile Teenager, erneut aufgesucht. Nach der vierten Klasse musste sich das Quartett trennen und auf unterschiedliche weiterführende Schulen wechseln. Erneut hat die Filmemacherin ihre Protagonisten ein Schuljahr lang auf ihren jeweiligen weiterführenden Schulen und in ihrer Freizeit mit der Kamera begleitet. Während David in seiner Freizeit eigene Lieder komponiert, hat sein Bruder Jakob bereits die erste Freundin. Anita muss rund um die Uhr um ihren Schulabschluss kämpfen, während sich Samira fragt, ob sie wohl am nächsten Tag noch in ihrer Clique willkommen ist oder nicht. Träume, Hoffnungen, Ängste, Sorgen inmitten der Pubertät: Der Film lässt die Zuschauer erleben, wie die Kinder lernen, mit Leistungsdruck, wechselnden Gemütszuständen und der Suche nach Anerkennung in ihrem Alltag zurechtzukommen. Schule, Familie und Freundschaft sind hierbei wichtige Ankerpunkte. Der Film macht deutlich: In einer menschlichen Gesellschaft brauchen eigentlich alle Inklusion, weil jeder Mensch seine Defizite hat.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
15.10., 3sat, 23.45 Uhr: "37 Grad: Nicht ohne meine Kinder"
Im Zuge der Globalisierung, der Freizügigkeit innerhalb der EU, der Migration aus Drittländern und der zunehmenden Mobilität wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln zueinanderfinden. Wenn diese Beziehungen auseinanderbrechen, kommt es oftmals zu Schwierigkeiten, wenn ein Partner mit dem Kind in sein Heimatland zurückkehren möchte. Etwa 20 Prozent der in Deutschland geborenen Kinder haben einen ausländischen Elternteil. Jedes Jahr werden mehrere Hundert Kinder von einem Elternteil ins Ausland entführt. Der andere steht nicht nur ohne Kind da. Jennifer Gunia stellt in ihrer Reportage zwei betroffene Elternteile vor. Wenn Katharina, eine Ärztin aus Hannover, ihre Töchter sehen will, muss sie nach Tunesien fliegen. Das Schlimmste, sagt sie, sei es, immer wieder alleine nach Hause zu fahren. Tunesien ist das Heimatland des Vaters ihrer zwei Kinder, hier leben die beiden Mädchen seit fast drei Jahren, gegen den Willen der Mutter. Sie war jahrelang mit dem Vater der Kinder verheiratet, auch nach der Trennung hatten sich beide zunächst gut arrangiert. Sie war einverstanden, als er ihr vorschlug, mit den Kindern, damals sechs und acht Jahre alt, in seine Heimat zu fliegen, angeblich, um die Großeltern zu besuchen. Das war 2015; seither sind sie nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt. Katharina hat zwar inzwischen sowohl in Deutschland als auch in Tunesien das alleinige Sorgerecht für die Mädchen, aber die tunesischen Behörden setzen das geltende Recht nicht durch. So oft sie kann, fliegt Katharina nach Tunesien, um sich mit dem Jugendamt und den Gerichten auseinanderzusetzen; bisher vergeblich. Absurderweise sitzt ihr Ex-Mann seit einiger Zeit in Hannover im Gefängnis: wegen Kindesentzug; die Kinder leben bei seinen Großeltern. Zweiter Protagonist der Sendung ist Jürgen. Er hat sich mit seiner in der Nähe lebenden polnischen Ex-Freundin das Sorgerecht für den gemeinsamen vierjährigen Sohn geteilt. Als er 2017 aus dem Urlaub zurückkehrte, waren die Frau und sein Sohn verschwunden: Die Mutter hatte den Jungen nach Polen verschleppt. Anders als Tunesien ist Polen EU-Mitglied. Der Staat hat das Haager Kindesentführungsübereinkommen unterschrieben; Ziel und Zweck dieser Regelung ist es, ein Kind möglichst schnell in den Staat des bisherigen Wohnsitzes zurückzubringen. Trotzdem muss Jürgen seit einem Jahr einen Rechtsstreit führen; die Mutter versucht mit Erfolg, das Verfahren so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Geschichten von Katharina und Jürgen sind gänzlich unterschiedlich, aber beide eint die Hoffnung darauf, ihre Kinder irgendwann zurückbekommen.
16.10., ZDFinfo, 20.15 Uhr: "Geheimnisse der Kirche"
In der Reihe hinterfragt der kanadisch-israelische Journalist Simcha Jacobovici, wie viel Wahrheitsgehalt in den Verschwörungstheorien steckt, die sich um biblische Erzählungen ranken. In den ersten beiden Folgen ging es um Jesu Kreuzigung. Teil drei geht den Gerüchten nach, Jesus habe eine Ehefrau gehabt. Ein Manuskript aus der British Library scheint ein erster schriftlicher Beweis zu sein. Teil vier befasst sich mit einem "Rätsel um Maria": Michelangelos berühmte Plastik, die Pietà, zeigt die Jungfrau Maria mit ihrem gekreuzigten Sohn. Eine Terrakotta-Skulptur mit geheimen Symbolen soll angeblich als Vorlage gedient haben.
16.10., ZDFinfo, 22.15 Uhr: "Die Inquisition"
Der Begriff Inquisition steht heute für eine der brutalsten Terrororganisationen der Geschichte. Mit ihrer Hilfe versetzten Kirche, Kaiser und Könige seit dem Hochmittelalter Europa in Angst und Schrecken. Die Reihe "Inquisition" zeigt, wie und warum religiöse Fanatiker und Psychopathen im Namen des Christentums ungestraft und mancherorts jahrhundertelang massenhaft foltern und morden konnten. Es geht um Täter und Opfer, um gnadenlose Gerichtsverfahren und grausame Strafen, kurz: um Leben und Tod. Die vierteilige Reihe startet mit einer Dokumentation über die religiöse Verfolgung in England. Sie beginnt, als Heinrich VIII. sich 1534 von der katholischen Kirche lossagt und die Church of England gründet. Viele Katholiken werden verhaftet und exekutiert. Seine Tochter Mary I. vollzieht eine schicksalhafte Wende. Während ihrer kurzen Regentschaft werden nun Protestanten wegen Ketzerei hingerichtet. Unter Elizabeth I. sind erneut die Katholiken das Ziel der Verfolgung.Templer. Sie gehören zu den einflussreichsten Ritterorden des Mittelalters. Ihre Macht war dem französischen König zu groß. Gnadenlos ließ er sie verfolgen, foltern und umbringen. Als willfährige Helfer erwiesen sich die Vertreter der Inquisition. Sie bezichtigten die Gotteskrieger der Ketzerei und Verderbtheit. Ähnlich lauten die Vorwürfe gegen die in Südfrankreich lebenden Katharer. Auch hier schreiten die Inquisitoren zu blutiger Tat. In den weiteren Teilen geht es unter anderem um die Ketzerverfolgung Ende des 15. Jahrhunderts in Spanien, der vor allem Juden und Moslems zum Opfer fielen.
17.10., WDR, 22.10 Uhr: "Grenzen dicht! Europas Schutzwall in Afrika"
Europas Regierungen atmen auf: Die Zahl der Flüchtlinge aus afrikanischen Staaten sinkt. Aber zu welchem Preis? Die ehemalige Nairobi-Korrespondentin der ARD, Shafagh Laghai, hat sich entlang des neuen Grenzwalls, den Europa quer durch Afrika aufgebaut hat, auf Spurensuche begeben. Ihre Reise beginnt in Mali, wo die Bundeswehr nicht nur Terrorismus bekämpft, sondern auch dazu beitragen soll, Migration zu verhindern; Mali gilt als eines der wichtigsten Transitländer für Menschen aus Westafrika. Das Ziel der europäischen Regierungen: Flüchtlinge sollen aufgehalten werden auf ihrem Weg nach Europa. Das gleiche Ziel verfolgt die Bundesregierung gemeinsam mit ihren europäischen Partnern auch in Niger. Mithilfe milliardenschwerer Investitionen soll hier der Sicherheitsapparat ausgebaut werden, um die Grenze undurchdringlich zu machen. Laghai zeigt gemeinsam mit ihrem Team, was das für die Menschen bedeutet, die in den Ländern leben oder immer noch auf der Flucht sind. Auf ihrem Weg entlang der afrikanischen Fluchtrouten begegnen sie ehemaligen Fluchthelfern, die nicht wissen, wovon sie heute leben sollen und Menschen, die nach gefährlichen Alternativen quer durch die Wüste suchen. Sie treffen junge Männer, die aus Deutschland abgeschoben wurden und jetzt von ihren Familien verbannt wurden, weil sie als Versager gelten. Und sie besuchen eine Farm, die mit europäischer Entwicklungshilfe aufgebaut werden sollte und wo das Versprechen gebrochen wurde, Fluchtursachen wirksam zu bekämpfen. Die Reportage zeigt, dass Europas Politik vor allem den korrupten Eliten und Diktatoren afrikanischer Staaten hilft, aber nicht den Menschen, für die Flucht auch weiterhin die einzige Alternative zu sein scheint.
17.10., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Zum Fressen gern - Welche Rechte haben Tiere?"
Unsere Gesellschaft teilt Tiere in zwei Kategorien: als Ware zum Schlachten und Essen und als Haustier zum Liebhaben und Kuscheln. Eine ambivalente Einstellung zu Tieren hat auch das Bürgerliche Gesetzbuch in Deutschland: "Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt. Auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist." Die Ausgabe von "Stationen" geht der Frage nach, welche Rechte Tiere haben - als überzüchtete Freunde des Menschen, als Amüsement im Zirkus oder in Mastbetrieben als Massenware für den Supermarkt.
18.10., 3sat, 20.15 Uhr: "Klasse Lehrer?"
Lauter umfassender Studien ist eine gute Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden der wichtigste Faktor für den Lernerfolg ist ; aber Lehrer hinterfragen ihr Verhalten und ihren Unterricht viel zu selten. Der Film geht der Frage nach, was einen guten Lehrer aus macht.
Reporter Johan von Mirbach trifft Pädagogen, wirft einen kritischen Blick auf die Ausbildung und schaut über den Tellerrand. Noch immer vermittelt das Studium vor allem Fachwissen und zu wenig pädagogische Kompetenzen. Außerdem sind manche Studierende völlig ungeeignet für den Beruf des Lehrers und merken das zu spät. An der Universität Passau gibt es einen deutschlandweit einmaligen Eignungstest. Wie in einem Assessment-Center präsentieren sich die Studienanwärter. Norbert Seibert, Professor für Schulpädagogik, rät am Schluss einigen vom Studium ab. Der Test ist freiwillig. In Finnland ist das anders. An der Universität Helsinki will man von vornherein pädagogisch ungeeignete Kandidaten ausschließen. Nur zehn Prozent aller Lehramtsanwärter bestehen den Test. Anders als in Deutschland sammeln die Studierenden von Anfang an praktische Erfahrungen an den Schulen, nehmen am Unterricht teil und werden von den Lehrern beurteilt. Aber viele Lehrer wehren sich gegen Bewertungen. Die Hermann-Lietz-Schule auf Spiekeroog geht einen anderen Weg. Sie folgt den Erkenntnissen des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie. Seine These: Lehrer brauchen Feedback, um ihre Methoden optimal auf die Schüler einzustellen. Deshalb beurteilen die Schüler Unterricht, Verständlichkeit und auch das Vertrauensverhältnis. Lange waren Lehrer Einzelkämpfer. Langsam ändert sich das. An der Berliner Heinz-Brandt-Schule arbeiten multiprofessionelle Teams aus Lehrern und Pädagogen zusammen, beraten und unterstützen sich gegenseitig. Noch gibt es zu wenig von diesen Ansätzen. Es wird Zeit, die Qualität der Lehrenden unter die Lupe zu nehmen. Im Anschluss (21.00 Uhr) diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen über die Frage, wer die Schule wirklich reformiert, welches Bildungsverständnis wir brauchen, und welche Werte die Schule vermitteln soll.
18.10., Arte, 19.40 Uhr: "Re: Leben bis zuletzt - Vom Umgang mit dem Tod"
Jeder zweite Deutsche stirbt im Krankenhaus. Dabei ginge es auch anders: zu Hause, gut umsorgt und nicht alleine. Die Reportage zeigt, wie Menschen, Städte und Gemeinden sich darum bemühen, Sterben und Tod zu enttabuisieren und wieder mehr in den Alltag zu integrieren. Die 37-jährige Jana zum Beispiel ist sterbenskrank, drei Chemo-Therapien haben keinen Erfolg gebracht. Jetzt hat sie sich entschieden, die letzte Lebensphase selbst in die Hand zu nehmen: mit einem neuen Projekt, einem eigenen kleinen Laden. Über ihre Krankheit redet sie ganz offen. Der Tod als Tabu: In England soll damit jetzt Schluss sein. Immer mehr Bürger kümmern sich darum, das Sterben ins Bewusstsein zu holen und in den Alltag zu integrieren. London erlebt gerade einen Boom der sogenannten "Death Cafés". Dort treffen sich Menschen zum Tee, um mit Fremden über den Tod zu sprechen. Im südenglischen Plymouth werden Sterbende mit einer Vielzahl von Unterstützungsangeboten umsorgt und wieder aus den Krankenhäusern und Hospizen zurück in die Familien gebracht. Die Stadt ist wie 140 Städte weltweit eine "Caring Community", zu Deutsch eine "Sorgende Gemeinde", und verfolgt ein zukunftsweisendes Konzept. Das schwäbische Heidenheim ist die erste "Caring Community" in Deutschland. Nachbarn schließen so genannte Wahlverwandtschaften und helfen sich gegenseitig. Wer sich gut kennt, sorgt dann auch am Lebensende füreinander. Denn Sterben beginnt dort, wo Menschen leben, lieben und arbeiten, alt werden, trauern und mit ihrer Endlichkeit zurechtkommen müssen: zu Hause. Die Beschäftigung mit dem Tod "zu Lebzeiten" kann ein Gewinn sein. Deshalb zimmert eine Gruppe Interessierter im niedersächsischen Kirchlinteln gemeinsam einen Sarg. Dabei reden sie über Gott, die Welt und den Sensenmann reden; auch das hilft, Tod und Trauer wieder mehr in den Alltag zu integrieren.
18.10., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Sie haben mir mein Kind genommen"
Marion Waade kämpft. Sie ist viel unterwegs, um sich mit anderen betroffenen Angehörigen zu treffen. Allen ist es wie ihr selbst ergangen: Sie haben ein Kind durch Mord verloren. Anschließend fühlen sich die Opfereltern allein gelassen inmitten einer chaotischen Zeit, in der regelmäßig familiäre Welten einstürzen und Lebensträume zerplatzen. Viele leiden unter jahrelangen Depressionen oder Schuldgefühlen. Oft gilt es zusätzlich, komplexe juristische Prozesse rund um den Tod ihrer Kinder durchzustehen. Eine staatliche Anlaufstelle für solche traumatisierten Angehörigen fehle, klagt Marion Waade, oft würden Opferentschädigungen oder Reha-Maßnahmen gar nicht oder erst nach Jahren gezahlt. Deshalb hat die Berlinerin jetzt selbst einen Hilfsverein gegründet: von Angehörigen für Angehörige von Mordopfern. Eine von ihnen ist Miriam Lutz. Die 48-jährige Krankenschwester musste ihren Job aufgeben, um ihre kleine Enkelin zu betreuen. Denn ihre Tochter, die Mutter der Kleinen, wurde letztes Jahr von ihrem eifersüchtigen Ehemann getötet. Nun kämpft die Großmutter darum, dass die kleine Enkeltochter weiterhin bei ihr leben darf. Ein ähnliches Schicksal hat auch Lisa Siewe aus Köln. Die alleinerziehende Mutter verlor ihren 19-jährigen Sohn durch eine Messerattacke nach einer Partynacht. Mittlerweile ist der Haupttäter zu fünfeinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt worden, ein aus ihrer Sicht zu mildes Urteil. Doch schlimmer noch, erzählt sie, sei ihr Kampf zurück ins alltägliche Leben. Wie schafft sie es, ihren zwei jüngeren Kindern wieder ein normales Leben bieten zu können? Hilfen gebe es so gut wie keine. Ständig müsse sie "um alles betteln", und immer wieder die "Mordgeschichte" aufs Neue erzählen. Marion Waade kennt diese Situation aus eigener Erfahrung: "Genau darum brauchen die betroffenen Eltern selbst einen staatlich anerkannten Opferstatus", erklärt sie, "denn auch sie wurden ja zum Opfer von Gewalt: einer psychischen Gewalt, die sie durch den Tod ihrer Kinder erlitten haben". Dafür brauche es ein neues gesellschaftliches Bewusstsein und bessere Gesetze.
18.10., WDR, 23.25 Uhr: "Der Tod muss warten"
Blutwäsche, Beatmung, künstliche Ernährung: Die Medizin hat so große Fortschritte gemacht, dass heute Menschen am Leben erhalten werden können, denen Ärzte vor einigen Jahren noch gar nicht helfen konnten. Zur Lebensrettung sind diese Verfahren sinnvoll; werden sie jedoch zur Verlängerung eines Sterbeprozesses eingesetzt, sind sie leidvolle Übertherapie. Der Film fragt: Verhindert unser Gesundheitssystem durch falsche finanzielle Anreize einen "guten" Tod?
Welche Entscheidungen müssen Ärzte und Pfleger und welche Patienten und Angehörige treffen? Und was ist überhaupt ein "guter" Tod? "Ungefähr ein Drittel der Gesundheitskosten eines jeden Patienten fallen in den letzten ein bis zwei Lebensjahren an. Das ist jährlich ein dreistelliger Milliardenbetrag", sagt Gian Domenico Borasio, Palliativarzt im Universitätsspital Lausanne. "Es gibt durchaus Menschen und Firmen, die daran interessiert sind, aus dieser Lebensphase maximalen Profit zu schlagen." Die meisten Menschen wünschen sich, am Lebensende nicht ins Krankenhaus zu kommen, aber jeder Zweite stirbt dort, oft bis zum Ende maximal therapiert.