18.8., Phoenix, 20.15 Uhr: "Geheimauftrag Pontifex - Der Vatikan im Kalten Krieg"
Der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan war davon überzeugt, dass der Vatikan neben den USA und der Sowjetunion die dritte Supermacht sei. Nirgendwo sonst auf der Welt tummelten sich auf engstem Raum so viele Spione aus allen Lagern. Selbst die ostdeutsche Stasi platzierte Topagenten im Umfeld des Papstes. Durch die Wahl von Johannes Paul II. rückte der Vatikan noch stärker ins Zentrum der Auseinandersetzung zwischen Ostblock und westlicher Welt. Einerseits unterstützte er massiv die polnische Oppositionsbewegung, andererseits trat er als Kapitalismuskritiker auf. Die Schüsse des Ali Agca auf Papst Johannes Paul II. im Jahr 1981 zählen bis heute zu den ungelösten Rätseln des Vatikans, verbunden mit zahlreichen falschen Fährten, Lügen, Täuschungen und Intrigen. Das knapp gescheiterte Attentat war der vorläufige Höhepunkt einer Auseinandersetzung zwischen der westlichen Welt und den Oststaaten, die Jahre später in den Zusammenbruch des sozialistischen Machtblocks mündete. Die zweiteilige Dokumentation beleuchtet die nur wenig bekannte Rolle des Vatikans im Kalten Krieg. Investigative Recherchen, seltene Archivaufnahmen sowie aufwendige Dreharbeiten in Italien, Polen, den USA und Deutschland sorgen für einen dokumentarischen Thriller mit überraschenden Einsichten. Zu Wort kommen Interviewpartner wie der polnische Geheimdienstmitarbeiter Tomasz Turowski, der in Rom Johannes Paul II. für den Ostblock ausspionierte, Richard V. Allen, der nationale Sicherheitsberater der USA in der Zeit des Papstattentates, einflussreiche Vatikanfunktionäre und italienische Ermittlungsrichter. Manche von ihnen, etwa der Chef einer geheimen Operation der ostdeutschen Stasi in Warschau oder John Lenczowski, Reagans wichtigster Berater in sowjetischen Angelegenheiten, haben bislang noch nie vor einer Kamera über die Ereignisse gesprochen. Zugespitzt auf die Geschehnisse im kleinsten Staat der Welt, dem Vatikan, entsteht ein einzigartiges Porträt des dramatischen Kampfes zweier Weltsysteme.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
18.8., ZDFinfo, 20.15 Uhr: "Geheimnisse der Kirche"
In der hinterfragt der kanadisch-israelische Journalist Simcha Jacobovici, wie viel Wahrheitsgehalt in den Verschwörungstheorien steckt, die sich um biblische Erzählungen ranken. In den ersten beiden Folgen ging es um Jesu Kreuzigung. Teil drei geht den Gerüchten nach, Jesus habe eine Ehefrau gehabt. Ein Manuskript aus der British Library scheint ein erster schriftlicher Beweis zu sein. Teil vier befasst sich mit einem "Rätsel um Maria": Michelangelos berühmte Plastik, die Pietà, zeigt die Jungfrau Maria mit ihrem gekreuzigten Sohn. Eine Terrakotta-Skulptur mit geheimen Symbolen soll angeblich als Vorlage gedient haben.
19.8., ARD alpha, 22.00 Uhr: "Auf ein Wort... Neid"
Wie kommt das Böse in die Welt? Was ist Wahrheit? Kann der Mensch die Wahrheit erkennen? Ist Gott allmächtig? Fragen, die sich jedermann stellt. In der neuen Reihe diskutiert Michel Friedman mit renommierten Geisteswissenschaftlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Grundsatzfragen unserer Zeit. Der Moderator und Philosoph begibt sich mit seinen Gästen auf eine Gedankenreise, erkundet die Dialektik scheinbar eindeutiger Begriffe. Sein heutiger Gast, Sighard Neckel, ist Professor für Gesellschaftsanalyse und sozialen Wandel an der Universität Hamburg. Er forscht unter anderem zur Soziologie der Gefühle sowie zur Soziologie des Ökonomischen und zur Politischen Soziologie.
19.8., ARD alpha, 22.45 Uhr: "Streetphilosophy: Empört Euch!"
Was taugt als Guideline fürs Leben? Wer sind wir und wie wollen wir leben? Fernab vom Elfenbeinturm bringt "Streetphilosophy" die wirklich wichtigen Fragen des Lebens dorthin zurück, wo sie entstehen: auf die Straße, unter die Menschen, in die Dönerbuden und "Spätis" (Läden, die bis spät in die Nacht geöffnet sind): vom Denkerstübchen raus auf die Straßen von Kreuzberg und Neukölln. Stellvertretend für die "Generation Y" stellt Jonas diesmal die Frage, welche Verantwortung er für andere Menschen trägt. Die Handlungsmaxime, die er überprüft, heißt "Empört Euch!" Wir spüren es alle: Es geht ungerecht zu auf der Welt. Die einen leben im Überfluss, die anderen sind auf der Flucht. Aber warum, fragt er sich, sollten wir uns für das Leid anderer Menschen interessieren?
20.8., 3sat, 22.25 Uhr: "Deportation Class"
Sie kommen in der Nacht, sie reißen Familien aus dem Schlaf, geben ihnen eine halbe Stunde Zeit zum Packen und setzen sie in ein Flugzeug: Sogenannte Zuführkommandos von Polizei und Ausländerbehörden haben 2016 rund 25.000 Asylbewerber aus Deutschland abgeschoben.
Was macht eine Abschiebung mit den Männern, Frauen und Kindern? Doch was bedeutet eine Abschiebung eigentlich? Und was macht sie mit den Männern, Frauen und Kindern, die abgeschoben werden? Der preisgekrönte Dokumentarfilm "Deportation Class" zeichnet erstmals ein umfassendes Bild dieser staatlichen Zwangsmaßnahmen: von der monatelangen Planung einer Sammelabschiebung über den nächtlichen Großeinsatz in den Unterkünften der Asylbewerber bis zu ihrer Ankunft im Heimatland und der Frage, was die Menschen dort erwartet.
Nach monatelangen Recherchen hatten die Grimme-Preisträger Carsten Rau und Hauke Wendler, die zu diesem Thema vor ein paar Jahren bereits den mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm "Wadim" realisierten, erstmals die Möglichkeit, eine Sammelabschiebung zu filmen. Dabei wurden 200 Asylbewerber von Mecklenburg-Vorpommern nach Albanien ausgeflogen: Bewegende, teils schockierende Bilder, die in Deutschland so noch nicht zu sehen waren. Der Dokumentarfilm zeichnet aber nicht nur ein präzises, nüchternes Bild dieser nächtlichen Abschiebungen. Der Film gibt auch denjenigen ein Gesicht, eine Stimme und damit ihre Würde zurück, die in den Nachrichten nicht zu Wort kommen: Menschen wie Gezim, der in Deutschland auf eine bessere Zukunft für seine Kinder hoffte und ohnmächtig zusehen muss, wie seine Träume zerplatzen. Oder die Familie von Elidor und Angjela, die vor der Blutrache flüchten musste und nach der Abschiebung in Albanien ins Bodenlose stürzt.
20.8., 3sat, 23.50 Uhr: "37 Grad: Sag mir, wo die Frauen sind"
"Das Leben ohne Frau ist ein sinnloses Leben", sagt Uwe (50) aus Leuna. "Manchmal mach' ich den Fernseher nur an, um Stimmen zu hören", erzählt Olaf (41) von der Insel Usedom. Und Stefan (29) aus dem Erzgebirge findet es nicht gut, dass Beziehungen heute so schnell in die Brüche gehen. Die drei Männer kommen eigentlich gut an bei den Frauen. Trotzdem sind sie schon länger Single und leben seit mehreren Jahren unfreiwillig allein. Statistiken und Studien zeigen: Das liegt nicht an ihnen. In Ostdeutschland fehlen auf dem Land und in den Kleinstädten die Frauen. Die Männer finden Arbeit in handwerklichen Berufen, doch die Frauen gehen weg, weil sie sich in den Städten eine bessere Zukunft erhoffen. So kommt es, dass in manchen ländlichen Regionen Ostdeutschlands 20 Prozent mehr Männer als Frauen leben. Besonders die jungen Männer haben es schwer, eine Partnerin zu finden. Olaf betreibt ein Sägewerk und züchtet Pferde. Im Sommer organisiert er Ausritte, so lernt er immer viele Frauen kennen. Doch er fragt sich, warum bisher keine länger bei ihm bleiben wollte. Liegt es vielleicht daran, dass er so viel arbeitet und in einem Wohnwagen wohnt? Uwe sammelt und verkauft Ersatzteile für DDR-Oldtimer. Auf Trödelmärkten trifft er Gleichgesinnte und fühlt sich nicht so allein. Er versucht über eine Dating-Sendung im Radio seine Traumfrau zu finden. Bio-Bauer Stefan mag seine Arbeit, hat viele Freunde und lebt gern auf dem Land. Doch wird er sich jemals wieder verlieben, wenn er seinen Hof nicht verlässt? Die Dokumentation zeigt, wie die drei Protagonisten ihr Single-Dasein meistern und sich der schwierigen Herausforderung stellen, in ihrer Region eine Partnerin zu finden.
20.8., Arte, 19.40 Uhr: "Re: Eine unmögliche Reise?"
Länger als vier Jahre hat Nidal Bulbul, ein in Gaza geborener Palästinenser mit deutschem Pass, seine Eltern und die zehn Geschwister nicht gesehen. In Berlin hat der ehemalige Reporter ein gut gehendes Café aufgebaut. Er hat Freunde, ein neues Leben. Das aber wird immer begleitet von der Sorge um die Familie in der alten Heimat. Ein Gefühl, mit dem sehr viele Menschen leben müssen, die in Europa Schutz vor Krieg oder Verfolgung gefunden haben. Als im Sommer alles auf eine neue Eskalation zwischen Israel und Gaza hindeutet, wirft Nidal von einem Tag auf den anderen alles hin. Er verkauft sein Café, gibt seinen Hund zu Freunden und bricht nach Gaza auf. Dorthin kommt man aber nur auf zwei Wegen: Entweder durch Ägypten oder durch Israel. Nidal will es über Israel versuchen. Aber werden die israelischen Behörden seinen deutschen Pass akzeptieren und ihn durchs Land nach Gaza reisen lassen? Gewährt die radikal islamische Hamas-Regierung im Gazastreifen ihm die Einreise? Die Reportage berichtet über einen emotionalen Trip mit vielen Unbekannten.
21.8., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Die Schicksalswender"
Sozialarbeiter helfen Menschen, die auf der Schattenseite unserer Gesellschaft stehen. Für diese verantwortungsvolle Arbeit werden sie schlecht bezahlt und müssen einige Belastungen aushalten. Daniela Hoyer hat zwei von ihnen begleitet. Beide leben und arbeiten im Ruhrgebiet. Sabine B. hilft, alten Menschen, so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Pablo M. unterstützt in Gelsenkirchen Familien, in denen häufig das Wohl der Kinder gefährdet ist. Sabine B. ist seit dreißig Jahren Sozialarbeiterin. Die 57-Jährige leitet das Seniorenbüro Süd, eine Außenstelle des Sozialamts Bochum. Weitgehend auf sich allein gestellt, kümmert sie sich in fünf Stadtteilen um alte Menschen, die durch Krankheit, Schicksalsschläge oder das Nachlassen der körperlichen und geistigen Kräfte ihr Leben nicht mehr im Griff haben. Oft leben diese Menschen allein und haben keine Angehörigen mehr. Sabine B. unterstützt die Senioren bei der Organisation ambulanter Hilfen wie Pflegedienst, Essen auf Rädern oder gesetzliche Betreuung. Sie erledigt Telefonate oder hilft bei der Suche nach einer barrierefreien Wohnung. Und sie hat immer ein offenes Ohr für die alten Menschen, etwa, wenn sie einen Angehörigen verlieren und allein zurückbleiben.
Zu ihren Schutzbefohlenen gehört auch Frau K., die an einer schnell fortschreitenden Frühdemenz erkrankt ist. Wenn Sabine B. sie nicht daran erinnert, vergisst Frau K. sogar zu essen. Die 66-Jährige wiegt nur noch 39 Kilogramm. Die Sozialarbeiterin muss entscheiden, ob es noch zu verantworten ist, Frau K. allein wohnen zu lassen. Auch Pablo M. kennt solche Fälle, die ihn manchmal bis in den Schlaf verfolgen. Der 35-Jährige ist sozialpädagogischer Familienhelfer bei der Diakonie in Gelsenkirchen. Er hilft jungen Familien, in ihrem Leben wieder einen Anker zu finden. Häufig betreut er alleinerziehende Mütter und Väter, bei denen das Wohl der Kinder gefährdet ist. Pablo M. arbeitet im Auftrag des Jugendamts und spricht Empfehlungen dazu aus, ob Kinder eventuell aus den Familien herausgenommen werden sollten. Das ist viel Verantwortung für den Sozialarbeiter. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen versucht er, zu den Menschen durchzudringen. Als Vermittler zwischen Amt und Familie erfüllt er eine wichtige Kontrollfunktion. Auf ihrem jeweiligen Gebiet übernehmen die beiden Sozialarbeiter viel Verantwortung. Hautnah erleben sie Fälle von Einsamkeit, Überforderung und Verwahrlosung, aber immer wieder auch Momente stillen Glücks, wenn ihre Hilfe Früchte trägt.
21.8., Arte, 22.10 Uhr: "Mekka"
Am 20. November 1979 um 5.30 Uhr Ortszeit stürmten mehrere Hundert schwer bewaffnete Männer die Große Moschee in Mekka und verwandelten die heiligste Stätte des Islam in eine unbezwingbare Festung. Die Rebellen forderten die Abdankung der saudi-arabischen Königsfamilie, die Ausweisung aller "gottlosen" Ausländer und den Wiederaufbau eines radikalislamischen Staats.
Zwei Wochen dauerte die Besetzung, bei der knapp tausend Menschen ums Leben kamen. Die Armee des saudi-arabischen Königshauses bekam den heiligen Ort nur mit der Hilfe der neu aufgebauten französischen Anti-Terror-Einheit der Gendarmerie und dem Einsatz von Gas wieder unter Kontrolle. Heute kann davon ausgegangen werden, dass das lange totgeschwiegene Ereignis wahrscheinlich die Geburtsstunde des islamistischen Terrors war. Regisseur Dirk van den Berg sprach während seiner fünfjährigen Recherchen exklusiv mit Protagonisten und Zeugen des dramatischen Ereignisses, erhielt Zugang zu bis dato unbekannten Privatarchiven aus Militär- und Zivilkreisen und analysierte die Aussagen von arabischen, französischen und amerikanischen Geheimdienstmitarbeitern. Sein Dokumentarfilm zeigt, wie das Zusammenspiel von historischen, politischen und religiösen Umständen zu dem blutigen Gewaltakt der Islamistengruppe führte, und inwiefern die Besetzung der Großen Moschee ein Kapitel in der saudi-arabischen Geschichte beendete, das mit dem Dollarsegen aus der Ölindustrie so vielversprechend begonnen hatte.
Zudem verdeutlicht er die Folgen: Nach dem blutigen Zwischenfall ließ das saudische Königshaus den wahhabitischen Fundamentalisten weitgehend freie Hand; ihre radikalsten Vertreter wurden weit weggeschickt und predigen seither in Afghanistan und dem Rest der Welt.
22.8., Arte, 19.40 Uhr: "Re: Arme Rentner, reiche Rentner"
Immer mehr Deutsche fürchten sich vor der Armut im Alter. Doch dagegen könnte die Politik etwas tun. In Österreich zahlen auch die Beamten und Selbstständigen in die Rentenversicherung ein. Im Schnitt hat jeder Rentner dort 500 Euro mehr als in Deutschland. Und auch in Holland liegt die Grundrente für alle weit über 1.000 Euro. Von solchen Renten kann Werner Huhnstein aus Gelsenkirchen nur träumen. Seit einem Jahr befindet er sich im Ruhestand, doch genießen kann er den nicht. Mit 545 Euro Regelrente und einer Hinterbliebenenrente von 187 Euro zusätzlich, kommt er kaum über die Runden. So jobbt der ehemalige Fernfahrer noch nebenbei als Sargträger, spart an allen Ecken und Enden. Huhnstein ist keine Ausnahme. Immer mehr deutsche Senioren verarmen. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung könnte bald jeder fünfte deutsche Rentner von Altersarmut bedroht sein. Hauptsächlich betroffen: Menschen, die zeitweise wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit oder der Erziehung ihrer Kinder nicht in die Rentenversicherung einzahlen konnten - aber auch Niedrigverdiener, die viele Jahrzehnte gearbeitet haben. Nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, in dem Dörfchen Alphen aan de Maas, lebt die Rentnerin Mariet van der Broeck. Insgesamt hat sie heute mehr Geld zur Verfügung als früher. Während sie als Krankenpflegerin zuletzt gerade einmal auf 950 Euro Monatsverdienst kam, erhält sie heute insgesamt fast 1.500 Euro monatlich. Der Grund: das niederländische Rentensystem, Cappuccinomodell genannt. Als Basis erhält jeder, der mindestens fünfzig Jahre in Holland gelebt hat, eine Grundrente von 1.098 Euro, dazu kommen Betriebsrenten und eine private Altersvorsorge. Auch in Österreich kennen die Senioren die Probleme ihrer deutschen Nachbarn nicht. So kann die ehemalige Hilfsarbeiterin Renate Kauscheder von ihrer Rente gut leben und sogar zweimal im Jahr in Urlaub fahren. 1.009 Euro bekommt sie - und das vierzehn Mal im Jahr. Wie kann das gehen? Österreicher zahlen mehr in die Versicherung ein, der Arbeitnehmeranteil ist größer. Und: In Österreich muss sich jeder an der Finanzierung der Renten beteiligen, in Deutschland gibt es viele Ausnahmen. Holland und Österreich zeigen: Es gibt einen Weg aus der Armutsfalle für Rentner.
22.8., WDR, 22.10 Uhr: "Die Story: Kritisch Reisen: Gutes tun im Urlaub - und wer daran verdient"
Immer mehr junge Reiselustige wollen zwischen Schule und Studium Freiwilligenarbeit leisten in der Dritten Welt. Das macht sich gut im Lebenslauf. Die Nachfrage ist so groß, dass sich neben gemeinnützigen Organisationen auch kommerzielle Reiseanbieter auf dem Markt tummeln. Freiwilligenarbeit im Ausland kostet, für die Reise, Unterkunft und Verpflegung. Aber manche Anbieter berechnen auch Zahlungen für die Hilfsprojekte selbst. Die helfende Hand kann so sehr teuer werden. Entstanden ist eine Branche, die teils seltsame Blüten treibt. Gerade armen Waisenkindern will jeder gerne helfen. Aber es gibt zu wenig Waisen für die vielen Freiwilligen. So gibt es in Nepal Waisenhäuser, wo Kinder noch Eltern haben. Es gibt Fälle, wo Menschenhändler die Kinder aus ärmlichen Dörfern holen. Den Eltern sagt man, dass die Kinder in der Stadt eine bessere Bildung bekommen. Die Kinder werden dann als Waisen deklariert. Und in den Waisenhäusern bekommen sie manchmal gerade nur das Nötigste. Vor Ort stellen die Freiwilligen fest, dass die von ihnen für die Hilfsprojekte gezahlten Zuschüsse offenbar nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil dort landen. Die Reportage zeigt, wie das Geld auf verschlungenen Wegen in den Taschen dubioser Reiseanbieter und ihrer Mittelsmänner landen. Und sie geht der Frage nach, ob die freiwilligen Helfer überhaupt hilfreich sind. Gerne kombinieren die jungen Hilfswilligen die Freiwilligenarbeit mit einem Urlaub. Bali zum Beispiel ist nicht nur Touristen-Hotspot. Überall kann man hier für ein paar Wochen Kinder betreuen, Englisch unterrichten, oder Schildkröten aufziehen. Wie qualifiziert die Bewerber sind, wird häufig nicht geprüft. Für die Freiwilligen ist es eine angenehme Art, Helfen und Urlaub zu verbinden. Was aber bedeutet das für diejenigen, denen sie eigentlich helfen wollten?
22.8., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Melanie - Ein Heimkind kämpft sich durch"
Autorin Alexia Späth beschreibt in ihrem Film, wie sich eine junge Frau ihren Weg in die Selbstständigkeit erarbeitet. Melanie ist 19, es ist Freitagabend, sie will Tanzen gehen, obwohl die laute Musik und die Annäherungsversuche der jungen Männer sie anstrengen. Aber dass sie überhaupt am Abend ausgeht, ist für sie schon ein Erfolg. Denn eigentlich hasst sie die Dunkelheit. Dann kommen die alten Ängste aus ihrer Kindheit hoch, aus der Zeit als Kleinkind im Kinderheim. Seit fünf Jahren wohnt Melanie im Antonia-Werr-Zentrum, einer heilpädagogischen Einrichtung der Oberzeller Franziskanerinnen für traumatisierte Mädchen, nicht weit von Würzburg entfernt. Mit 14 wurde sie von ihren Pflegeeltern, einem evangelischen Pfarrerehepaar, hierher gebracht: verstört, voller Wut, voller Trauer. Ihre Pflegeeltern mussten sich eingestehen, dass sie mit Melanie und ihrem jüngeren Bruder überfordert waren. Auch wenn sie nur das Beste wollten. Sie hatten die beiden aus einem Kinderheim geholt und wollten ihnen eine Familie geben - bei Melanies Vorgeschichte war das nicht möglich. Auch im Zentrum ändert sich zwei Jahre lang nicht viel: Melanie provoziert ihre Erzieherinnen, versucht wegzulaufen, in der Schule macht sie kaum Fortschritte. Die Erzieherinnen geben nicht auf. Nach etwa zwei Jahren beginnt Melanie, sich mit der Situation zu arrangieren und für sich zu kämpfen. Sie schafft einen Schulabschluss, kann eine Ausbildung als Hauwirtschafterin im Zentrum machen. Melanie genießt die Abgeschlossenheit der Einrichtung. Sie fühlt sich beschützt. Das Antonia-Werr-Zentrum wird ihr zu Hause, ihre Familie. Nun aber muss Melanie ausziehen, sie hat einen Job in Würzburg bekommen, doch sie hat Angst: vor der Stadt, vor den vielen Menschen, vor dem Alleinsein.
23.8., Arte, 19.40 Uhr: "Re: Asyl nach Taufe"
Viele muslimische Flüchtlinge lassen sich zum Christentum bekehren und erhalten dadurch die Chance, als Asylbewerber anerkannt zu werden. Denn wenn sie abgeschoben würden, droht ihnen wegen Apostasie (Abwendung von einer Religionszugehörigkeit) in ihrer Heimat das Gefängnis oder sogar die Todesstrafe. Wahrer Glauben, schiere Verzweiflung oder ein neues "Geschäftsmodell mit dem Glauben"? In den Ländern der EU ist die Verfolgung aus religiösen Gründen ein gewichtiger Grund, jemandem Asyl zu gewähren. Hintergrund ist unter anderem die Entscheidung des französischen Cour Nationale du Droit d'Asile vom Oktober 2017. Eine aus dem Iran nach Frankreich geflohene Muslimin konvertierte in Frankreich zur Christin, der Gerichtshof erkannte dies als wichtiges Indiz an, ihr Asyl zu gewähren, weil ihr bei einer Rückkehr in den Iran wegen Apostasie Gefängnis oder sogar die Todesstrafe drohte. Pfarrer Martens von der Evangelisch-Lutherischen Dreifaltigkeitsgemeinde in Berlin Steglitz hat in den letzten Jahren 1.000 Flüchtlinge aus dem Iran und auch aus Afghanistan zum Christentum bekehrt. 2008 war seine Kirche wegen zu weniger Gläubiger von der Schließung bedroht, heute ist sie wieder voll, vor allem mit Gläubigen, die Farsi sprechen. In Yalova im Norden der Türkei predigt der Evangelist Vahid Hakani vor einer kleinen Gemeinde vor allem konvertierter Christen aus dem Iran. Sie ist eine Anlaufstelle für Menschen aus dem Iran, die ohne Visum in die Türkei fliegen können, um von dort aus eventuell nach Europa zu reisen. Vahid Hakani hilft ihnen, zum Christentum zu konvertieren. Die Frage nach dem wahren Glauben an welchen Gott: Für diese Menschen bedeutet die Hinwendung zum Christentum auch die Möglichkeit, ein neues Leben in Freiheit zu beginnen.
23.8., WDR, 22.10 Uhr: "Menschen hautnah: Mama, Papa und die Anderen"
Susanne (34) will ihr Leben radikal ändern. Sie ist schon lange unzufrieden mit der Hausfrauenrolle, in die sie nach der Geburt ihrer beiden Töchter mehr und mehr hineingeraten ist. Die Beziehung zu ihrem Ehemann Sascha (39) kriselt. Sie liebt ihre Kinder. Sie möchte Mutter sein, aber mit der traditionellen Ehe ist jetzt Schluss. Weder Susanne noch Sascha wollen jedoch eine Trennung. Deshalb schlägt Susanne vor, polyamor zu leben. Beiden Partnern soll es erlaubt sein, neben der Ehe weitere Beziehungen zu führen. Susanne lernt Rainer (62) kennen. Der ist zwar fast dreißig Jahre älter als sie, aber sie spürt gleich eine Tiefe, die beide miteinander verbindet. Seither besucht sie Rainer in Berlin oder er kommt für einige Tage ins Haus der Kleinfamilie in Rheinbach bei Bonn.
Susanne fühlt den Ausbruch aus einer Enge, die ihr die Luft abgeschnürt hat. Sie lebt auf, ist euphorisch, entwickelt neue Pläne. Auch jenseits der Liebe möchte sie sich erneuern, vielleicht noch einmal ein Studium anfangen. Vielleicht umziehen nach Berlin, in die Stadt, wo Rainer wohnt.
Ein anderer Rainer lebt mit Karin (57) in einer polyamoren Wohngemeinschaft. Die beiden sind seit vielen Jahren verheiratet. In der Wohnung lebt auch Holger. Auch mit ihm ist Karin zusammen. Alle haben zudem auch noch weitere Beziehungen. Und alle wissen voneinander: Polyamore Menschen glauben, dass zusätzliche Liebesbeziehungen eine Partnerschaft nicht zerstört, vielmehr diese gar belebt. Aber das Gefüge gerät aus dem Gleichgewicht, wenn sich die Beteiligten in weitere Partner verlieben. Eine Reportage über Menschen, die Experimente mit offenem Ausgang leben.
23.8., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Leben in der Landkommune"
Zwanzig Kilometer von Kassel entfernt, mitten im Nirgendwo, findet man die Gemeinschaft "Lebensbogen". Sie hat sich im Sommer 2015 in einem Naturschutzgebiet angesiedelt. 18 Erwachsene und zwei Kinder leben in der Gemeinschaft; eine junge Familie sowie Paare und Singles aus ganz Deutschland. Die Mitglieder dieser Großfamilie sind zwischen zwei und siebzig Jahre alt, von Beruf Schreiner, Heilpraktiker oder Prokuristen. Einige arbeiten außerhalb, die meisten jedoch im Projekt, wo sie ein Café und ein Tagungshaus betreiben. Wichtige Entscheidungen werden einmal pro Woche gemeinsam im Plenum getroffen, das Geld, das sie verdienen, fließt in einen gemeinsamen Topf. Gemeinschaftsökonomie nennen sie das. Wer Vermögen hat, kann es gerne einbringen, Pflicht ist das aber nicht. Allerdings muss es dann ruhen, damit alle die gleichen Lebensbedingungen haben. Die lange leerstehenden Gebäude und das große Gelände hat die Gemeinschaft vor zwei Jahren für rund 1,2 Millionen Euro als Genossenschaft gekauft. Das ehemalige Altenheim mit seinem Beton-Charme der Sechzigerjahre ist von außen grau und hässlich, hat aber eine ideale Struktur mit reichlich Platz, denn die Gemeinschaft soll noch wachsen, am liebsten auf fünfzig Erwachsene plus Kinder. Wer Teil davon werden möchte, kann zu Kennenlern-Wochenenden kommen, nach mindestens zwei Wochen wird dann auf beiden Seiten entschieden, ob es Stück für Stück weitergeht. "Menschen hautnah" stellt diese ungewöhnliche Form des Zusammenlebens vor und stellt die Gemeinschaft aus der Perspektive einer frisch eingezogenen jungen Familie vor.
23.8., WDR, 23.25 Uhr: Uhr: "Herausforderung Wüste - Sinnsuche in der Sahara"
Mit 19 Kamelen ziehen sie durch die Wüste, schlafen auf Sand und ernähren sich von der einfachen Kost der Berber. 14 Frauen und Männer setzen sich den Strapazen einer Karawane aus, um mehr über sich herauszufinden. Dafür haben sie sogar Telefon, Uhr und Kosmetika abgegeben.
Für die 78-jährige Margarete ist der Weg durch die Wüste eine Begegnung mit der Endlichkeit des Menschen. Nirgendwo sonst, erzählt die ehemalige Hebamme, habe sie sich über Leben und Tod, den Sinn des Ganzen intensiver auseinandergesetzt, als in der sich stets ändernden Formation der Dünen. 14 Tage lang hat Filmemacher Max Kronawitter eine Wüstenkarawane begleitet. Dabei hat er mit seinem Team nicht nur faszinierende Wüstenlandschaften eingefangen. Erstaunlich offen schildern die Teilnehmer in der Reportage, was die Wüste mit ihnen macht.
23.8., NDR, 23.28 Uhr: „Unter deutschen Dächern - Umzug ins Altersheim“
Irgendwann kommt der Tag, an dem sich der Mensch eingestehen muss: Ich kann nicht mehr. Nicht mehr alleine laufen. Nicht mehr alleine zurechtkommen. Nicht mehr alleine leben. Die Kinder wohnen häufig berufsbedingt Hunderte Kilometer vom elterlichen Haus entfernt. Und so wird der Umzug in ein Heim zur einzigen Option, um in Würde zu altern. Viele Senioren tun dies widerwillig, andere ganz bewusst. Wie verkraften sie ihren letzten Umzug? Kann man einen „alten Baum“, anders als im Sprichwort, verpflanzen, sodass er neue Wurzeln schlägt? Helga H. ist nichts anderes übrig geblieben ist, als es auszuprobieren. Sechs Operationen hat die achtzigjährige Frau nach einem Fahrradunfall überstehen müssen. Mühselig hat sie sich wieder aufgerappelt und wollte nur wieder nach Hause, doch ihr Mann Johann (88) stellte fest: „Wir müssen ins Heim. Wir müssen uns damit abfinden.“ Anke Kültür hat das Ehepaar bei seinem letzten Umzug begleitet. Helga und Johann verkaufen ihr Haus in Bremen-Horn, sortieren Möbel, Kleidung und Erinnerungsstücke aus. In ihre neue Zweizimmerwohnung im Heim passt nicht viel. Je näher der Umzugstermin rückt, desto trauriger wird Helga. Es ist nicht leicht, die eigenen vier Wände, in denen sie achtzig Jahre gelebt hat, hinter sich zu lassen. Die Brüder Hartwig und Hans-Jürgen D. haben diesen Schritt schon hinter sich. Der Herausforderung wollten sich die beiden aber nur gemeinsam stellen. Im Altersheim gründeten sie eine WG. Lange haben sich die beiden Lehrer dagegen gewehrt, ihre Häuser zu verlassen. Doch seit einem Jahr leben die beiden Ü-90er nun in ihrer WG. Der Ältere, Hans-Jürgen (93), hat deshalb sogar seine Ehefrau „verlassen“. Erna wohnt im Gang gegenüber, während ihr Mann mit seinem jüngeren Bruder Hartwig (92) ein 45 Quadratmeter großes Zimmer teilt. Die Brüder haben im hohen Alter die Kraft, ihre letzte Wohnsituation auf Erden voller Elan und Lebensfreude zu gestalten. Trotz Heim, trotz körperlicher Gebrechen. Kültür beschreibt, welche individuellen Gründe und Ängste beim mutmaßlich Umzug mitspielen: Gelingt die Eingewöhnung in das neue Heim? Und wie arrangiert man sich mit den vielen gleichaltrigen, oft dementen Mitbewohnern, wenn man sich selbst noch als sehr fit wahrnimmt?
Der Film zeigt die Emotionen des Auszuges, des Hinter-sich-lassens, aber auch Freude und Energie, die im neuen sozialen Umfeld entstehen können, und stellt die Frage: Welche Rolle spielt die Endlichkeit des Lebens bei diesem Neuanfang?
24.8., Phoenix, 20.15 Uhr: "Was wäre, wenn... der Islam Europa erobert hätte"
Der Film unternimmt ein ungewöhnliches Gedankenexperiment zur Geschichte von Orient und Okzident: Was wäre geschehen, wenn im Mittelalter der Islam und nicht das Christentum zur dominierenden Religion Europas geworden wäre? Ein Team aus Historikern und Islamwissenschaftlern entwickelt plausible Szenarien zu möglichen Wendepunkten, an denen die Entwicklung des Westens, so wie wir ihn heute kennen, ganz anders hätte verlaufen können.
Als eine historische Weichenstellung in Richtung christliches Abendland gilt der Sieg des fränkischen Adeligen Karl Martell gegen das große Heer muslimischer Araber und Berber in der Schlacht nahe des französischen Tours im Jahr 732. In seinem Film lässt Martin Carazo Mendez diese historische Szene rückwärts laufen. Was wäre geschehen, wenn stattdessen der muslimische Heerführer Ab dar-Rahman, Statthalter des Kalifen-Imperiums aus Damaskus in Spanien, siegreich gewesen und die islamische Eroberung auch Nord- und Mitteleuropas gelungen wäre? Historiker nennen solche Geschichtsexperimente "kontrafaktische Geschichte". Dabei geht es nicht darum, "alternative Fakten" zu schaffen, wie der Oxforder Historiker Johannes Dillinger klarstellt: "Wir ermitteln, welche Entscheidungsspielräume die Personen in der Vergangenheit tatsächlich hatten. Dadurch wird Geschichte vielschichtiger, sie verliert den deterministischen Charakter, der ihr immer noch gerne zugeschrieben wird." Anstelle des Kölner Doms, der selbst auf einer frühmittelalterlichen Kirche der einstigen fränkischen Königsresidenz aufbaute, erheben sich Moscheen und Minarette über dem Emirat "Frankistan" - zumindest auf den im Film präsentierten Grafikanimationen. "Die Unterschiede zwischen einem hypothetischen islamischen und einem christlichen Europa, wären riesig gewesen", meint Johannes Dillinger. "Was wäre mit den großen und reichen Weinbauregionen geworden in einer Kultur, in der Wein nicht genossen wird? Hätten wir Sklavenmärkte in den Städten des mittelalterlichen Europa gehabt?" Europa hätte sich aber nicht nur äußerlich verändert: "Wenn der Islam von Andalusien nach Europa gekommen wäre", so der Islamwissenschaftler Peter Heine, "dann wäre die Gesellschaft sicher toleranter gewesen als die, die wir dann in der realen Geschichte kennengelernt haben." Im Anschluss (21.00 Uhr) zeigt Phoenix die Folge "Was wäre wenn… Die Perser bei Marathon gesiegt hätten?". Experten entwerfen ein durchaus plausibles Szenario, demzufolge die Perser nach einem Sieg mit ihrem Herrschaftsstil, ihrer Architektur und Kultur den Menschen Europas langfristig und bis heute spürbar ihren Stempel aufgedrückt hätten. Die dritte (21.45 Uhr) beschreibt, wie sich die Weltgeschichte entwickelt hätte, wenn Kolumbus Amerika nicht entdeckt hätte.