Noch immer setze die deutsche Regierung auf den Atomwaffensperrvertrag und die damit verbundene Verpflichtung zur atomaren Abrüstung, kritisierte Brahms am Montag bei einer Mahnwache zu den Jahrestagen der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki auf dem Bremer Marktplatz. Doch dieser Prozess sei nach Ende des Kalten Krieges zum Erliegen gekommen.
Aus christlicher Sicht gebe es keine friedensethische Legitimation für Atomwaffen, betonte der leitende Bremer Theologe. "Allein die 20 Atomsprengköpfe, die in Büchel in der Eifel lagern, haben eine Sprengkraft, die 80 mal höher ist als die Sprengköpfe aus Hiroshima und Nagasaki." Gleichzeitig würden Atombomben entwickelt, die zielgenauer seien und eine begrenzte Sprengkraft hätten: "Das erhöht die Gefahr, sie auch tatsächlich einzusetzen, weil man glaubt, man könne einen Atomkrieg begrenzen."
Zusätzlich steige die Gefahr mit der Verbreitung auf unberechenbare Staaten und der Eskalation von Konflikten zwischen unberechenbaren Politikern wie dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un und dem US-Präsidenten Donald Trump. Deshalb sei es höchste Zeit, einen Weg zu gehen, den die Weltgemeinschaft bei biologischen und chemischen Waffen oder bei Landminen schon gegangen sei: "Die Ächtung der Atomwaffen und deren Abschaffung."
Deutschland müsse in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle übernehmen. Doch die Bundesregierung weigere sich aus falsch verstandener Bündnispolitik, dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten, sagte Brahms. Dabei hätten Hiroshima und Nagasaki den Krieg insgesamt ad absurdum geführt: "Der alte Satz, dass Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mittel sei oder der Frieden vorzubereiten sei mit dem Krieg, ist spätestens seit den Atombombenabwürfen ein unmenschlicher und unmöglicher Satz."