Ucar unterstrich, dass die vor acht Jahren begonnene Weiterbildung stets nur als Provisorium geplant gewesen sei. "Nun sind die Drittmittel aufgebraucht, und das Projekt wird automatisch beendet." Mit dem bundesweit beachteten Projekt sei Pionierarbeit geleistet worden, betonte der Professor. "Diese Arbeit muss nun von anderen fortgesetzt werden." Am Institut für Islamische Theologie der Universität wurden seither rund 150 Imame weitergebildet.
Anders als bei der evangelischen oder katholischen Theologie oder der Ausbildung jüdischer Rabbiner gebe es bisher noch keine "zweite Phase" in der Ausbildung von Imamen nach Abschluss ihres Theologiestudiums, sagte Ucar. So wie die Prediger- und Priesterseminare von den Kirchen verantwortet werden, müsste ein "Imam-Seminar" nach Ansicht Ucars aus grundsätzlichen und pragmatischen Erwägungen unter Beteiligung der Islamverbände aufgebaut und organisiert werden. "Als Experten sind wir von der Universität bereit, dies zu unterstützen."
Die niedersächsische Landesregierung von SPD und CDU hatte bereits im Koalitionsvertrag die Absicht erklärt, an der Universität Osnabrück eine grundständige Imam-Ausbildung einzurichten, die auf den Weiterbildungsangeboten aufbaut. Ucar sagte, die Landesregierung und die Islamischen Verbände müssten in dieser Frage zueinander finden. "Wir brauchen dringend eine solche Einrichtung, um die Integration zu verbessern und um den Studierenden eine Berufsoption zu verschaffen", betonte Ucar.
Die Landtagsfraktion der Grünen hat nach dem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" Gespräche der rot-schwarzen Landesregierung mit den islamischen Dachverbänden über Ausbildungskonzepte gefordert. Nötig seien Geistliche, die Land und Leute kennen, sagte die religionspolitische Sprecherin Eva Viehoff. Aus dem Ausland finanzierte Imame des türkisch-islamischen Verbandes Ditib bräuchten eine Alternative zur Ausbildung und später auch zur Finanzierung.
Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur zeigte sich der Zeitung gegenüber offen für Verhandlungen. Ausgangspunkt und Grundlage dafür müssten jedoch Überlegungen und Vorstellungen der islamischen Verbände sein.
Ditib-Landesgeschäftsführerin Emine Oguz sagte der Zeitung, die islamischen Gemeinschaften müssten als Träger des Vorhabens federführend mitwirken, weil sonst das "Vertrauen der Community" nicht gewährleistet sei. Allerdings müssten die politischen Akteure den Religionsgemeinschaften auch verfassungsrechtliche Zuständigkeit zusprechen.