Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, ist gegen einen grundsätzlichen Ausschluss der AfD vom Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund. Es dürfe nicht von vorneherein ausgeschlossen werden, mit Menschen unterschiedlicher Ansicht ins Gespräch zu kommen, sagte Kurschus am Donnerstagabend in Bielefeld. Zugleich müsse jedoch verhindert werden, dass rote Linien überschritten und extreme Positionen salonfähig gemacht würden, fügte die Theologin hinzu. Die westfälische Kirche ist Gastgeberin des Kirchentages.
Ähnlich äußerte sich der künftige Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter. Der AfD, die in mehreren Parlamenten sitzt, dürfe nicht die Möglichkeit gegeben werden, sich als Opfer politischer Diskriminierung zu stilisieren, sagte Schlüter, der im Juli sein Amt antritt. "Das wäre ganz fatal." Stattdessen sollte bei der Organisation von Veranstaltungen mit AfD-Vertretern sichergestellt werden, dass es nicht zu Grenzüberschreitungen und Provokationen komme.
Der Umgang mit der AfD und mit AfD-Mitgliedern in Gemeinden und kirchlichen Gremien ist in den Kirchen umstritten. Beim Kirchentag 2017 in Berlin hatte der evangelische Bischof Markus Dröge mit der damaligen Sprecherin der Vereinigung "Christen in der AfD", Anette Schultner, diskutiert. Schultner ist inzwischen aus der AfD ausgetreten. Beim Katholikentag im Mai in Münster gehörte auf einem Podium über die Religionspolitik der Bundestagsparteien auch der religionspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, zu den Teilnehmern.
Zum 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund, der unter dem Motto "Was für ein Vertrauen" steht, erwarten die Veranstalter bis zu 100.000 Dauerteilnehmer. Das Programm steht noch nicht fest. Nach 1963 und dem Ruhrgebietskirchentag 1991 ist das Protestantentreffen zum dritten Mal in Dortmund zu Gast. Kirchentage werden alle zwei Jahre an wechselnden Orten veranstaltet.