Zum Schutz der Besucher setzt die Polizei verstärkt Straßensperren ein, wie eine epd-Umfrage in deutschen Großstädten am Dienstag ergab. Mit ihrer Hilfe sollen Terroranschläge mit Fahrzeugen verhindert werden.
Die Terrorgefahr in Deutschland wird von Sicherheitsexperten schon länger als hoch eingeschätzt. Am Dienstagmorgen nahmen Polizisten in vier deutschen Städten vorläufig sechs Männer fest, die dem "Islamischen Staat" angehören sollen. Unter Berufung auf Ermittlerkreise meldete der Hessische Rundfunk, dass der geplante Terrorakt dem Essener Weihnachtsmarkt gelten sollte.
Betonpoller für den Frankfurter Weihnachtsmarkt
Der sogenannte Islamische Staat rief in der Vergangenheit immer wieder zu Terrorakten in Deutschland auf. Im vergangenen Jahr fuhr ein tunesischer Attentäter mit einem gestohlen Lastkraftwagen in eine Gruppe von Menschen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche. Er tötete zwölf Menschen, viele weitere wurden verletzt.
In Frankfurt am Main will die Polizei in diesem Jahr erstmals Straßen, die zum Weihnachtsmarkt führen, mit Betonpollern abriegeln, wie das Polizeipräsidium mitteilte. Auf dem Weihnachtsmarkt, der in Frankfurt in diesem Jahr am 27. November beginnt, werde die Polizei wie bereits in den vergangenen Jahren mit Streifenbeamten in Uniform und in Zivil vor Ort stark präsent sein, hieß es. Außerdem nutze die Polizei Videoüberwachung, teilte eine Sprecherin mit. Konkrete Anschlagspläne liegen den Angaben zufolge nicht vor, doch eine abstrakte Gefahr bestehe unverändert fort.
Auch auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt, der am 1. Dezember beginnt, sollen Straßensperren Besucher schützen. "In diesem Jahr stellen wir auf Zugangsstraßen erstmals Poller auf", sagte ein Sprecher des Informationsamts der Stadt Nürnberg. Zusätzlich sollen Polizeifahrzeuge die Straßen blockieren - wie bereits im vergangenen Jahr. Damals habe man so auf den Anschlag in der südfranzösischen Stadt Nizza reagiert. Im Sommer 2016 war dort ein Lkw-Fahrer absichtlich in eine Menschenmenge gerast. 86 Menschen wurden getötet, weitere 400 wurden verletzt.
Weitere Großstädte treffen derzeit besondere Vorkehrungen für ihre Weihnachtsmärkte. Leipzig wolle an wichtigen Zufahrtsstraßen rund um den Weihnachtsmarkt "physische Sperren" errichten, gab die Stadt bekannt. Weitere Maßnahmen würden geprüft oder seien in Vorbereitung.
In Erfurt sichern große, jeweils etwa 2,5 Tonnen schwere Betonklötze bereits seit dem Sommer den Domplatz - sie sollen dort bis nach dem Ende des Weihnachtsmarktes stehen. Auch auf den publikumsstarken Weihnachtsmärkten der Hauptstadt sollen Betonpoller zum Einsatz kommen, wie beim Handelsverband Berlin-Brandenburg zu erfahren war. Für den Dresdner Striezelmarkt seien "logistische Vorkehrungen" getroffen worden, um Anschlägen begegnen zu können, teilte die Polizei mit.
Unterdessen warnte der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, vor Beginn der Weihnachtsmarktsaison vor übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen. "Wir müssen mit Augenmaß an die Sicherungsmaßnahmen herangehen, damit die Veranstaltung in ihrem Charakter nicht zerstört wird", sagte Ritter am Dienstag im RBB-Inforadio. Der Verbandschef betonte, mit Behörden und Sicherheitskräften sei alles Erdenkliche vorbereitet worden, um sichere und schöne Weihnachtsmärkte zu gewährleisten. Allerdings gebe es wie immer auch ein Restrisiko.