Sie müssten die Menschen erreichen, dürften ihnen dabei aber "nicht nach dem Mund reden", sagte der Leiter des Katholischen Büros, Karl Jüsten, am Dienstagmorgen in Berlin in seiner Predigt. "Wir müssen die Wahrheit sagen, wir dürfen die Menschen nicht mit falschen Versprechungen verführen, nicht mit ihren Ängsten spielen, um sie zu vereinnahmen."
Der Bundestag kommt am späten Vormittag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Dem Parlament werden künftig sechs Fraktionen angehören, darunter die AfD. Viele fürchten durch die Rechtskonservativen einen schärferen Ton, am Wochenende gingen mehr als 10.000 Menschen in Berlin gegen Hass und Rassismus auf die Straße. Jüsten sagte, er wünsche sich auch für das kommende Parlament "eine Kultur, in der die demokratischen Tugenden über alle Fraktionsgrenzen hinweg gelebt werden". Die AfD nannte er nicht dezidiert.
Wenn sich jeder bemühe, ein guter Politiker zu sein - "in einem sachlichen und in einem moralischen Sinne" -, und das Ziel des Handelns das Gute für den Einzelnen und das Gemeinwohl sei, "dann werden Sie auch über Fraktionsgrenzen hinweg immer wieder zueinanderfinden", sagte er vor den Abgeordneten.
Der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Martin Dutzmann, warnte die Abgeordneten vor einem "Geist der Furcht", auch wenn manche Entwicklung "auch in unserem Land" besorniserregend sei. Er forderte dazu auf, im politischen Gegner "nicht den Feind, sondern den Weggefährten" zu erkennen und nicht auf Pauschalurteile zu verfallen, sondern gute Abwägungen zu treffen.