"Das ist umso gravierender, als die Volkswirtschaft im 21. Jahrhundert eher auf gut qualifizierte Menschen, denn auf große Industrieanlagen angewiesen ist", sagte Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Eine Chance, dem entgegenzuwirken, bestehe in der Zuwanderung aus Nicht-EU- und außereuropäischen Ländern.
Im Jahr 2015 sind nach Angaben der Forscher in den 28 EU-Ländern erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs mehr Menschen gestorben als geboren wurden. Trotzdem werde die EU aller Voraussicht nach weiter wachsen - von derzeit etwa 510 Millionen Menschen auf knapp 529 Millionen Einwohner zur Mitte des Jahrhunderts. Das liege einzig und allein an der Zuwanderung, so Klingholz. So habe die sogenannte Flüchtlingskrise unerwartet für steigende Einwohnerzahlen gesorgt.
Für die Studie "Europas demografische Zukunft. Wie sich die Regionen nach einem Jahrzehnt der Krise entwickeln" haben die Wissenschaftler des Berlin-Instituts 290 Regionen analysiert. Dabei zeigt sich den Angaben zufolge, dass Europa demografisch gespalten ist. Im Zentrum Europas, im Norden und im Westen sorgten vergleichsweise hohe Kinderzahlen und Zuwanderung auf absehbare Zeit für Bevölkerungswachstum. Vielen Regionen in Süd- und Osteuropa drohten hingegen Bevölkerungsverluste. Erfolgreich integrierte Zuwanderer könnten in Zukunft dazu beitragen, die demografischen Herausforderungen abzumildern, sagte Studienautor Stephan Sievert.