Stefan El Karsheh und seine aus einer deutsch-palästinensischen Familie stammende Frau Nadia sind als Pastoren der hannoverschen Landeskirche seit 2013 beurlaubt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sie seitdem für die Seelsorge an Deutschen in Ägypten entsandt. Zuvor war das Pastorenehepaar in Lüchow im niedersächsischen Wendland tätig.
Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die koptischen Kirchen seien sehr hoch und die Menschen sehr bedrückt, sagte El Karsheh. Auch die aus gut 70 Haushalten bestehende deutschsprachige Gemeinde stelle sich darauf ein, dass zum Osterfest der Polizeischutz erhöht wird. "Wir feiern aber nur am Karfreitag in unserer Kirche, am Ostersonntag sind wir auf einem Friedhof und damit aus dem Blick."
"Es ist ein Schlag mitten ins Herz."
Bei zwei Bombenanschlägen auf koptische Kirchen am Palmsonntag in Tanta und Alexandria waren etwa 50 Menschen getötet und über 100 verletzt worden. Die Terrororganisation "Islamischer Staat" hat sich zu den Taten bekannt. In Alexandria hätten die koptischen Christen auch um ihren Papst gebangt, sagte El Karsheh. "Es ist ein Schlag mitten ins Herz." An Rache denke aber niemand.
Es gehe den Attentätern offenbar darum, einen Keil in die ägyptische Gemeinschaft zu treiben, sagte der Pastor. "Aber das zeichnet sich nicht ab, weil die Christen besonnen reagieren und die Mehrheit der Muslime auch." In Ägypten herrsche ein großer Respekt vor Religiosität und auch vor dem Glauben anderer, erläuterte er. "Es versteht keiner, mit dem ich spreche, wie es sein kann, dass man den Hass in die heiligen Räume anderer trägt." Nur Fanatiker täten so etwas.
Seine Kirchengemeinde versuche, Signale der Solidarität zu setzen. "Aber die Situation macht auch ohnmächtig", sagte El Karsheh. "Ich hoffe, dass das Misstrauen nicht wächst und man sich weiter gut in die Augen schauen kann." Zur deutschen Gemeinde in Kairo gehört auch eine Oberschule, die sich nach den Worten des Pastors mit einem gemeinsamen christlich-muslimischen Religionsunterricht ab Klasse 11 für ein respektvolles Miteinander engagiert. Dabei solle ein tiefes Verständnis geweckt werden, das Unterschiede nicht verwische. "Es geht darum, gemeinsam die Schritte durch die schwierigen Täler zu gehen."