"Für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus und rechte Umtriebe, die auch und gerade heute wieder in Pforzheim und in anderen deutschen Städten zu beobachten sind, für ihr widerständiges und furchtloses Handeln erhält Christiane Quincke diesen Preis", heißt es in der Begründung. Quincke scheue sich nicht davor, anstössig zu wirken und Widerspruch zu erzeugen, da sie sich als Christin dazu verpflichtet sieht, gegen die Abwertung und Missachtung von Menschen hörbar ihre Stimme zu erheben.
"Es ist mein Glaube und meine Grundüberzeugung als Christ, mich für die Schwachen einzusetzen und den Mund für die Stummen aufzutun", sagt Quincke. Deswegen setzte sie sich auch für Flüchtlinge und Asylbewerber ein. Ihr Engagement hatte Quincke zahlreiche Anfeindungen sowie Vorwürfe eingebracht, politisch zu agieren und ihr Kirchenamt zu missbrauchen. Die AMOS-Jury zeichnete Quinckes "widerständiges und furchtloses Handeln gegen Rechtsextremismus und rechte Umtriebe" aus. Sie sei gegen die Abwertung und Missachtung von Menschen eingetreten und habe "sich im prophetischen Geist für eine gerechte und Gott gemäße Welt eingesetzt und auch persönliche Nachteile für ihr Engagement in Kauf genommen".
"Botschaft der Bibel weitergeben"
Den Sonderpreis erhalten Jessica Schukraft und Iyen Jobs vom Fraueninformationszentrum Stuttgart für die Arbeit mit nigerianischen Frauen und ihren Einsatz gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Die Jury des AMOS-Preises befand diese Arbeit für innovativ und einmalig.
Schukraft ist Sozialarbeiterin und Diakonin, Jobs ist nigerianische Seelsorgerin. Neben der psycho-sozialen Betreuung der betroffenen Frauen werde in Form einer interkulturellen Zusammenarbeit auch eine seelsorgerische Begleitung angeboten. Durch die gemeinsame Begleitung beginne bei den Betroffenen ein Prozess der Heilung, so dass sie wieder selbständiger und frei von Angst ihr Leben führen können.
2017 wird die Auszeichnung bereits zum neunten Mal vergeben. Als Laudatorin ist Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, an der Preisverleihung beteiligt. Gabriele Mayer von der Evangelischen Mission für Solidarität würdigte das Engagement im Laudatio-Interview.
Preis und Sonderpreis sind mit insgesamt 3 000 € dotiert, die aus Spenden aufgebracht werden. Schirmherr des alle zwei Jahre verliehenen AMOS-Preises ist der frühere Kirchentagspräsident und Bundesminister a.D. Prof. Dr. Erhard Eppler.
Die Verleihung des AMOS-Preises für Zivilcourage in Kirchen, Religionen und Gesellschaft erfolgt durch die Offene Kirche, eine evangelische Vereinigung in der württembergischen Landeskirche. Ausgezeichnet werden an Menschen, die "in besonders eindrücklicher, prophetischer Weise die freimachende und Gerechtigkeit herbeisehnende Botschaft der Bibel weitergeben".