Der evangelische Militärpfarrer und FDP-Politiker Pascal Kober hält Margot Käßmann für eine Fehlbesetzung auf dem Posten der Reformationsbotschafterin. In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwoch) warf Kober der Repräsentantin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) "Weltflucht" und "Eigen-PR" vor und zog Parallelen zwischen öffentlichen Äußerungen der Theologin und Strategien von AfD-Chefin Frauke Petry sowie des US-Präsidenten Donald Trump. Ein EKD-Sprecher wollte "solche Provokationen nicht weiter kommentieren". Käßmann sei als Botschafterin des EKD-Rates für das Reformationsjubiläum hochgeschätzt, sagte er.
Kober kritisierte mit Verweis auf Positionen Käßmanns zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr, deren "Verdrängung der Komplexität unserer Wirklichkeit durch einfache Wahrheiten ist geradezu das Gegenprogramm zum Anspruch der Reformatoren, die Menschen zur Mündigkeit, zum Verstehen und Denken zu befähigen". Kober gehörte von 2009 bis 2013 dem Bundestag an und stellt sich auf dem vierten Platz der baden-württembergischen FDP-Landesliste im September erneut zur Wahl. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese, die dem Rat der EKD angehört, warf Kober vor, einseitig politisch zu agieren. Das Interview sei "irritierend", die Vergleiche "daneben", schrieb Griese auf Kobers Facebook-Seite.
Der Militärpfarrer sagte der "Welt", in einer Neujahrspredigt habe Käßmann einmal "mehr Fantasie für den Frieden" gefordert: "Das hat in seiner Allgemeinheit und Unbestimmtheit die Qualität von Trumps Forderung 'Make America great again'." Regelmäßig werfe die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, die seit 2012 für das 500. Reformationsjubiläum im laufenden Jahr wirbt, zugespitzte Thesen in die Debatte und schiebe dann Erklärungen und Differenzierungen nach, wenn sich Kritik erhebt. Dabei stilisiere sie sich dann als Missverstandene und Angegriffene. "Das ist ein Stilmittel, dessen sich auch Politiker wie Frauke Petry gern bedienen", sagte Kober, der seit März 2014 als Militärpfarrer im württembergischen Stetten tätig ist.
"Zu fordern, Terroristen mit Liebe zu begegnen, ist eine Ohrfeige für die Angehörigen von Terroropfern und seelsorgerliches Versagen", sagte Kober: "Da geht es ihr wohl nur um Schlagzeilen." "Auf Terror antworten wir mit dem Rechtsstaat, der freilich auch die Grundrechte der Terroristen achtet", sagte der FDP-Politiker: "Die Würde auch von Terroristen zu achten, ist die säkulare Umsetzung des Liebesgebotes der Bibel."