Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm würdigte die Politikerin in seiner Predigt als eine im besten Sinne "streitbare Protestantin", die die "Freiheit eines Christenmenschen, von der wir im 500. Jubiläumsjahr der Reformation so viel sprechen, selbst ausgestrahlt hat". Oberbürgermeister Reiter nannte Hamm-Brücher im Anschluss an die Feier eine "Grande Dame" der Demokratie. Sie habe mit ihrer politischen Pionierarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg dafür gesorgt, "dass Politik und Demokratie in Deutschland heute dasselbe sind".
Auch der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) bezeichnete Hamm-Brücher als moralische Instanz und als "Beispiel für den Mut, Überzeugungen auch treu zu bleiben, wenn es stürmt". In den Gesprächen der letzten Jahre habe sie sich besorgt über den Zustand der Demokratie geäußert. Dennoch sei Hamm-Brücher immer überzeugt gewesen, dass die deutsche Gesellschaft gerade aufgrund ihrer Geschichte stark genug sei, sich gegen neuen Rassismus und religiöse Intoleranz zu wehren, sagte der FDP-Politiker.
Über den Mut und die Glaubwürdigkeit Hamm-Brüchers sprach ihr Sohn Florian Hamm. "Ich habe von meiner Mutter gelernt, dass Verantwortung etwas ist, das man wirklich wollen muss - eine halbherzige Bereitschaft, sie zu übernehmen, reicht nicht aus", sagte er. Sie sei immer überzeugt gewesen, dass nur der glaubwürdig sei, der für seine Ideale hart und diszipliniert arbeite.
Hildegard Hamm-Brücher wurde 1921 als drittes von fünf Geschwistern in Essen geboren. Schon mit elf Jahren wurde sie Vollwaise. In den Kriegsjahren 1940 bis 1945 studierte sie Chemie in München. Sie erlebte in der NS-Zeit, wie sich ihre jüdische Großmutter aus Angst vor Deportation das Leben nahm. 1948 wurde Hamm-Brücher Stadträtin in München, später Landtagsabgeordnete in Bayern, dann Staatssekretärin im hessischen Kultusministerium.
Die FDP-Politikerin war Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (1969-1972) und die erste Staatsministerin im Auswärtigen Amt in Bonn (1976-1982). 2002 trat sie nach 54 Jahren Mitgliedschaft wegen antisemitischer Äußerungen des damaligen FDP-Vizes Jürgen Möllemann aus der Partei aus.
Neben ihrer politischen Arbeit war Hamm-Brücher ehrenamtlich in der Kirche engagiert: Sie war Mitglied der bayerischen Landessynode wie auch der EKD-Synode und gehörte dem Präsidium des Kirchentags an.