Verkaufsstart der neuen Lutherbibel auf Buchmesse gefeiert

Verkaufsstart der neuen Lutherbibel auf Buchmesse gefeiert
Biografien, Fachbücher, Romane: In vielen Regalen der Frankfurter Buchmesse taucht Martin Luther auf. Am Stand der Deutschen Bibelgesellschaft wird allerdings kein Buch über den Reformator gefeiert, sondern sein eigenes Werk – die neue Lutherbibel.
19.10.2016
epd
Von Nora Frerichmann (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Mit Musik, Diskussionsrunden und prominenten Gästen hat die Deutsche Bibelgesellschaft am Mittwoch den Verkaufsstart der neuen Lutherbibel auf der Frankfurter Buchmesse gefeiert. "Die Bibel ist der erste Bestseller und der wichtigste Longseller der deutschen Literaturgeschichte", sagte Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft. Kein anderes Buch sei seit 500 Jahren so erfolgreich wie die Lutherbibel. Rösel enthüllte gemeinsam mit Heinrich Riethmüller vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels symbolisch eine knapp zwei Meter große Abbildung der Jubiläumsausgabe der Lutherbibel 2017.

Fast 12.000 Verse geändert

Die Sprache des Reformators bleibe in der neuen Revision bewusst erhalten, betonte der Theologe Christoph Kähler. Der ehemalige Landesbischof von Thüringen leitete die wissenschaftliche Arbeit an der Lutherbibel 2017. "Wenn Luther draufsteht erwartet man auch, dass Luther drin ist", sagte Kähler. Deshalb sei er mit seinem Team aus 70 Wissenschaftlern bei der Revision zur Sprache Luthers zurückgekehrt, soweit sie heute noch verständlich sei. Der Chefredakteur des evangelischen Magazins "chrismon", Arnd Brummer, erinnerte daran, dass der Reformator viele noch heute gebräuchliche Redewendungen geprägt habe, wie "Perlen vor die Säue werfen" oder "Wolf im Schafspelz".

Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff zeigte sich begeistert von der ersten Bibel-Revision seit 1984: "Ich find's grandios, weil der Text nicht ganz ins Moderne überschwappt aber trotzdem verständlich bleibt." Fast 12.000 der 31.000 Verse wurden geändert. Der ARD-Literaturkritiker Denis Scheck sagte, durch die Änderungen sei auch der aktuelle Zeitgeist in der neuen Lutherbibel präsent. So würden in der neuen Fassung beispielsweise nicht nur Männer angesprochen, sondern es heiße "Brüder und Schwestern".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, der sich momentan auf einer Pilgerreise in Israel befindet, bezeichnete die Revision der Lutherbibel als einen "der großen Höhepunkte des Reformationsjubiläums". Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal der Thesenanschlag von Wittenberg. Er gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. "Ich wünsche mir, dass viele Menschen in dieser Bibel Worte und Erzählungen finden, die sie anziehen, die ihre Neugier wecken und die ihnen hilfreich sind zum Leben", erklärte der Ratsvorsitzende.

Empfehlung der EKD

Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bezeichnete die Bibel als "Symbol für die ganze Buchbranche". In ihr spiegele sich Kritik, Freiheit, Aufklärung und auch Protest. Damit bezog er sich darauf, dass Martin Luther die Bibel im 16. Jahrhundert zunächst gegen den Willen der Kirche übersetzt hatte.

Die EKD empfiehlt allen Gliedkirchen und Gemeinden die Verwendung der neuen Bibel. Die Erstauflage liegt bei rund 260.000 Exemplaren. Es gibt 14 verschiedene Ausgaben, die teilweise von Prominenten wie Illustrator Janosch, Liverpool-Trainer Jürgen Klopp oder Scorpions-Sänger Klaus Meine gestaltet wurden.

Im Innenhof der Frankfurter Buchmesse wurde zudem eine Jazz-Reflektion bekannter Choräle des Reformators vorgestellt. Das Werk des Komponisten und Musikers Dieter Falk trägt den Namen "A Tribute to Martin Luther". Die Verbindung von Lutherbibel und der Musik bezeichnete Rösel als naheliegend: "Für Luther ist Musik eine Gabe und ein Geschenk Gottes." Falk sagte, Luther habe selbst viel Musik geschrieben und auch populäre Lieder in die Gottesdienste gebracht: "Ich stelle mal die steile These auf, dass Martin Luther der erste Pop-Musiker der Kirche war."