Genf, Port-au-Prince (epd). Die Verwüstungen durch den Hurrikan "Matthew" in Haiti sind weitaus schlimmer als bisher vermutet. Mehr als 1,4 Millionen Menschen seien auf Hilfe angewiesen, sagte die Landesdirektorin des UN-Entwicklungsprogramms, Yvonne Helle, am Freitag in Port-au-Prince. Ganze Dörfer seien dem Erdboden gleichgemacht worden, Felder und Vegetation vollständig vernichtet. Mindestens 175.000 Menschen seien obdachlos. Papst Franziskus spendete 100.000 US-Dollar für die Opfer des Hurrikans.
Die Bundesregierung stockte ihre Hilfen um eine Million auf 1,6 Millionen Euro auf. Schwerpunkte seien Nothilfe, medizinische Versorgung, Trinkwasser und Notunterkünfte, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Nach aktuellen Zahlen der haitianischen Regierung kamen durch den Wirbelsturm vom 4. Oktober in dem Karibikstaat 546 Menschen ums Leben. Hilfsorganisationen gehen aber von etwa 1.000 Toten aus. Unterdessen verlängerte der Weltsicherheitsrat das Mandat der rund 6.000 Personen umfassenden Blauhelm-Truppe in Haiti.
Cholera-Epidemie droht
Das Welternährungsprogramm (WFP) hat bislang 30.000 Opfer des Sturms mit Nahrungsmitteln versorgt. Insgesamt sollen 750.000 Menschen Hilfen erhalten. Vorab nach Haiti gebrachte Nahrungsmittel würden mit Trucks und wo nötig mit Hubschraubern zu den Überlebenden gebracht, sagte eine WFP-Sprecherin in Genf. Das WFP rief die Staatengemeinschaft auf, Geld bereitzustellen. In den kommenden drei Monaten würden knapp 109 Millionen Euro für Überlebenshilfe benötigt.
Wegen einer drohenden Cholera-Epidemie sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Spezialisten nach Haiti in besonders gefährdete Gebiete gereist. Zudem seien eine Million Impfdosen geschickt worden. Bisher wurden mehr als 20 Cholera-Tote und rund 200 Verdachtsfälle gemeldet. Eine Impfkampagne sei aber noch unklar, weil viele Orte derzeit nicht erreichbar seien, hieß es. Nach WHO-Angaben sind drei Viertel aller Cholera-Behandlungszentren in Haiti zerstört oder beschädigt.