Bistum Regensburg legt Bericht zu Domspatzen-Missbrauchsskandal vor

Bistum Regensburg legt Bericht zu Domspatzen-Missbrauchsskandal vor
Jahrzehntelang wurden bei den Regensburger Domspatzen Hunderte Schüler geschlagen und sexuell missbraucht - jetzt hat das Aufarbeitungsgremium seinen ersten Zwischenbericht präsentiert. Bischof Voderholzer bittet die Opfer um Vergebung.

Regensburg (epd). Bischof Rudolf Voderholzer betonte zu Beginn der Pressekonferenz am Mittwoch, dass ihn die Vorfälle zutiefst schmerzten. Sie täten ihm in der Seele weh, aber er könne sie nicht ungeschehen machen. "Ich kann nur um Vergebung bitten." Man wolle jedem Einzelnen mit offenem Ohr und offenem Herzen begegnen, sagte der katholische Theologe. Das Aufarbeitungsgremium habe sich dazu seit Frühjahr acht Mal getroffen. Seitdem hätten sich 129 weitere Opfer gemeldet, insgesamt seien es nun 422, die zwischen 1945 und Anfang der 1990er Jahren bei den Domspatzen waren.

Vier-Säulen-Konzept

Das Gremium, dem unter anderem Bischof Voderholzer, der Domspatzen-Internatsdirektor Rainer Schinko sowie die Vertreter der Betroffenen angehören, hat sich in achtmonatiger Arbeit auf ein Vier-Säulen-Konzept geeinigt. Demnach soll es eine bistumsunabhängige Anlaufstelle für Opfer geben - nämlich beim Münchner Informationszentrum für Männer (MIM).

Er hoffe, dass sich nun auch Opfer meldeten, die sich bisher nicht getraut hätten, sagte Voderholzer. Geplant ist den Angaben zufolge auch ein Gespräch des Aufarbeitungsgremiums mit Voderholzers Vorgänger, Kurienkardinal Ludwig Müller, die die ersten Wortmeldungen der Betroffenen noch als "Medienkampagne" abgetan hatte.

Außerdem wurden eine sozialwissenschaftliche und eine historische Studie in Auftrag gegeben. In der ersten Studie sollen allgemein Mechanismen erforscht werden, die Missbrauch begünstigen. Daraus sollen dann auch Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden. In der historischen Studie sollen die besonderen Umstände bei den Domspatzen durchleuchtet werden.

Leid der Opfer soll anerkannt werden

Die letzte Säule umfasst ein sogenanntes Anerkennungsgremium, dass über eine "materielle Anerkennung des erlittenen Unrechts" der Opfer entscheiden soll. "Es ist klar, dass erlittenes Leid nicht mit Geld aufgewogen werden kann", sagte Schinko. Aber man wolle das Leid der Opfer anerkennen. Die Anträge könnten nun eingereicht werden, sie sollen alle bis Ende 2017 bearbeitet sein.

Die Vertreter der Betroffenen, Alexander Probst und Peter Schmitt, zeigten sich zufrieden mit den Ergebnissen. Das Bistum sei den Opfern unvoreingenommen und respektvoll entgegengetreten. Nach acht Monaten Arbeit habe man nun eine "tragfähige Lösung" erreicht.