Hochschulen erleichtern Quereinstieg ins evangelische Pfarramt

Pfarrer
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Hochschulen erleichtern Quereinstieg ins evangelische Pfarramt
Angesichts des Nachwuchsmangels bei evangelischen Pfarrern wollen die Hochschulen einen Quereinstieg in den Pfarrberuf erleichtern. Der Evangelische-theologische Fakultätentag verabschiedete am Samstag auf seiner Plenarversammlung in Münster eine entsprechende Rahmenverordnung für ein berufsbegleitendes Theologiestudium.

Die Reform sei nötig, weil sich in der evangelischen Kirche ein Pfarrermangel abzeichne, sagte der Vorsitzende des Fakultätentages, Professor Wolfram Kinzig von Universität Bonn.

In der neuen Rahmenordnung ist der Erwerb eines "Master of Divinity" vorgesehen. Mit diesem Masterstudiengang, der sowohl berufsbegleitend als auch in Vollzeit absolviert werden kann, soll Menschen in einem späteren Lebensstadium der Zugang zum Pfarrdienst ermöglicht werden. Derzeit gibt es nur an zwei staatlichen Universitäten, in Marburg und Heidelberg, berufsbegleitende Theologie-Studiengänge. Die Absolventen werden jedoch nicht von allen Landeskirchen für das Vikariat zugelassen.

Mehr Griechisch und Hebräisch

Zugangsvoraussetzungen für solche Studiengänge sind in Zukunft ein abgeschlossenes Bachelorstudium und fünfjährige "einschlägige" Berufstätigkeit in einem kirchennahen Bereich, etwa als Diakon oder Kirchenjurist. Wolfram Kinzig erläuterte, die Fakultäten hätten bei der Bewertung der akademischen und beruflichen Qualifikation der Bewerber "freie Hand", müssten aber Kriterien dafür aufstellen.

Außerdem sind für die Zulassung Sprachkenntnisse in Hebräisch und Griechisch "auf dem Niveau des Hebraicums bzw. des Graecums" erforderlich und müssen entsprechend geprüft werden. "Auf die biblischen Ursprachen wollten wir nicht verzichten", sagte Kinzig. "Alle Pfarrer sollen die Heilige Schrift in ihrer Ursprache lesen können." Allerdings sei nicht das staatliche Graecum mit Texten beispielsweise von Platon notwendig, sondern eine Prüfung mit theologischen oder kirchennahen griechischen Texten, ergänzte Kinzig auf Nachfrage von evangelisch.de. In dem schon bestehenden berufsbegleitenden Marburger Studiengang "Master of Theology" werden in beiden Sprachen bisher nur Grundkenntnisse erworben und mündlich geprüft.

Lateinkenntnisse müssen die Bewerber nach dem Kompromiss, um den heftig gerungen wurde, nicht mehr nachweisen. Die Texte des Reformators Martin Luther könnten dann allerdings nur noch in Übersetzungen gelesen werden, erläuterte Kinzig. "Darauf haben wir uns mit Not einlassen können."

Die Studienzeit des Masterstudiengangs ist gegenüber dem grundständigen Theologie-Vollstudium, das fünf bis sechs Jahre dauert, erheblich reduziert. Berufsbegleitend soll er mindestens sechs, in Vollzeit nur vier Semester dauern. Allerdings sollen die "Master of Divinity" später berufsbegleitend weitere wissenschaftlich-theologische Kenntnisse erwerben. Wie diese Phasen nach dem Masterstudiengang gefüllt werden, soll laut Kinzig mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ihren Gliedkirchen besprochen werden. "Wir haben die Kirchen gebeten, uns Modelle vorzustellen, wie die wissenschaftliche Nachbildung aussehen soll", sagte Kinzig. Es dürfe keine "Zwei-Klassen-Gesellschaft" geben, sondern am Ende des alternativen Ausbildungsweges müsse "ebenfalls ein vollwertiger Pfarrer stehen".

Der Beschluss des Fakultätentages ist für alle 19 evangelisch-theologischen Fakultäten an deutschen Universitäten und die beiden Kirchlichen Hochschulen Wuppertal/Bethel und Neuendettelsau "verbindlich" und Grundlage für deren Prüfungsordnungen, falls sie einen solchen berufsbegleitenden Studiengang einrichten wollen.