Amnesty: 60.000 Flüchtlinge in Griechenland gestrandet

In langen Schlangen stehen Flühtlinge in der Hafenstadt Mitilini auf der griechischen Insel Lesbos vor der Färe nach Piräus (Archiv).
Foto: dpa/Kay Nietfeld
In langen Schlangen stehen Flühtlinge in der Hafenstadt Mitilini auf der griechischen Insel Lesbos vor der Färe nach Piräus (Archiv).
Amnesty: 60.000 Flüchtlinge in Griechenland gestrandet
Die vor einem Jahr beschlossene Umsiedlung von 66.400 Flüchtlingen aus Griechenland kommt laut Amnesty International kaum voran.

Brüssel (epd). "Fast 60.000 Flüchtlinge und Migranten sind in Griechenland gestrandet, die Mehrheit unter entsetzlichen Bedingungen", heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Amnesty-Bericht, der den Titel "Unsere Hoffnung ist zerbrochen" trägt. Im September 2015 hatten sich die EU-Staaten darauf geeinigt, besonders belasteten Ländern wie Griechenland und Italien Flüchtlinge abzunehmen. Aus Griechenland sollten innerhalb von zwei Jahren 66.400 Menschen umverteilt werden.

Kritik an Deutschland

Deutschland habe von den versprochenen 17.209 Menschen bis zum 14. September nur 195 und damit erst rund ein Prozent aufgenommen, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. Insgesamt sind laut Amnesty-Aufstellung bis Mitte September 3.734 Flüchtlinge aus Griechenland in andere EU-Staaten umgesiedelt worden. Nach in der Zwischenzeit aktualisierten EU-Zahlen wurden 4.077 Männer, Frauen und Kinder in andere Länder gebracht. Die Zahl der nach Deutschland Umgesiedelten blieb mit 195 aber unverändert.

Zur Veranschaulichung stellt der Bericht der Menschenrechtsorganisation Einzelschicksale vor, darunter das des Anwalts K. A. aus Syrien. Er sei mit Sohn, Schwiegertochter und zwei Enkelsöhnen geflohen, nachdem sein Haus zerstört worden sei, heißt es in dem Bericht. Während der Sohn sich laut Amnesty nach Deutschland durchschlagen konnte, blieb die übrige Familie in Griechenland. Vom berüchtigten Lager Idomeni habe sie nach Mitteleuropa aufbrechen wollen, dann aber sei die Balkanroute geschlossen worden. "Ich weiß nicht, wohin ich gehen werde. Ich habe keine Träume, keine Hoffnungen mehr", zitiert Amnesty den Anwalt.