Überlange Arbeitszeiten immer verbreiteter

Überlange Arbeitszeiten immer verbreiteter
Immer mehr Menschen arbeiten über 48 Stunden pro Woche. Das Arbeitsvolumen aller Beschäftigten stieg hingegen nur wenig.

Berlin, Passau (epd). Überlange Arbeitszeiten, Wochenendeinsätze und Schichtdienste sind in Deutschland zunehmend an der Tagesordnung. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Demnach ist die Zahl der Beschäftigten, die regelmäßig länger als 48 Stunden in der Woche arbeiten, in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen – von 1,3 Millionen im Jahr 1995 auf 1,7 Millionen im vergangenen Jahr. Über die Antwort des Ministeriums hatte zunächst die "Passauer Neue Presse" (Freitagsausgabe) berichtet.

Regelmäßig an Sonn- und Feiertagen arbeiteten 1995 2,9 Millionen Beschäftigte (9,1 Prozent). 2015 waren es schon knapp fünf Millionen (13,8 Prozent). Auch die Belastungen durch Schichtdienst nehmen demnach zu: Wechselnde Arbeitszeiten hat heute jeder sechste Beschäftigte (5,6 Millionen). 1995 waren es noch 3,8 Millionen Menschen. Immer mehr Arbeitnehmer sind auch häufig zwischen 23 und 6 Uhr im Einsatz: Ihre Zahl stieg von 2,4 Millionen (1955) auf 3,3 Millionen (2015) an.

Linke fordert gerechtere Arbeitsverteilung

Das Arbeitsvolumen aller abhängig Beschäftigten stieg in den zurückliegenden 20 Jahren dagegen nur moderat um 400.000 Stunden pro Jahr an, wie aus der Antwort der Regierung weiter hervorgeht. Es lag im Vorjahr bei 56,3 Millionen Stunden. Gleichzeitig stieg die Gesamtzahl der abhängig Beschäftigten von 30 auf 32 Millionen Personen an. Daraus folgt: Die gleiche Menge Arbeit wird auf mehr Beschäftigte verteilt.

Angesicht der überlangen Einsatzzeiten vieler Beschäftigter forderte die Linke eine gerechtere Arbeitsverteilung und erinnerte daran, dass "knapp 400.000 Arbeitslose sofort eine Vollzeitstelle antreten könnten". Überstunden müssten begrenzt werden. Die Beschäftigten hätten ein Recht auf klar geregelte Ruhezeiten, definierte Obergrenzen für die tägliche Arbeitszeit und eine Anti-Stressverordnung, erklärte Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion. Sie rief Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) auf, sich ausweitende Arbeitszeiten per Gesetz zu stoppen.