Hamburg (epd). Von den 55 getesteten Schiffen haben nur elf eine Technik zur Abgasentgiftung, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgeht, wie aus dem Nabu-Kreuzfahrt-Ranking 2016 hervorgeht. Unter Umweltaspekten sei kein einziges Kreuzfahrtschiff empfehlenswert, erklärte der Nabu-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger am Montag in Hamburg.
Vor einem Jahr zeigte sich der Nabu noch sehr viel optimistischer, als er in sein Ranking die Umwelttechnik der in Auftrag gegebenen Schiffe mit einbezog. Der Nabu sei bei seiner Voraussage "auf die Nase gefallen," räumte Oeliger ein. Anspruch und Wirklichkeit in der Kreuzfahrt-Branche würden weit auseinanderklaffen. Die angekündigte Abgasreinigung der im Mai getauften AIDAprima sei immer noch nicht im Einsatz.
"Rote Schiffsschraube" für Luxus-Liner und ältere Schiffe
Am besten schnitt im Ranking dennoch die AIDAprima ab, gefolgt von der "Europa" (Hapag-Lloyd), der Flotte "Mein Schiff" (TUI) und den Schwesterschiffen "Diadema" und "Fascinosa" (Costa). Luxus-Liner wie die "Queen Mary 2" und die "Queen Elisabeth" (Cunard) oder die älteren Schiffe von AIDA und "Mein Schiff" bekamen dagegen die "Rote Schiffsschraube".
Alle Kreuzfahrtschiffe fahren nach Nabu-Angaben noch mit Schweröl, das etwa 100 Mal mehr Schadstoffe produziert als handelsüblicher Lkw-Diesel. In Hamburg beispielsweise stammten 38 Prozent der Stickoxide und 19 Prozent des Feinstaubs in der Stadt von der Seeschifffahrt. Kein einziges der beurteilten Kreuzfahrtschiffe fährt im Übrigen unter deutscher Flagge.
Der Kreuzfahrt-Dachverband CLIA hatte den Angaben zufolge in einem Schreiben an den Nabu erklärt, dass bereits 23 Schiffe über Rußpartikelfilter verfügen. Auf Nachfrage habe der Verband jedoch kein einziges benennen können, kritisierte Oeliger. Auch Royal Caribean habe angegeben, zwölf Schiffe seien mit Rußpartikelfilter im Einsatz. Tatsächlich fahre kein einziges mit dieser Technik.