Köln, Berlin (epd). In deutschen Privathaushalten arbeiten die meisten Putzhilfen schwarz. Einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge arbeiten rund 80 Prozent der Haushaltshilfen außerhalb eines legalen Beschäftigungsverhältnisses. "Wir brauchen einen Mentalitätswandel", sagte der Autor der Studie, Dominik Enste, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. "Wir müssen uns bewusstmachen, dass Haushaltshilfen einen Arbeitsplatz haben und ihnen damit die gleichen Ansprüche wie etwa Beschäftigten in Betrieben zustehen." Dazu gehörten Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und bezahlte Urlaubstage.
Kein schlechtes Gewissen
Der Studie zufolge waren im vergangenen Jahr in etwa neun Prozent aller Privathaushalte Putz- oder sonstige Hilfen tätig. Rund drei Millionen der 3,6 Millionen Haushaltshilfen arbeiteten demzufolge schwarz, die meisten von ihnen Frauen. Laut der Studie ging die Schwarzarbeit in den vergangenen zehn Jahren um bis zu einem Viertel zurück. Die Zahl der Haushaltshilfen in legalen Minijobs habe sich zwischen 2005 und 2015 auf heute 300.000 verdreifacht. Etwa 47.000 Putzhilfen seien sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Enste, der beim IW zu Verhaltensökonomik und Wirtschaftsethik forscht, forderte eine neue Haltung zu Hilfen im Privathaushalt: "Im Moment haben die meisten kein schlechtes Gewissen, wenn sie Haushaltshilfen illegal beschäftigten. Sie denken: 'Das machen ja alle.'" Außerdem müssten mehr Anreize geschaffen werden, Putzhilfen legal zu beschäftigen. Zum Teil könnten die Kosten für Hilfen im Privathaushalt schon heute von der Steuer abgesetzt werden. Die Kosten müssten ähnlich wie im gewerblichen Bereich noch stärker absetzbar sein, forderte er.
Annelie Buntenbach vom Deutschen Gewerkschaftsbund forderte eine Vereinfachung des bürokratischen Verfahrens zur Anmeldung von Haushaltshilfen im Privathaushalt. "Vor allem die Minijobregelung ist ein klassischer Fehlanreiz, der beendet werden muss", sagte sie. Oft werde nur ein Minijob legal angemeldet, während weitere in Schwarzarbeit verrichtet würden.
Vereinfachte Anmeldung
Die gestiegene Zahl an legal Beschäftigten in Privathaushalten führt die Studie, über die die "Rheinische Post" zuerst berichtete, auf die Einführung des Minijobs zurück. Auch damit einhergehende Maßnahmen wie das "Haushaltsscheck-Verfahren", das die Anmeldung von Haushaltshilfen als Minijobber vereinfacht, werden genannt. Nach Enstes Einschätzung nutzen Kunden seltener Dienstleistungsagenturen, weil diese häufig 20 Euro pro Stunde forderten. Das sei vielen noch zu teuer.
Seit 1999 gibt es für Putzhilfen im Privathaushalt die Möglichkeit, auf Minijob-Basis zu arbeiten. Allerdings erlaubt die Beschränkung auf ein Einkommen von 450 Euro im Monat nicht, aus dieser Form der Arbeit eine Vollbeschäftigung zu machen. Der Arbeitgeber, der seine Putzhilfe bei der Minijobzentrale anmelden kann, zahlt eine relativ niedrige pauschale Abgabe zur Sozialversicherung in Höhe von maximal 14,9 Prozent des Arbeitsentgelts für die Haushaltshilfe. Dafür ist die Haushaltshilfe unfallversichert.