Uni Hannover eröffnet internationalen Leibniz-Kongress

Uni Hannover eröffnet internationalen Leibniz-Kongress
Die Leibniz Universität in Hannover hat am Montag den nach Veranstalterangaben bislang größten internationalen Kongress über den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz eröffnet.

Bis zum Samstag tauschen sich rund 440 Wissenschaftler aus 32 Ländern über die jüngsten Forschungsergebnisse zum Nachlass des deutschen Aufklärungsphilosophen auf, der von 1646 bis 1716 lebte. Der Todestag von Leibniz jährt sich am 14. November zum 300. Mal. Der Kongress steht daher ganz im Zeichen des Leibniz-Jahres 2016. Sein Thema lautet "Für unser Glück oder das Glück anderer", ein Zitat aus einer Leibniz-Schrift.

"Leibniz war das letzte Universalgenie", sagte Uni-Präsident Volker Epping. Er habe sich zu allen wissenschaftlichen Disziplinen seiner Zeit geäußert. "Heute bräuchten wir dafür 300 Professoren." Der Nachlass des Philosophen mit rund 100.000 Blättern sei noch zu großen Teilen unerschlossen. "Da werden noch viele dran ackern müssen." Unter anderem müsse das rechtswissenschaftliche Werk von Leibniz noch untersucht werden.

"Die beste aller möglichen Welten"

Der Philosoph war von 1676 an bis zu seinem Tod Bibliothekar am dortigen Fürstenhof der Welfen in Hannover und der engste Berater von Kurfürstin Sophie. Sein Nachlass wird von der Leibniz-Bibliothek in Hannover verwahrt. Der Briefwechsel des Philosophen in sechs Sprachen gehört zum Weltdokumentenerbe der Unesco.

Inzwischen lasse sich anhand der Leibniz-Briefen unter anderem der "Prioritätsstreit" mit dem englischen Wissenschaftler Isaac Newton (1643-1727) besser einordnen, sagte der hannoversche Leibniz-Stiftungsprofessor Wenchao Li. Die beiden Forscher hatten sich zeitlebens darüber gestritten, wer als erster die Infinitesimalrechnung erfand, mit der Kurven und Flächen berechnet werden können. Die Briefe zeigten, dass beide die Formeln dafür unabhängig voneinander entwickelt hatten, erläuterte Wenchao Li: "Der Streit war eigentlich unnötig."

Leibniz sei als engster Berater von Kurfürstin Sophie auch maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass die Kurfürsten von Hannover durch Personalunion ab 1714 englische Könige wurden, sagte der Stiftungsprofessor. Der Kongress werde sich zudem der christlichen Ökumene widmen. Leibniz sei der Meinung gewesen, dass der Gedanke der Nächstenliebe die Kirchen zur Zusammenarbeit verpflichte.



Die Wissenschaftler wollen auch die Rolle von Leibniz bei der Gründung der Akademie der Wissenschaften in Berlin beleuchten, deren erster Präsident er war. Ein japanischer Forscher will der Frage nachgehen, was Leibniz' Idee, die gegenwärtige Welt sei "die beste aller möglichen Welten", nach dem Atomunglück von Fukushima bedeute.

Insgesamt sind bei dem Kongress mehr als 330 Fachvorträge geplant. Schirmherr ist Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Erstmals wird ein Preis für hervorragende Doktorarbeiten über Leibniz vergeben. Leibniz-Kongresse werden seit 1966 alle fünf Jahre in Hannover veranstaltet.