Berlin (epd). Auftrag der vom Bundestag eingesetzten Kommission mit 32 Mitgliedern und zwei Vorsitzenden war es, Kriterien für ein Atommüll-Endlager zu entwickeln. Keine leichte Aufgabe, immerhin soll das Lager eine Million Jahre genutzt werden. So lange wird der Abfall aus der atomaren Stromgewinnung noch strahlen. Am Dienstag präsentierte die Kommission ihren Abschlussbericht.
Um wie viel Atommüll geht es?
Gesucht wird in erster Linie ein Standort, an dem 30.000 Kubikmeter hoch radioaktive Abfallstoffe gelagert werden können. Während der Arbeit der Kommission wurde ihr Auftrag aber erweitert. Sie sollte sich auch Gedanken darüber machen, wie die 300.000 Kubikmeter schwach und mittel radioaktive Stoffe gelagert werden können, die vor allem in Medizin und Forschung anfallen. Ob beide Abfallarten am gleichen Standort untergebracht werden sollen, ist weiter umstritten. In jedem Fall fordert die Kommission getrennte Bereiche, da jeweils unterschiedliche Kriterien erfüllt sein müssen.
Welche Kriterien für ein Endlager werden empfohlen?
Die Kommission plädiert dafür, dass der hoch radioaktive Abfall in einem Bergwerk eingelagert wird. Alternativen wie die Lagerung im Eis oder Ozean oder einen Raketenabschuss zur Sonne schließt sie aus. Bohrlöcher oder eine dauerhafte Zwischenlagerung des strahlenden Materials hält sie maximal für die zweitbeste Lösung. Bei der Auswahl eines Standorts soll nach dem Votum der Kommission darauf geachtet werden, dass das Lager mindestens 500 Jahre bergbar ist, um den Atommüll auch wieder herausholen zu können. Die oberirdischen Anlagen des Endlagers sollen mindestens einen Kilometer Abstand zu Wohngebieten haben. Außerdem soll der Standort nicht in einem Hochwasserschutz-, Erholungs- oder Naturschutzgebiet liegen. Ebenso soll die Lagerung in geologisch aktiven Regionen mit der Gefahr von Vulkanismus oder Erdbeben sowie Einflüssen von Bergbaus ausgeschlossen werden.
Was ist mit dem umstrittenen Standort Gorleben?
Bei der Art des Gesteins für das Bergwerk hat sich die Kommission nicht festgelegt. Möglich sind Salz-, Ton- oder Kristallformationen. Damit bleibt auch der hoch umstrittene Salzstock in Gorleben weiter in der Diskussion um den Standort für das Atommüll-Endlager.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Ergebnisse der Endlager-Kommission sollen in eine Überarbeitung des sogenannten Standortauswahlgesetzes einfließen. Die Wahl des Standorts ist letztlich der Politik überlassen. Die Kommission hat weder konkrete Standorte empfohlen noch ausgeschlossen. Bei der Auswahl soll die Bevölkerung umfassend eingebunden werden.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Nach dem ursprünglichen Zeitplan des Standortauswahlgesetzes sollte bis 2031 ein Standort festgelegt, 2050 mit der Lagerung begonnen werden. Die Kommission hat diesen Zeitplan inzwischen als unrealistisch bewertet. Nach einem von ihr entworfenen Szenario kann frühestens 2058 eine Entscheidung für einen Standort fallen.
Was kostet der Atomausstieg?
Ein Gutachten, auf die sich die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs stützte, beziffert die Kosten für die Entsorgung des Atommülls auf 47,5 Milliarden Euro. Nach dem Vorschlag der Kommission sollen die Energieunternehmen, die vor allem von der Kernkraft profitiert haben, 23,3 Milliarden Euro an einen staatlichen Fonds zahlen, im Gegenzug von den Risiken der Endlagerung befreit werden. Beschlossen ist die Kostenaufteilung aber noch nicht. Die Endlager-Kommission selbst hat die Finanzierungsfrage wegen der Beauftragung des anderen Gremiums außer Acht gelassen.