Katholikentag stellt Flüchtlinge und Ämter für Frauen in den Mittelpunkt

Foto: epd/Hanno Gutmann
Bundespraesident Joachim Gauck bei seinem Grußwort am Mittwoch
Katholikentag stellt Flüchtlinge und Ämter für Frauen in den Mittelpunkt
In Leipzig nimmt der 100. Deutsche Katholikentag heute (Donnerstag) seine inhaltliche Arbeit auf. Debatten um Flüchtlinge, Ämter für Frauen, die Rolle der Katholiken und die Bedrohung der Demokratie beschäftigen den Katholikentag schon zum Auftakt am Mittwoch in Leipzig. Auch die Diskussion über die Nichteinladung von AfD-Politikern geht weiter.

Mit der Würdigung der Rolle der Kirchen in der Gesellschaft, dem Aufruf zu weiterem gesellschaftlichen Engagement und einer Videobotschaft von Papst Franziskus hat am Mittwoch in Leipzig der 100. Deutsche Katholikentag begonnen. Als Schwerpunkte des Laientreffens zeichneten sich schon am Eröffnungstag der Umgang mit Flüchtlingen und Rechtsextremismus sowie die innerkirchliche Forderung nach einer Weihe von Frauen zu Diakoninnen ab.

Zur Eröffnung des Laientreffens am Abend auf dem Marktplatz lobte Bundespräsident Joachim Gauck die Einsatzbereitschaft der Christen. Staat und Gesellschaft seien sehr dankbar für die Arbeit in Diakonie und Caritas und "weit darüber hinaus". Dies sei besonders deutlich geworden an dem, "was in den Gemeinden geleistet worden ist, als wir die Aufnahme der Flüchtlinge organisiert haben". Der oft "selbstlose Einsatz" sei nicht selbstverständlich: "Wenn wir ehrlich sind, weht der Zeitgeist junge Menschen nicht gerade ins kirchliche Engagement", sagte Gauck. Umso mehr hätten jene seine Hochachtung, die sich zum Beispiel in der kirchlichen Jugendarbeit einsetzten. Beim Sternensingen, den Pfadfindern, auf Freizeiten oder im Messdienst würden "Haltungen vorgelebt und eingeübt, aus denen Verantwortungsbewusstsein und Menschenliebe wachsen", sagte Gauck.

Diskussion ohne AfD-Vertreter

ZdK-Präsident Sternberg rückte mit Verweis auf das Motto "Seht, da ist der Mensch" den einzelnen Menschen in den Blickpunkt.  Es gehe darum, "den Schwachen zu helfen, Strukturen zu verändern, Interessenkonflikte aufzuzeigen, Menschenwürde zu thematisieren". Von dem Treffen solle "ein Signal der Offenheit und der Toleranz, gegen jeden dumpfen Nationalismus" ausgehen. Dabei gehe der Blick auch über Europa hinaus. Die hohen Flüchtlingszahlen zeigten, dass "die Eine Welt bei uns angekommen ist". Und nur weil derzeit weniger Menschen in Deutschland ankämen, sei das Thema nicht erledigt.

Auch Papst Franziskus ermutigte die Teilnehmer per Videobotschaft, dass sie in ihrem Leben "der Stimme der Armen und Zerschlagenen immer mehr Raum geben" sollten. Die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer warb dafür, das Schicksal des einzelnen Schutzsuchenden nicht aus dem Blick zu verlieren. "Es gibt gar nicht die Flüchtlingskrise, es gibt nicht die Massen, es gibt nicht die Schwemme, sondern es gibt immer nur Aishe und Achmed - oder wie auch immer sie heißen", sagte sie auf der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Erneut musste der Präsident des Zentralkomitees, Thomas Sternberg, den Beschluss verteidigen, Politiker der AfD nicht zu Debatten einzuladen. Sternberg wehrte sich gegen den Vorwurf, ohne Stimmen wie die der AfD könne nicht kritisch diskutiert werden. So könne die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung auch ohne die populistischen Aussagen der AfD infrage gestellt werden, sagte Sternberg: "Das ist hier keine Affirmationsveranstaltung für die Bundesregierung."

Der 100. Deutsche Katholikentag dauert bis Sonntag. Zu dem Jubiläumstreffen der katholischen Laien, das vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) organisiert wird, werden rund 32.000 Dauerteilnehmer und mehrere tausend Tagesgäste im zu 80 Prozent säkularisierten Leipzig erwartet. Auf dem Programm stehen unter dem Leitwort "Seht, da ist der Mensch" mehr als 1.000 Diskussionsrunden, Workshops, Konzerte und Gottesdienste.