Katholikentag blickt auf Flüchtlinge und globale Verantwortung

Zwei Verkäufer von Katholikentagsschals und eine Ordensschwester stehen am Mittwoch (25.05.16) in der Leipziger Innenstadt.
Foto: epd-bild/Hanno Gutmann
Zum 100. Deutschen Katholikentag werden in Leipzig rund 32.000 Dauerteilnehmer und mehrere tausend Tagesgäste erwartet.
Katholikentag blickt auf Flüchtlinge und globale Verantwortung
Beim 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig soll der einzelne Mensch wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Das Motto des Treffens der katholischen Laien, "Seht, da ist der Mensch", sei "eine Zeitansage und ein Zukunftsprogramm", sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, am Mittwoch bei der Eröffnungspressekonferenz in Leipzig.

Es gehe darum, "den Schwachen zu helfen, Strukturen zu verändern, Interessenkonflikte aufzuzeigen, Menschenwürde zu thematisieren", fügte er hinzu. Von dem katholischen Laientreffen solle "ein Signal für Dialog, Offenheit, Integration und Gastfreundschaft ausgehen", sagte Sternberg weiter. Dabei gehe der Blick auch über Europa hinaus. Nicht zuletzt die hohen Flüchtlingszahlen zeigten, dass "die Eine Welt bei uns angekommen ist". Und nur weil derzeit weniger Menschen in Deutschland ankämen, sei das Thema nicht erledigt. Es gehe darum, die Fluchtursachen zu bekämpfen und die Integration der Menschen zu ermöglichen.

Auch die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, warb vor dem Beginn des Katholikentages dafür, das Schicksal des einzelnen Schutzsuchenden nicht aus dem Blick zu verlieren. "Es gibt gar nicht die Flüchtlingskrise, es gibt nicht die Massen, es gibt nicht die Schwemme, sondern es gibt immer nur Aishe und Achmed - oder wie auch immer sie heißen", sagte sie auf der ZdK-Vollversammlung. Es sei Aufgabe der Christen, "die Botschaft der Nächstenliebe" immer wieder in der Gesellschaft sichtbar zu machen.

Videobotschaft von Papst Franziskus

Erneut musste Sternberg auf der Pressekonferenz den Beschluss verteidigen, Politiker der AfD nicht zu Debatten einzuladen. Er wehrte sich gegen den Vorwurf, ohne solche Stimmen könne nicht kritisch diskutiert werden. So könne die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung auch ohne die populistischen Aussagen der AfD infrage gestellt werden, sagte Sternberg: "Das ist hier keine Affirmationsveranstaltung für die Bundesregierung."

Bei den Podiumsdiskussionen der Katholikentage gehe es um die Frage, wie gemeinsam Lösungen entwickelt werden könnten. "Und glauben Sie, wir hätten einen besseren Katholikentag, wenn jemand in einer Schauveranstaltung in der Arena Leipzig gegen Frauke Petry antritt", fragte der ZdK-Präsident. Die populistischen Äußerungen des AfD-Spitzenpersonals lasse oft an Menschlichkeit fehlen - für Christen unverhandelbar: "Nicht die Würde des Deutschen ist unantastbar, sondern die Würde des Menschen", betonte Sternberg.

Rückendeckung erhielt Sternberg durch die Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan. Die ehemalige Bundesbildungsministerin sagte MDR Aktuell, es habe sich in den vergangenen Tagen gezeigt, "wie schwer sich die AfD mit dem Gespräch tut". Als Beispiel nannte sie das Treffen von AfD-Vertretern mit dem Zentralrat der Muslime vom Montag. Vor künftigen Veranstaltungen wie Kirchentagen müsse die Partei klären, "wie gesprächsfähig sie sein will" und ob sie sich auch auf Argumente anderer einlassen könne.

Der Jubiläums-Katholikentag soll am Abend im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck mit einem Fest auf dem Markt eröffnet werden. Dabei will sich auch Papst Franziskus mit einer Videobotschaft an die Teilnehmer wenden. Zu den mehr als 1.000 Diskussionsrunden, Workshops, Konzerten und Gottesdiensten des 100. Deutschen Katholikentages werden bis Sonntag rund 32.000 Dauerteilnehmer und mehrere tausend Tagesgäste erwartet.