Bonn (epd). Durch die geringen Milchpreise müssten Landwirte immer billiger produzieren, kritisierte Verbands-Präsident Thomas Schröder am Mittwoch in Bonn. "Da bleibt keine Luft für die dringend notwendigen Investitionen in artgerechtere Haltungsformen."
Das konventionelle System der Milchwirtschaft sei völlig aus dem Ruder gelaufen, beklagte der Verband. "Das ganze System ist derzeit nur auf Gewinnmaximierung ausgelegt, der Schutz der Tiere geht dabei zwangsläufig unter", erklärte Schröder. Kühe litten infolge der Zucht auf Milchproduktion unter Eutererkrankungen, Stoffwechselstörungen und Klauenschäden und hätten nur noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa vier Jahren. Erbringe eine Kuh die Leistung von bis zu 50 Litern Milch am Tag nicht mehr, sei sie wirtschaftlich unbrauchbar und werde geschlachtet - oftmals hochträchtig, hieß es.
Überangebot regulieren
Anstelle von kurzfristigen Überbrückungszahlungen für Milchbauern forderte der Tierschutzbund langfristig angelegte Strategien zur Verbesserung der Haltungsbedingungen. Die Politik müsse das Überangebot an Milch regulieren, Standards für die Haltung von Kühen erlassen und tierfreundliche Betriebe finanziell unterstützen. In der Zucht müsse wieder mehr Wert auf Robustheit und weniger auf eine hohe Milchleistung gelegt werden. Der Tierschutzbund will zudem nach eigenen Angaben in Zukunft sein Lebensmittel-Label "Für mehr Tierschutz", das zurzeit Kriterien für die Haltung von Mastschweinen und Hühnern umfasst, auf Milchkühe ausweiten.
Milchbauern erhalten zurzeit für einen Liter Frischmilch Medienberichten zufolge weniger als 20 Cent und machen dadurch enorme Verluste. Grund dafür ist ein Überangebot von Milch in Europa. Die Bundesregierung kündigte an, die Landwirte mit einem mindestens zweistelligen Millionenbetrag zu unterstützen.