Berlin (epd) Dazu sollen einzelne Bäume mit Sensoren ausgestattet werden, die Daten über die Verdunstung, den Saftfluss und das Wachstum sammeln, sagte die Koordinatorin des Projektes, Ute Sass-Klaasen von der Universität Wageningen (Niederlande), am Freitag in Berlin. Sie erhofft sich damit neue Erkenntnisse über die Auswirkungen von Extremwetterlagen und den zunehmenden Hitze- und Trockenstress, dem Bäume und Wälder ausgesetzt sind.
Sensoren senden den "Herzschlag"
Der Start für den ersten Baum in Deutschland, der mit der Technik ausgestattet wurde, war für Freitag geplant. Es handelt sich dabei um eine 44 Jahre alte und rund 15 Meter hohe Kiefer im Biosphärenreservat Schorfheide nördlich vom brandenburgischen Eberswalde. Bereits Anfang der Woche hatten die Wissenschaftler anlässlich einer Tagung in Joachimsthal bei Berlin vorübergehend eine Birke für wenige Tage mit Sensoren ausgestattet.
Damit könnten Stress-Zustände von Wäldern schneller und ortsgenauer als bisher erkannt werden, sagte Andreas Bolte vom Thünen-Institut für Waldökosysteme im brandenburgischen Eberswalde. Einsatzmöglichkeiten sieht er beispielsweise in der Forstwirtschaft und in Kommunen. Die installierten Sensoren messen die Bodenfeuchte, den Durchmesser sowie die Saftdurchleitung im Baum. Ein etwa 50 Jahre alter Baum beispielsweise verdunstet an einem schönen Sommertag etwa 60 Liter. Wuchs- oder Absterbereaktionen eines Baumes sind bislang erst Wochen, Monate oder gar Jahre nach dem schädlichen Ereignis äußerlich am Baum zu entdecken.
Die Sensoren senden die gemessenen Daten, den "Herzschlag", im fünfminütigen Anstand an eine Zentrale. Der Zustand des Baumes wird dann bei normalen Wachstumsbedingungen einmal morgens zu Beginn des Saftflusses und am Abend jeweils per Twitter mitgeteilt. Bei veränderten Wachstumsbedingungen würden auch Extra-Tweets gesendet, sagte die Initiatorin des "Twittering Tree"-Netzwerkes, Kathy Steppe, von der Universität Gent (Belgien).
Neue Sponsoren gesucht
Bislang sammelt das Netzwerk europaweit Informationen von sechs mit Sensoren ausgestatteten Bäumen, fünf davon in Belgien. An dem von der EU geförderten interdisziplinären Projekt STReESS (Studying Tree Responses to extreme Events: a SynthesiS) beteiligten sich in den vergangenen vier Jahren Wissenschaftler aus mehr als 30 Ländern. Jetzt sucht das Forschernetzwerk neue Sponsoren.
Sass-Klaasen hält die "Twittering Trees" für eine nötige Ergänzung zu den bisherigen Klimamodellen, die aufgrund ihrer Komplexität zu ungenau seien, wenn es um die Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Regionen geht. Wie viel die Verkabelung eines Baumes mit den Sensoren kostet ist noch unklar. Steppe sprach von 5.000 bis 10.000 Euro.