Ulm (epd) Die Kirchengemeinde greife zu diesem Mittel vor allem, um Nachahmungstäter abzuschrecken, sagte die Pfarrerin am Ulmer Münster, Tabea Frey, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Aktion des vermummten Kletterers, von der er ein Video ins Internet gestellt hatte, sei "hoch gefährlich" gewesen auch für Passanten, auf die Steinbrocken aus der Turmspitze hätten herunterbrechen können.
Der Kletterer war über das Baugerüst am Münster und dann über Sicherungsgitter hinaus bis in die Turmspitze gestiegen. Im Morgengrauen bewegte sich der Kletterer ungesichert in der Turmspitze unter anderem über Wasserspeier-Figuren, wie seine Aufnahmen zeigen. Der Turm ist insgesamt 161,53 Meter hoch und hat eine für Besucher zugängliche Plattform auf 142 Metern.
Dekan: Effektive Sperren gegen Extremkletterer nicht möglich
Aufmerksam wurde die Kirchengemeinde auf die Aktion durch Anrufe von Bürgern und einen Medienbericht nach der Veröffentlichung des Videos. Sichtbare Spuren hinterlassen hatte der Kletterer nicht. Die Videosequenz werde polizeilich gelöscht, sagte Münsterpfarrerin Frey.
Der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl sagte dem epd, effektive Sperren gegen Extremkletterer seien an Kirchen wie dem Münster nicht möglich: "Sie finden immer einen Weg." Er empfinde die Aktion des Kletterers als unverantwortlich, weil er Andere zu Aktionen mit möglicherweise tödlichem Ausgang verführe, und als geschmacklos: Der Kirchenkletterer hatte ein Totenkopf-Tuch als Gesichtstarnung.
In einem auf der Internetseite ulmtagundnacht.de veröffentlichten Interview heißt es über den Münsterkletterer, er gehöre zu einer sogenannten "Rooftopper"-Gruppe aus dem Schwarzwald, die sich Grave Yard Kidz (Friedhofskinder) nenne. Der Kletterer sagt darin, es habe für die Aktionen der Gruppe noch nie eine Strafe gegeben. Er räumt aber auch ein, dass potenzielle Nachahmer ein Problem sind: "Das ist das Schlimmste am Roofen. Kids kommen, meinen sie könnten sich auch eine Totenkopfmaske kaufen und das selbe machen", heißt es in dem Interview.