Erfurt (epd) Eine Gesamtschadenssumme sei aber nicht zu ermitteln, geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag hervor. Wie die in Erfurt erscheinende "Thüringer Allgemeine" in ihrer Freitagsausgabe berichtet, lassen sich die Kosten für Unternehmen und Privatpersonen, die aus dem Unfall vom 26. April 1986 herrührten, über einen Zeitraum von 30 Jahren nicht erfassen.
Ausgaben für Schutzhülle
Im Detail schlüssele die Bundesregierung in dem Papier Kosten für den Bund in Höhe von rund 370 Millionen Euro auf, die direkt mit dem Atomunfall in Verbindung stehen. Darin seien die Ausgaben für die Schutzhülle um den zerstörten Reaktorblock enthalten. In den dafür eingerichteten internationalen Fonds hat Deutschland bislang 97 Millionen Euro eingezahlt. Weitere 26 Millionen flossen in einen Fonds zur Behandlung radioaktiver Abfälle.
Für beide Fonds hat die Bundesregierung bereits weitere 19 Millionen Euro zugesichert. Für Strahlenmessungen in der Ukraine, Weißrussland und Russland wurden knapp sieben Millionen Euro ausgegeben. Die Dekontamination von verseuchtem Molkepulver in den Jahren nach der Katastrophe schlug für den Bund mit etwa 34 Millionen Euro zu Buche. Weitere rund 200 Millionen Euro sind zwischen 1986 und 1995 an Entschädigungen und Ausgleichszahlungen für vernichtete Lebens- und Futtermittel an Landwirte gezahlt worden.
"Die Summe ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Zahlen zeigen die ungeheure Dimension auf, die von den Folgen eines Super-GAUs in über tausend Kilometern ausgeht und über Zeit und Raum andauert", zitiert das Blatt die beiden Abgeordneten der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl und Bärbel Höhn, die die Anfrage gestellt hatten.