Angesichts der Fortschritte von Gentechnik und Gehirnforschung wachse auch die gemeinsame Verantwortung von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, sagte er am Donnerstag bei der Eröffnung des 11. Ethikgipfels in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
"Durch die Erfolge der Wissenschaft werden wir immer stärker zu Mitgestaltern der Evolution", sagte Gauck. Die Hoffnung auf die Heilung schwerstkranker Menschen und der Kampf gegen den Hunger in der Welt stünden "der Sorge vor verhängnisvollen Fehlentwicklungen" gegenüber. Der Bundespräsident warnte vor einer "Verletzung grundlegender Menschenrechte" durch Eingriffe in das menschliche Erbgut und das Gehirn.
Es sei wichtiger denn je, Erkenntnis- und Wohlfahrtsgewinn über territoriale und kulturelle Grenzen hinweg zu denken. Gerade in den Lebenswissenschaften gehe es um Erkenntnisse, die von Bedeutung für alle Menschen sind. "Ethisch fundierte Forschung bedeutet auch, die Anstrengungen zur Gesundheitsversorgung in den Entwicklungsländern zu verstärken", sagte Gauck. Epidemien wie Ebola und Zika, die einen Themenschwerpunkt des Gipfels bilden, würden zeigen, wie dringlich diese Aufgabe sei.
An dem "Global Summit of National Ethics/Bioethics Committees", das alle zwei Jahre stattfindet, nehmen 100 Nationen teil. Das bedeutendste Treffen nationaler Ethik-Komitees wird in diesem Jahr vom Deutschen Ethikrat, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der UN-Bildungsorganisation Unesco ausgerichtet.