Pro und Contra: E-Books

Pro und Contra: E-Books

Von Elisa Makowski
16.03.2016
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Elisa Makowski (epd)

Frankfurt a.M. (epd) Der Büchermarkt wird immer digitaler - das zeigt auch das Angebot auf der Leipziger Buchmesse, die am Mittwochabend eröffnet wird. Was sind die Vor- und Nachtteile für den Leser, von gedruckten auf digitale Bücher umzusteigen? Die Argumente im Überblick:

PRO

Leicht und klein: Beim Packen für den Urlaub muss man sich nicht mehr lange überlegen, welches Buch denn nun in den Koffer darf - man kann einfach alle mitnehmen. Das gilt auch für den physischen Platz: E-Books benötigen weniger Speicher als gedruckte Bücher Regalmeter.

Fix gekauft: E-Books sind schnell und einfach zu beschaffen - man muss nicht erst zum Buchhändler. "Wenn ich es runtergeladen habe, kann ich sofort anfangen zu lesen", sagt Christoph Bläsi vom Institut für Buchwissenschaft an der Universität Mainz.

Für alle nutzbar: Auch in Sachen Barrierefreiheit liegt das E-Book vor dem gedruckten Buch. Wenn man selbst nicht lesen kann, kann man sich den Text automatisch vorlesen lassen, die Schriftgröße oder Beleuchtung ändern. Gerade bei älteren Menschen sind deshalb E-Books sehr beliebt.

Guter Preis: In Deutschland sind die E-Books ein bisschen günstiger als das billigste gedruckte Buch - Kosten für Druck, Bindung und Handel fallen weg. Noch liegt der Mehrwertsteuersatz allerdings bei 19 Prozent statt bei sieben wie für gedruckte Bücher. Für den Staat ist ein E-Book nämlich eine elektronische Dienstleistung, kein Kulturgut.

Treffpunkt Buch: Wer beim Lesen einen Internetzugang hat, kann sich auf Plattformen wie "LovelyBooks" gleich über das Buch austauschen - "social reading" heißt das: Kommentare des Lesers zum Text können geteilt und von anderen gesehen werden. "So bekommen Lesekreise, die man sonst nur von der Uni kennt, eine neue Bedeutung", sagt Bläsi, der zum digitalen Publizieren lehrt.

Neues: Die meisten Bücher, die im Eigenverlag erscheinen - sogenanntes Self Publishing - gibt es (vorerst) nur als E-Book. Unter Umständen hat der Leser also digital ein größeres Angebot an Büchern.

Multimedial: Entscheiden sich Leser nicht nur für einen einfachen E-Reader wie Kindle oder Tolino, sondern dafür, das Buch auf einem internetfähigem Tablet oder Smartphone zu lesen, muss es beim Lese-Vergnügen nicht bleiben: Bilder, Videos und Tonaufnahmen können den Text ergänzen. "Ob das wirklich ein Vorteil ist, ist Ansichtsache", stellt Bläsi klar. Während die Möglichkeit den einen bereichert, fühlt sich der andere vielleicht in seiner Fantasie eingeschränkt - schließlich ist das Bild dann vorgegeben.

CONTRA

Ökobilanz: Zwar kann der Schaden noch nicht eindeutig eingeschätzt werden, aber da viele E-Reader alle zwei Jahre ausgetauscht und dann oft nicht richtig entsorgt werden, könne man davon ausgehen, dass die Umweltwirkung eher schlecht ist, urteilt Bläsi. "Dennoch: Wenn man Viel-Leser ist - also innerhalb von zwei bis drei Jahren Hunderte von Büchern liest - dürften E-Books unterm Strich ökologischer sein." Das bedeutet aber auch: "Wenn man wenig liest, ist mit großer Sicherheit ein gedrucktes Buch mit FSC-zertifiziertem Papier besser", sagt Bläsi.

Junkfood statt Gehirnfutter: Viele Studien kommen zu dem Ergebnis, dass man beim Lesen am Bildschirm weniger versteht und weniger schnell liest. Während einige Untersuchungen zu dem Ergebnis kommen, es mache keinen Unterschied, komme nur eine einzige Studie zu dem Schluss, man lese am Bildschirm besser, erklärt Bläsi.

Lieber Bewährtes: Viele Bücher erscheinen (noch) nicht als E-Book und werden auch nicht im Nachhinein digitalisiert. "Wenn ich also ausschließlich E-Books lesen will, bleibt mir ein gewisser Inhalt versperrt", erklärt Bläsi.

Lebensdauer: Wenn ein Leser im Jahr 2030 auf ein Kindle-Buch aus dem Jahr 2016 zurückgreifen will, das nicht mehr im Handel ist, wird ihm das wahrscheinlich nicht mehr möglich sein. Die Deutsche Nationalbibliothek archiviert nur Bücher in bestimmten Formaten - das von Kindle gehört nicht dazu, wie Bläsi in einer Untersuchung 2014 herausgefunden hat. Doch es besteht Grund zur Hoffnung: "Bibliotheken entwickeln mit den Jahren ein Problembewusstsein, so dass man hoffen kann, dass sich die Situation verbessert."

Kompatibilität: Die Soft- und Hardware der E-Reader wird stetig aktualisiert. Unter Umständen kann es passieren, dass man sein eigenes Buch irgendwann nicht mehr lesen kann - die digitalen Daten des Gerätes und die des E-Books "verstehen" sich dann nicht mehr.

Verleihen? Fehlanzeige!: E-Books kauft man nicht, sondern erwirbt nur die Lizenz zum Lesen. "Das hat zur Folge, dass ich es nicht verleihen, nicht kopieren, nicht weiterverkaufen und auch nicht vererben kann", sagt Bläsi. Wenn jemand stirbt, erlischt die Lizenz - egal wie viele Bücher er zu Lebzeiten gekauft hat.