Berlin (epd)Die Gelbfiebermücke als Überträger gebe es in Deutschland gar nicht und die asiatische Tigermücke, von der noch nicht bekannt sei, ob sie das Zika-Virus überträgt, komme nur sehr punktuell in Süddeutschland im Raum Freiburg vor, sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin am Mittwoch in Berlin. Für eine Infektion müsste sich eine Mücke erst einmal selbst an einem Zika-Patienten infizieren, bevor sie das Virus weiterverbreiten könnte.
Dengue-Fieber wahrscheinlicher
Der Infektionsmediziner sieht außer bei Schwangeren auch keine große Gefährdung für Reisende in betroffene Gebiete, wenn sie sich entsprechend gegen Mückenstiche schützen. "Die Gefahr einer schwerwiegenden Erkrankung bei normalen Reisenden ist relativ gering", betonte Schmidt-Chanasit. Größer sei die Wahrscheinlichkeit an dem mehr verbreiteten Dengue-Fieber zu erkranken.
Schwangeren rate er grundsätzlich ab, in tropische oder subtropische Länder zu verreisen, sagte der Virologe weiter. Im Falle von Zika sei ein Zusammenhang zwischen dem Virus und dem Auftreten von Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) bei Ungeborenen mittlerweile bewiesenen. "Das heißt, Zika hat das Potenzial, einen Fötus zu schädigen", warnte Schmidt-Chanasit. Unklar seien aber weiterhin die genauen Mechanismen, also wie häufig und unter welchen Voraussetzungen das Zika-Virus zu Fehlbildungen führt.
Bei Unsicherheit: Kondom
Da auch eine sexuelle Übertragung des Virus möglich ist, rät der Tropenmediziner auch männlichen Rückkehrern aus den betroffenen Ländern, sich testen zu lassen - insbesondere, wenn die Sexualpartnerin schwanger ist oder eine Schwangerschaft plant. Bei Unklarheit sollte eine Kondom verwendet werden, betonte Schmidt-Chanasit. Im Blut sei das Virus maximal eine Woche, im Urin bis zu vier Wochen und im Sperma über mehrere Monate nachweisbar.
Die WHO hatte Anfang Februar aufgrund der schnellen Verbreitung des Zika-Virus in Lateinamerika den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Die Epidemie ist mittlerweile in 30 Staaten nachgewiesen worden, wobei Brasilien und Kolumbien am stärksten betroffen sind. Mit einem zuverlässigen Impfstoff ist nach Angaben des Tropenmediziners erst in einigen Jahren zu rechnen.