Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Sachsen

Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Sachsen
Die Zahl der Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte ist bundesweit sprunghaft gestiegen. In Sachsen wurden nach Darstellung der Opferberatung RAA im vergangenen Jahr 74 Angriffe auf oder im Umfeld von Asylunterkünften verübt.

Dresden (epd)

22. Juni 2015: In Freital bei Dresden demonstrieren etwa 100 Asylgegner vor dem Flüchtlingsquartier in einem ehemaligen Hotel. Das Gebäude wird regelrecht belagert. Augenzeugen sprechen von pogromartiger Stimmung. Auch an den Folgetagen finden Anti-Asyl-Demonstrationen statt. Bereits zuvor hatte es regelmäßig Kundgebungen von Bürgern gegen die Unterkunft gegeben.

28. Juni: Auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Meißen wird ein Brandanschlag verübt. Am Vorabend hatten sich um die zwei Dutzend Neonazis zusammengerottet, um gegen eine angebliche Gefahr durch Ausländerkriminalität zu protestieren.

24. Juli: Beim Aufbau einer Zeltstadt für Flüchtlinge in Dresden gibt es Proteste. Mitarbeiter des DRK werden angegriffen. Asylgegner wollen den Aufbau behindern. Der Einsatz der Polizei verhindert eine Eskalation.

Schweineköpfe aufgestpießt

21./22. August: Im sächsischen Heidenau kommt es zu schweren Ausschreitungen beim Protest gegen eine Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Baumarkt. Bei einer von der rechtsextremistischen NPD angemeldeten Demonstration wird der Bürgermeister der Kleinstadt als "Volksverräter" beschimpft. Bis zu 600 Personen versammeln sich vor der Notunterkunft, um den Einzug von Geflüchteten mit Straßenblockaden zu verhindern. Auch am Folgetag kommt es zu Ausschreitungen, bei denen Rechtsradikale NS-Parolen skandieren.

8. Dezember: Unbekannte spießen im erzgebirgischen Niederdorf bei Stollberg in der Nacht vor einer Asylunterkunft Schweineköpfe auf. An einem Lichtmast hängen sie Plakate mit flüchtlingsfeindlichen Parolen wie "Bitte flüchten Sie weiter. Es gibt hier nichts zu wohnen".

26. Dezember: Mit einem vermutlich illegalen Feuerwerkskörper werden mehrere Scheiben an der Eingangstür einer Asylunterkunft in Dresden-Stetzsch gesprengt. Von den 41 im Haus untergebrachten Menschen wird niemand verletzt.

Unter Einsatz von Gewalt

5. und 7. Januar 2016: In Chemnitz-Einsiedel kommt es zu rassistischem Protest gegen Asylsuchende. Geflüchtete müssen bei ihrem Einzug in die örtliche Flüchtlingsunterkunft von der Polizei geschützt werden. Am Zugang zur Unterkunft versammeln sich Dutzende Asylgegner.

18. Februar: Im mittelsächsischen Clausnitz versucht ein aufgebrachter Mob, die Ankunft von Geflüchteten zu verhindern. Die Menge blockiert deren Bus. Polizeibeamte bringen einige der Geflüchteten, darunter auch einen weinenden Jungen, unter Einsatz von Gewalt aus dem Bus. Die Polizei bezeichnet das Vorgehen später als notwendige Maßnahme.

21. Februar: In Bautzen brennt eine künftige Flüchtlingsunterkunft. Asylgegner klatschen Beifall. Selbst Kinder rufen Medienberichten zufolge rassistische Parolen. Gegen mehrere Personen werden Platzverweise ausgesprochen, weil sie die Löscharbeiten behindern.