Diejenigen, die seine Äußerungen als unangemessene Kritik verstanden und sich verletzt gefühlt hätten, bitte er um Entschuldigung, schreibt Pfarrer Diener in einer persönlichen Erklärung, die am Donnerstag verbreitet wurde. Darin wirbt der Allianz-Vorsitzende, der sich künftig behutsamer äußern will, dafür, notwendige Diskussionen gerade zu Bibelverständnis und Sexualethik in der evangelikalen Bewegung "weniger personalisiert, sondern sachorientiert" zu führen.
In zwei Interviews hatte Diener, der seit November auch Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, evangelikale Christen ermuntert, in Fragen der Sexualethik selbstkritischer zu sein und sich weniger gegen die Landeskirchen abzuschotten. Vor allem sein Eintreten für mehr Toleranz im Umgang mit Homosexuellen war in den Reihen der Evangelikalen auf zum Teil heftigen Widerspruch gestoßen.
Die Bibel bleibt für Diener "Maßstab und Richtschnur"
Diener war bis 2009 Dekan des pfälzischen Kirchenbezirks Pirmasens. Er ist Präses des pietistisch geprägten Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und seit 2012 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, dem Dachverband für rund 1,3 Millionen evangelikal, pietistisch und charismatisch ausgerichtete Christen aus Landes- und Freikirchen.
Konservative Evangelikale hatten als Reaktion auf die Diener-Interviews am Wochenende die evangelikalen Dachverbände aufgefordert, strittige Positionen etwa zur Pluralität in Glaubensfragen oder zum Umgang mit Homosexualität zu klären. "Wir fordern die zuständigen Gremien des Gnadauer Verbandes und der Deutschen Evangelischen Allianz auf, zu Irritationen klärend Stellung zu beziehen und bitten um gemeinsame Gespräche", heißt es in einem Kommuniqué, das nach einem Treffen von 65 Vertretern aus der evangelikalen Bewegung in Kassel veröffentlicht wurde. Eingeladen dazu hatte Ulrich Parzany, langjähriger Generalsekretär des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) und früherer "ProChrist"-Redner.
In seiner Erklärung schreibt Diener, zu keinem Zeitpunkt habe er eine "subjektivistische oder die Wahrheit der Heiligen Schrift relativierende" Bibelauslegung vertreten. Als Gottes Wort sei die Bibel "der Maßstab und die Richtschnur für unser Leben und unsere Lehre". Die vergangenen Wochen hätten ihm gezeigt, dass er sich als Vorsitzender "zurückhaltender und vermittelnder" in strittigen Fragen der evangelikalen Bewegung äußern müsse, um Menschen nicht zu enttäuschen, zu verunsichern oder zu verärgern.
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"Dieses Versäumnis tut mir aufrichtig leid und fordert mich zu großer Behutsamkeit und weitgehend abgestimmten Inhalten auf", bekennt Diener selbstkritisch. In den Beratungen des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und der Evangelischen Allianz wolle er dazu beitragen, dass evangelikale Christen "auch dann beieinanderbleiben, wenn wir in einzelnen Sachfragen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen", versichert Diener.
Unterdessen wurde bekannt, dass mehr als 40 evangelikale und kirchliche Vertreter Diener in der Kontroverse ihr Vertrauen aussprechen. In einem Schreiben rufen sie die Vorstände der evangelikalen Verbände auf, "sich mit aller Kraft hinter Michael Diener zu stellen". Zu den Unterzeichnern gehören neben anderen der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit, der Theologieprofessor Michael Herbst und Hans-Hermann Pompe, Leiter des EKD-Zentrums für Mission in der Region.