Papst nimmt Rücktrittsgesuch von Aachener Bischof an

epd-bild/Bistum Aachen/Andreas Steindl
Heinrich Mussinghoff.
Papst nimmt Rücktrittsgesuch von Aachener Bischof an
Nach mehr als 20 Jahren als Bischof von Aachen tritt Heinrich Mussinghoff ab. Der Papst nahm das Rücktrittsgesuch an. Für die Bestimmung eines Nachfolgers beginnt nun ein kompliziertes Verfahren.

Aachen (epd)Heinrich Mussinghoff ist nicht mehr Bischof von Aachen. Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch des 75-Jährigen mit sofortiger Wirkung angenommen, wie das Bistum am Dienstag in Aachen mitteilte. Damit ist der Aachener Bischofsstuhl ab sofort vakant. Mussinghoff war im Oktober 75 Jahre alt geworden. Mit Erreichen dieser Altersgrenze sind die katholischen Bischöfe verpflichtet, dem Papst ihren Amtsverzicht anzubieten. Neben Aachen sind auch die Bistümer Dresden-Meißen und Limburg derzeit vakant.

Mussinghoff stand seit mehr als 20 Jahren an der Spitze des Bistums mit rund 1,1 Millionen Katholiken. Der emeritierte Bischof wird am 20. Dezember mit einem Pontifikalamt im Aachener Dom verabschiedet. "Es waren gute Jahre, aber sie waren nicht ohne große Herausforderungen", sagte Mussinghoff. Als Priester und Bischof sei es ihm wichtig gewesen, in der Treue zum Evangelium in der Kirche und durch die Kirche "Menschen zu ermutigen, Christus kennenzulernen, Freundschaft mit ihm zu schließen und ihrerseits den Aufbruch in eine große Zukunft zu wagen".

Weihbischof übernimmt Leitung

Mussinghoff wurde 1940 im westfälischen Osterwick geboren und studierte Philosophie und katholische Theologie in Münster und in Freiburg im Breisgau. 1968 wurde er zum Priester geweiht. Ab 1980 gehörte Mussinghoff zum Münsteraner Domkapitel, war mehrere Jahre Leiter des Kirchlichen Gerichts in Münster und wurde 1990 dort Dompropst. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1994 zum Bischof von Aachen. Von 1999 bis 2011 war Mussinghoff stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2006 leitete er in der Ökumenekommission der Bischofskonferenz die Unterkommission zu Fragen des Judentums.

Nach dem Kirchenrecht übernimmt nun Weihbischof Karl Borsch als dienstältester Weihbischof zunächst die Leitung des Bistums. Sobald das Domkapitel einen Diözesanadministrator gewählt hat, wird dieser dann so lange die Geschicke des Bistums leiten, bis der neue Bischof sein Amt antritt. Für die Wahl reicht das Domkapitel eine Kandidatenliste über die Apostolische Nuntiatur in Berlin beim Vatikan ein. Der Papst legt dann eine Liste mit drei Kandidaten vor, zwischen denen das Domkapitel auswählen kann. Gewählt ist der Kandidat, der im ersten Wahlgang, spätestens im zweiten, die absolute Mehrheit erhalten hat. Papst Franziskus ernennt dann den Bischof.

Internet-Aktion zur Wahl

Der Diözesanrat der Katholiken des Bistums hat eine Internet-Aktion zur Bischofswahl gestartet. Auf der Internetseite "www.neuer-bischof-fuer-aachen.de" sind Katholiken im Bistum aufgerufen, ihre Erwartungen an den künftigen Bischof zu schreiben. Konstruktive Beiträge würden nach kurzer Prüfung freigeschaltet, teilte der Diözesanrat mit. Dabei sollen keine Namen von Kandidaten, sondern wichtige Eigenschaften genannt werden.

Der Caritasverband des Bistums hob Mussinghoffs Eintreten für Flüchtlinge hervor. Mussinghoff habe zu den deutschen Bischöfen gehört, die als erste auf die Flüchtlingswelle hingewiesen und eine Willkommenskultur für diese Menschen gefordert hätten, sagte Diözesancaritasdirektor Burkard Schröder. Zudem habe Mussinghoff immer wieder deutlich gemacht, dass die Caritas ein wichtiger Teil der Kirche im Bistum Aachen sei.