Paris (epd)Deutschland will den Ausbau erneuerbarer Energien in Afrika bis 2020 mit drei Milliarden Euro fördern. Das kündigte Ingrid Hoven, Abteilungsleiterin im Bundesentwicklungsministerium, am Dienstag auf dem Weltklimagipfel in Paris an. Der Kontinent habe einen "riesigen Energiehunger", begründete Hoven die Unterstützung. "Es muss verhindert werden, dass Afrika in Kohle investiert", betonte sie. Nach Angaben von Wissenschaftlern ist derzeit weltweit der Bau von 2.440 Kohlekraftwerken in Planung - deutlich zu viele, wenn die Erderwärmung wie vereinbart auf zwei Grad Celsius begrenzt werden soll.
Laut Hoven hat Afrika in den vergangenen zehn Jahren seinen Energieverbrauch um 45 Prozent gesteigert. Weiterhin hätten aber 620 Millionen Menschen auf dem Kontinent keine Zugang zu Strom. Mit den deutschen Mitteln sei es möglich, zwei Gigawatt an erneuerbaren Energien für 25 Millionen Menschen bereitzustellen.
"Positiver Impuls" für Konferenz
Deutschland will seine Zusage offiziell in der kommenden Woche gemeinsam mit anderen G-7-Staaten, die sich ebenfalls beteiligen, auf dem Gipfel präsentieren. Insgesamt werde vermutlich eine Summe von acht bis zehn Milliarden Euro für die kommenden Jahre zusammenkommen, sagte Hoven. Der Ministerialbeamtin zufolge wollen die afrikanischen Staaten bis 2020 ihre Strom-Leistung aus erneuerbaren Energien auf zehn Gigawatt und bis 2030 auf 300 Gigawatt ausbauen.
Die deutschen Mittel sind Teil der Klimahilfen für Entwicklungsländer, die die Bundesregierung bei internationalen Verhandlungen versprochen hat. Sie sollen bis 2020 auf vier Milliarden Euro jährlich anwachsen.
Die finanzielle Unterstützung für arme Länder beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die Erderwärmung ist eines der zentralen Themen des Klimagipfels. Etliche Entwicklungsländer knüpfen ihre Klimaschutz-Pläne an die Bedingung, dass sie dafür Hilfen erhalten. Hoven erwartet, dass die Unterstützung der Afrika-Initiative einen "positiven Impuls" für den Verlauf der Konferenz setzen wird.
Zwei Grad als kritische Marke
Wissenschaftler warnen vor verheerenden Folgen, sollten alle derzeit geplanten Kohlekraftwerke tatsächlich gebaut werden. Im Jahr 2030 würden die Kraftwerke viermal mehr Kohlendioxid ausstoßen als für die Erreichung des Zwei-Grad-Zieles zulässig, teilte das Forscher-Netwerk "Climate Action Tracker" mit. Zwei Grad gelten als kritische Marke: Steigen die Temperaturen stärker an, gelten die Folgen für Mensch und Natur als unkalkulierbar.
Nach Angaben von "Climate Action Tracker" sind derzeit 2.440 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1.428 Gigawatt in Planung. Es sei aber unwahrscheinlich, dass alle Vorhaben tatsächlich realisiert werden. "Wenn die erneuerbaren Energien so durchstarten, wie wir es derzeit erwarten, werden sich viele dieser geplanten Kohlekraftwerke als gescheiterte Investitionen erweisen oder nur unter schwierigen finanziellen Bedingungen betrieben werden können", sagte der Umweltwissenschaftler Bill Hare.
Ziel des am Montag eröffneten zweiwöchigen Gipfels ist die Verabschiedung eines globalen Abkommens gegen die Erderwärmung. Zum Auftakt waren rund 150 Staats- und Regierungschefs in die französische Hauptstadt gekommen.