Experte: Mikroversicherungen gegen Folgen des
Klimawandels

epd-bild / WFP/Phil Behan
Ein Mann arbeitet auf einem ausgedörrten Feld in der Sahelzone in Niger.
Experte: Mikroversicherungen gegen Folgen des Klimawandels
Beim Weltklimagipfel diskutieren Politiker über die Bekämpfung des Klimawandels. Wie könnte man Menschen in Entwicklungsländern gegen Folgen von Naturkatastrophen absichern? Versicherungs-Experte Schiller plädiert für Mikroversicherungen.
01.12.2015
epd
David Schäfer (epd-Gespräch)

Frankfurt a.M. (epd)Der Versicherungs-Experte Jörg Schiller fordert eine stärkere Förderung von Versicherungen, die die Folgen des Klimawandels für arme Menschen in den Entwicklungsländern abmildern können. Ein derartiger Versicherungsmarkt sei bislang nur in wenigen Entwicklungsländern etabliert, sagte der Wissenschaftler von der Universität Hohenheim dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei geht es um zusätzliche Absicherungen für die Betroffenen: "In Ländern mit kaum entwickelten Rechtssystemen reicht es oftmals nicht, wenn sich der Staat absichert. Sogenannte Mikroversicherungen sind deshalb so attraktiv, weil sie direkt am einzelnen Haushalt ansetzen."

Schiller wünscht sich von den Verhandlungspartnern der Weltklimakonferenz in Paris, dass sie die betroffenen Länder beim Aufbau der Versicherungsmärkte stärker unterstützen. "Mikroversicherungen sind einfache Verträge mit recht geringen Beiträgen, die für Landwirte und ihre Familien eine Grundabsicherung darstellen", erklärte der Experte.

Vertrauen der Menschen wichtig

Allerdings sei das Problem für viele Menschen nicht nur die Frage, ob sie sich den Versicherungsschutz überhaupt leisten könnten: "Gerade in Ländern mit unzuverlässigen Institutionen und Rechtssystemen sowie niedrigen Bildungsstandards ist es für Versicherungsanbieter nicht einfach, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und die grundsätzliche Funktionsweise von Versicherungen zu vermitteln."

Im Jahr 2014 waren weltweit zwar etwa 264 Millionen Haushalte mit niedrigen Einkommen durch Mikroversicherungen abgesichert, am weitesten verbreitet sind bisher jedoch Lebensversicherungen. Schiller verwies darauf, dass sich die G-7-Staaten im vergangenen Sommer das Ziel gesetzt hätten, in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft bis 2020 zusätzlich 400 Millionen Menschen gegen Naturkatastrophen zu versichern.

Um die Menschen in den Entwicklungsländern direkt zu erreichen, arbeiten die Versicherer mit Nichtregierungsorganisationen vor Ort zusammen, die dort die Verträge anbieten. "Am Anfang ist das recht kostenaufwendig - alleine schon das Einsammeln des Versicherungsbeitrags." Die Anbieter sähen jedoch für diese Versicherungen ein hohes Marktpotenzial. Versicherungskonzerne wie die "Allianz" oder "Munich Re" seien in diesen Märkten bereits involviert, sagte Schiller. "Sie und die Politik müssen die Versicherungen zunächst subventionieren, um den Markt zu etablieren."