Frankfurt a.M. (epd)Auf die weltpolitische Bühne brachte es der Begriff beim G-7-Gipfel im Juni im bayerischen Elmau: Dabei nahmen sich die sieben größten Industrienationen vor, im Laufe des Jahrhunderts aus der Nutzung von Kohle, Öl und Gas auszusteigen, um die Erderwärmung in den Griff zu bekommen. Auch im Entwurf für den Weltklimavertrag, der im Dezember in Paris verabschiedet werden soll, ist die "Dekarbonisierung" als mögliches Langfristziel genannt.
Ausbau erneuerbarer Energien nötig
Bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas entsteht Kohlendioxid (CO2), der Klimakiller Nummer eins. Rund drei Viertel der Treibhausgase sind auf CO2-Emissionen zurückzuführen; für den weitaus größten Teil davon sind Industrie, Energieproduktion und Verkehr verantwortlich.
Mit dem Ziel der "Dekarbonisierung" bis Ende des Jahrhunderts greift die Klimadiplomatie eine Empfehlung des Weltklimarates auf. Das Wissenschaftlergremium hat in seinem fünften Sachstandsbericht (2014) anhand verschiedener Szenarien durchgerechnet, wie die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden kann. Zwei Grad gelten als kritische Marke, ab der unumkehrbare Klimawandel-Schäden drohen. Das Zwei-Grad-Ziel ist daher der zentrale Richtwert der internationalen Klimapolitik.
Für den schrittweisen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ist ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien nötig. Laut Weltklimarat soll die Energiemenge aus CO2-armen Quellen bis 2050 verdrei- bis vervierfacht werden. Zu den Energieträgern mit geringem Kohlendioxid-Ausstoß zählt der Weltklimarat neben den Erneuerbaren allerdings auch die Kernenergie sowie fossile Brennstoffe, deren CO2-Emissionen abgeschieden und unterirdisch gespeichert werden (CCS-Technologie).
Um die "Dekarbonisierung" voranzutreiben, empfiehlt der Weltklimarat eine wirtschaftspolitische Weichenstellung: Investitionen in erneuerbare Energien sollen gefördert werden, etwa durch Subventionen. Unterm Strich sollten die jährlichen Investitionen in konventionelle Energien bis 2030 um 30 Milliarden US-Dollar zurückgefahren werden. Gleichzeitig sollten jährlich 147 Milliarden Dollar in Technologien mit niedrigem CO2-Ausstoß fließen, fordern die Wissenschaftler.
Waldbrände in Indonesien
Die "Dekarbonisierung" bezieht sich auf fossile Energieträger. Daneben sind die Agrar- und Forstwirtschaft sowie Waldbrände für einen erheblichen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich. Von den 2.000 Gigatonnen Kohlendioxid, die seit der Industrialisierung bis 2010 emittiert wurden, sind etwa 700 Gigatonnen auf Landnutzung und Waldzerstörung, etwa durch Brandrodung, zurückzuführen.
Als größte Klimakatastrophe dieses Jahres gelten die massiven Waldbrände der vergangenen Monate in Indonesien. Dabei übertraf an vielen Tage die Menge an freigesetztem Kohlendioxid den Treibhausgas-Ausstoß der USA, wie Wissenschaftler errechnet haben.