Berlin (epd)Die Stiftung Warentest ist bei einer Untersuchung von 30 Plüschtieren mehrfach auf krebserregende Stoffe und eine unzureichende Verarbeitung gestoßen. 21 Kuscheltiere seien nur mit "mangelhaft" bewertet worden, drei davon hätten gar nicht verkauft werden dürfen, sagte der Bereichsleiter Untersuchungen der Stiftung Warentest, Holger Brackemann, am Donnerstag in Berlin. Lediglich acht der getesteten Teddys, Katzen und Mäuse seien zum Kauf empfehlenswert. Die Ergebnisse sind in der Dezember-Ausgabe der Stiftung Warentest nachzulesen.
Lose Näthe und Weichmacher
Brackemann erklärte, unter den als mangelhaft eingestuften Spielzeugen befänden sich zahlreiche namenhafte Hersteller, darunter Käthe Kruse, Kösen, Sigkid, Steiff und Karstatt. Bei den "drei nicht verkehrsfähigen" Kuscheltieren hätten die Prüfer lose Nähte beanstandet, die beim Spielen aufreißen könnten. Dies berge die Gefahr, dass Kinder an das Füllmaterial gelangten und es unter Umständen verschlucken. "Das kann schlimmstenfalls zum Ersticken führen", sagte Brackemann.
In zwei der Kuscheltieren mit den losen Nähten fanden die Prüfer darüber hinaus Weichmacher, die die Fortpflanzungfähigkeit gefährdeten. Einer davon, genannt DEHP, ist "EU-weit in Spielzeug schon seit Jahren verboten", führte Brackemann aus.
In 19 der 21 Plüschtiere wurden zudem kritische Mengen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) entdeckt - darunter Chrysen, der als krebserzeugend eingestuft wird und Naphthalin, der als krebsverdächtig gilt. Auf Initiative der Bundesregierung werde Chrysen ab dem 27. Dezember, also kurz nach der Bescherung, EU-weit beschränkt, erklärte Brackemann. Dann dürfe der Höchstwert von 0,5 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) nicht mehr überschritten werden.
Keine Einsicht bei den Herstellern
Die Stiftung Warentest wertete dies jedoch nur als Teilerfolg und legte in der eigenen Untersuchung bereits einen strengeren Richtwert von 0,2 mg/kg zugrunde. Die Prüfer seien damit der Empfehlung der Bundesregierung gefolgt, erklärte Brackemann. Die Deutschen hätten sich in Brüssel für diese Obergrenze eingesetzt, um Chrysen sowie weitere PAK, soweit es technisch möglich ist, aus Spielzeug zu verbannen. Leider habe sich die Bundesregierung damit nicht durchsetzen können, sagte Brackemann. Das sei bedauerlich, denn gerade Kleinkinder und Säuglinge sollten vor krebserregenden Stoffen geschützt werden.
Wie schon in den Jahren zuvor hat die Stiftung die zuständigen Marktaufsichtsbehörden über ihre Ergebnisse informiert. In der Vergangenheit seien daraufhin einige Spielzeuge vom Markt genommen worden, sagte Brackemann. Eine generelle Trendwende habe es bei den Herstellern aber nicht ausgelöst, kritisierte der Experte. Seines Wissens nach gebe es keine andere Branche, "die mit so konstanter Regelmäßigkeit gesetzliche Sicherheitsbestimmungen nicht einhält". Abhilfe könnte Brackemann zufolge ein unabhängiges Zertifikat leisten, etwa das "GS-Zeichen" (Geprüfte Sicherheit).
Mit Blick auf das Weihnachtsfest riet Brackemann Eltern und anderen Spielzeugkäufern Plüschtiere "im Laden mit geschärften Sinnen zu betrachten". Sollten sie auffällig riechen oder schlecht verarbeitet seien, "sollte man die Finger davon lassen", empfahl der Experte. Auch sollten die Kuscheltiere waschbar sein.