Die Verteidigung des angeklagten Journalisten Emiliano Fittipaldi hatte angeführt, die Anklage sei unverständlich und enthalte keine Beschreibung der Tat. Daher sei es unmöglich, sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen. Vor dem Vatikangericht müssen sich Journalisten gegen den Vorwurf verteidigen, sich auf illegale Weise vertrauliche Dokumente beschafft zu haben, die sie in ihren Büchern über Verschwendung und Privilegien im Vatikan ausführlich zitieren. Ein Prälat, sein Mitarbeiter und eine PR-Beraterin stehen zudem im Verdacht, ihnen das Material für die vor wenigen Wochen veröffentlichten Enthüllungsbücher zugespielt zu haben.
"Wir haben noch immer nicht begriffen, was man uns vorwirft", sagte Gianluigi Nuzzi, der Autor des auch auf Deutsch veröffentlichten Buchs "Alles muss ans Licht. Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes". Er und sein Kollege Emiliano Fittipaldi, der das Buch "Avarizia" (Geiz) schrieb, hätten ihre Arbeit getan und würden dies auch weiter tun. "Das einzige, was wir getan haben, ist Nachrichten zu veröffentlichen."
Der Vorsitzende Richter Giuseppe Dalla Torre wies auch die Bitte des Prälaten Lucio Angel Vallejo Balda zurück, seiner Verteidigung mehr Zeit zu geben. Er ist weiterhin inhaftiert und der einzige der Angeklagten, der die vatikanische Staatsbürgerschaft hat.
Auf Vorwürfe der beiden Journalisten, der Vatikan achte die Pressefreiheit nicht, erwiderte Roberto Zanotti, der Staatsanwalt in dem Verfahren, dies sei "kein Prozess um die Veröffentlichung von Dokumenten sondern um den Erwerb der Dokumente".
Das Gericht wies überdies Nuzzis Forderung zurück, sich von seiner Vertrauensanwältin verteidigen zu lassen. Für Nuzzi und für die PR-Agentin Francesca Chaouqui hat das Gericht einen Pflichtverteidiger bestellt. Chaouqui gehörte zusammen mit dem angeklagten Prälaten Balda der Kommission an, die im Auftrag von Papst Franziskus Vorschläge zur Reform der vatikanischen Finanzverwaltung erarbeitete.
Dies sei "kein Strafprozess sondern ein Prozess gegen die Seele einer Christin, die für den Papst ihr Leben hingegeben hätte und nun angeklagt ist, ihn verraten zu haben", heißt es auf ihrer Facebook-Seite. Vor dem Beginn des Verfahrens hatte Chaouqui die Vorwürfe zurückgewiesen und Balda belastet.
Den Angeklagten drohen Haftstrafen von bis zu acht Jahren. Der erste Vatileaks-Prozess gegen den ehemaligen Kammerdiener des damaligen Papstes Benedikt XVI., Paolo Gabriele, endete mit einer Verurteilung zu einer Haftstrafe. Benedikt begnadigte seinen ehemaligen Mitarbeiter kurz nach dem Ende des Prozesses.