Mainz (epd)Der Versicherungskonzern Allianz will Milliardeninvestitionen aus der Kohle-Branche abziehen. "Die Allianz steigt aus der Kohle aus", sagte der Chef-Investor des größten Versicherers der Welt, Andreas Gruber, in einem am Montagabend ausgestrahlten Interview des ZDF-Magazins "Frontal 21". "Wir werden nicht mehr in Bergbau -und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren." Klimaschützer sprachen von einem wichtigen Signal.
Vier Milliarden Euro Gesamtvolumen
In den kommenden sechs Monaten werde die Allianz ihre Kohle-Aktien veräußern, erläuterte Gruber. "Bei festverzinslichen Anlagen werden wir keine Verkäufe tätigen, aber wir werden unsere bestehenden Investments auslaufen lassen", fügte er hinzu. Insgesamt geht es laut "Frontal 21" bei dem Ausstieg um ein Gesamtvolumen von etwa vier Milliarden Euro.
Mit dem Schritt sollen laut dem Allianz-Manager die Verhandlungen beim Klimagipfel in Paris unterstützt werden, der am kommenden Montag beginnt. Auf der UN-Konferenz soll ein globales Abkommen gegen die Erderwärmung vereinbart werden.
Gruber kündigte gleichzeitig an, Geldanlagen in Windenergie massiv auszubauen. "Wir haben bis heute etwa zwei Milliarden Euro in Windenergie investiert und wir haben vor, diesen Betrag über die nächsten Jahre zu verdoppeln." Hier werde eine Rendite von fünf bis sechs Prozent erwartet. Die Allianz verwaltet laut "Frontal 21" 2.000 Milliarden Euro.
Lernfähiger Versicherer
Die Umweltorganisation urgewald begrüßte die Entscheidung der Allianz. Der Versicherer zeige, dass er nach Jahren der Kritik an seinem Kohlegeschäft lernfähig sei. Wenn der Ausstieg konsequent umgesetzt werde, sei dies "ein riesiger Schritt mit Vorbildfunktion für die gesamte Finanzbranche", sagt Katrin Ganswindt, Kohle-Expertin von urgewald. "Besonders freut uns, dass die Allianz ihren Schritt nicht nur mit finanziellen Argumenten gegen das Hochrisikogeschäft Kohle begründet, sondern auch mit Maßnahmen für den Klimaschutz."
Die sogenannte Divestment-Bewegung, die den Ausstieg aus fossilen Energieträgern vorantreibt, werde immer bedeutender, unterstrich Ganswindt. Sie verwies darauf, dass auch der französische Versicherer Axa und der Norwegische Pensionsfonds bereits aus der Kohle ausgestiegen sind.
Kritik übte urgewald an fortbestehenden Kohle-Investitionen deutscher Banken. Laut einer am Dienstag vorgestellten Studie der Umweltorganisation ist die Deutsche Bank mit 3,3 Milliarden Euro der größte deutsche Financier der besonders klimaschädlichen Braunkohle in Europa, gefolgt von der Commerzbank (3,1 Milliarden Euro) und der BayernLB (830 Millionen Euro). Insgesamt hätten deutsche Banken und Investoren die europäische Braunkohle von 2010 bis Mitte 2015 mit 8,7 Milliarden Euro unterstützt.