Genf, Bamako (epd)Spezialeinheiten haben am Freitag ein Hotel in Malis Hauptstadt Bamako gestürmt, in dem Terroristen Urlauber und Mitarbeiter als Geiseln gehalten haben. Nach Angaben des Hotelbetreibers befanden sich am Nachmittag 138 Menschen in der Gewalt der Geiselnehmer. Mehr als 30 Geiseln wurden demnach befreit. Unter ihnen sind nach Informationen aus dem Auswärtigen Amt auch zwei Deutsche. An der Erstürmung sollen neben malischen Truppen auch Spezialisten der französischen und der US-Armee beteiligt gewesen sein. Bislang wurden drei Tote bestätig.
Bei den Tätern handelt es sich um islamistische Terroristen. Sie hatten das Radisson-Hotel am Morgen eingenommen und sich im 7. Stock verschanzt. Nach Informationen des Fernsehsenders Al-Dschasira sollen die Attentäter Mitglieder der islamistischen Terrorgruppe Ansar Dine sein. Deren Anführer, Iyad Ag Ghaly, hatte vor wenigen Tagen zu Anschlägen gegen französische Ziele aufgerufen. Eine der befreiten Geiseln, der malische Sänger Sékouba Bambino, sagte dagegen, bei mindestens zwei Geiselnehmern habe es sich um Nigerianer gehandelt. In Nigeria ist die Terrorgruppe Boko Haram aktiv, die sich zum sogenannten Islamischen Staat zählt.
Debatte über Bundeswehr-Engagement
Der Sprecher des malischen Militärs, Salif Traoré, erklärte im französischen Auslandssender RFI, die Spezialeinheiten seien dabei, ein Hotelzimmer nach dem anderen zu durchsuchen. Kein Täter werde entkommen. Vom Dach des Hotels fielen am Nachmittag Schüsse. Anwohner wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Die Polizei sperrte die Umgebung des Hotels weiträumig ab.
Die Geiselnahme in Bamako löste in Deutschland eine Debatte über das Engagement der Bundeswehr in dem westafrikanischen Land aus. Geplant ist eine Ausweitung. Derzeit sind gut 200 Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert, die meisten von ihnen im Rahmen einer EU-Trainingsmission in der 60 Kilometer von Bamako entfernten Stadt Koulikoro. Von dort aus habe man den malischen Behörden Hilfe bei der Versorgung von Verletzten angeboten, sagte der kommandierende General der Mission, Franz Xaver Pfrengle, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold regte in einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" ein Sicherheits-Backup für die Bundeswehr vor Ort an. So müsse es Spezialkräfte für Evakuierungen geben, die im Bedarfsfall Bundeswehrsoldaten ausfliegen könnten. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, forderte in der gleichen Zeitung die Entsendung von Kampftruppen nach Mali. Nur so könne die Bundeswehr den Gefahren adäquat begegnen.
Linke: Falsche Lehren gezogen
Dem widersprach die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Agniesza Brugger, in der "Berliner Zeitung". Der Auftrag der UN-Mission in Mali sei aus gutem Grunde nicht die Bekämpfung von Terroristen, sondern die Überwachung des Waffenstillstandabkommens im Land. Der Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat erklärte, offenbar habe der Bundeswehrverband die falschen Lehren aus dem Einsatz in Afghanistan gezogen. Mehr Krieg werde auch in Mali den Terror nicht besiegen.
Ansar Dine ist eine von mehreren islamistischen Gruppen, die im Frühjahr 2012 den Norden Malis besetzt hatten. Anfang 2013 wurden sie von französischen Elitetruppen aus den Städten vertrieben, verschanzen sich aber in der kaum bewohnten Wüstengegend und verüben Anschläge im Land. Im März überfielen bewaffnete Terroristen eine Bar in Bamako und erschossen fünf Menschen. Fünf Monate später nahmen Terroristen ein Hotel in Sévaré im Zentrum Malis ein. Bei der Erstürmung des Hotels durch die Armee starben 13 Personen.