Berlin (epd)Bund und Länder gehen in die heiße Phase der Vorbereitungen für das Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Nicht nur die Kirchen planen anlässlich des 500. Jahrestags des Thesenanschlag Luthers Großveranstaltungen. Auch der Staat will sich an Kultur- und Bildungsprojekten beteiligen. "Die Reformation war als erstes ein religiöses Ereignis, die Wirkung geht aber weit darüber hinaus", sagte Astrid Mühlmann am Donnerstag in Berlin. Sie ist die Geschäftsführerin der staatlichen Geschäftsstelle "Luther 2017", die Pläne aus Bund und Ländern zum Reformationsjubiläum koordiniert.
Mehrere Großprojekte sind dort in Planung. Dazu gehören große Ausstellungen in den USA von Oktober 2016 bis März 2017, für die auch wertvolle Originalstücke der Reformationsgeschichte aus Deutschland auf Reisen gehen. So werden unter anderem der Gothaer Tafelaltar mit seinen 160 Einzeltafeln zu biblischen Geschichten und erst kürzlich ausgegrabene Fundstücke an Luthers Elternhaus in Mansfeld und seinem späteren Wohnhaus in Wittenberg den Überseetransport antreten.
"Exportschlager kreiert von Martin Luther"
Unter dem Titel "Here I Stand" werden an unterschiedlichen Orten der USA insgesamt drei Ausstellungen zu sehen sein, die Luthers Leben und Wirken im kulturhistorischen Kontext verdeutlichen sollen. Beteiligte Häuser sind unter anderem The Morgan Library & Museum in New York und das Minneapolis Institute of Art in Atlanta. Im Los Angeles County Museum of Art soll zudem eine Kunst-Ausstellung zur Reformation zu sehen sein.
Das Ausstellungsprojekt "Here I Stand" wird den Angaben zufolge von einem digitalen Projekt begleitet. Auf einer Internetseite können Poster und Exponate abgerufen und ausgedruckt werden - teilweise auch in 3D. Das Projekt soll auch Institutionen in anderen Ländern ermöglichen, eigene Ausstellungen zum Jubiläum auf die Beine zu stellen.
"Die Reformation war ein Exportschlager kreiert von Martin Luther", sagte Dirk Schulz vom Auswärtigen Amt. Sein Ministerium unterstützt die verschiedenen Ausstellungen im Ausland.
Drei nationale Sonderausstellungen
In Deutschland selbst laufen inzwischen die Planungen für drei nationale Sonderausstellungen auf Hochtouren, die 2017 zu sehen sein sollen. Unter dem Titel "Der Luthereffekt" entsteht derzeit eine Ausstellung für das Deutsche Historische Museum in Berlin, die sich der internationalen Geschichte des Protestantismus widmet. Um die Auswirkungen für die deutsche Geschichte und das unterschiedliche Lutherbild soll es in der Ausstellung "Luther und die Deutschen" in der Wartburg bei Eisenach gehen.
In der Wittenberger Ausstellung "95 Menschen - 95 Schätze" soll schließlich Luther als Privatperson "mit all seinen Widersprüchlichkeiten", erfahrbar werden, wie Projetmanagerin Nina Mütze sagte. Gezeigt werden dort vor allem Gegenstände aus Luthers Besitz, darunter seine private Bibel und sein eigenhändig verfasstes Testament.
Die staatliche Geschäftsstelle präsentierte zudem einen Koffer mit Unterrichtsmaterialien, die das Reformationsjubiläum auch Schülern näher bringen soll. Neben Handpuppen und einem Denkring - einer Erfindung Luthers zur Wortfindung - finden sich darin Arbeitsblätter für den Unterricht. Zu den Aufgaben gehört etwa, das heute fremd wirkende alte Deutsch Luthers ins heutige zu übersetzen oder wie der schreibfreudige Luther selbst Briefe zu verfassen - allerdings per Mail statt per Federmesser.