an den Europareferenten Karl Kopp von Pro Asyl
Frankfurt (epd)Die Gefahr sei groß, "dass der Terror genutzt wird, um die Fluchtwege zu schließen", sagte der Europareferent der Menschenrechtsorganisation, Karl Kopp, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei respektlos den Opfern gegenüber.
Hasskommentare löschen
epd: In einem Tweet schreibt Pro Asyl, die Terroranschläge in Paris erfüllen Sie mit Entsetzen, Trauer und "mit der Angst, dass Terror gegen Flüchtlinge instrumentalisiert wird". Sehen Sie Anzeichen dafür?
Kopp: Die Gefahr ist groß, dass der Terror genutzt wird, um die Fluchtwege zu schließen. Unter unserem Tweet mussten wir viele Hasskommentare löschen. Generell versuchen Rechtspopulisten jetzt, die Toten der Terroranschläge zu instrumentalisieren gegen die Flüchtlinge. Und in Europa haben sich ja sehr schnell die ersten politischen Hardliner aus Polen, Tschechien und Ungarn gemeldet, die den Terror der Dschihadisten für Verschärfungen an den Grenzen nutzen wollen. Das ist respektlos den Opfern gegenüber. Rechtsradikale und IS-Terroristen eint der Wunsch nach Polarisierung auf dem Rücken der Schutzsuchenden. Bei der offiziellen Debatte in Deutschland habe ich bis jetzt den Eindruck, dass die führenden Politiker trennen zwischen dem Terror und den Flüchtlingen. Sogar Horst Seehofer hat den Staatsmann gegeben und Markus Söder für seine Forderung nach einer schärferen Flüchtlingspolitik kritisiert. Aber mit Blick auf Europa ist das nicht ausgestanden.
Solidarität mit den Opfern
epd: Hatten Sie Kontakt zu Menschen, die auf der Flucht sind? Wie beurteilen sie die Situation?
Kopp: Sie sind sehr besorgt. Viele Flüchtlinge sind verzweifelt, dass sie nun von dem Terror eingeholt werden, vor dem sie geflohen sind. Aber sie zeigen auch Solidarität mit den Opfern von Paris. Es gibt Fotos von Transparenten, die Flüchtlinge auf der Balkanroute, in Berlin und im Elendslager im französischen Calais gemalt haben.
epd: Was bedeuten die Terroranschläge für Pro Asyl? Haben Sie neue Erkenntnisse, die ihre Forderungen ändern?
Kopp: Nein. Wir haben uns immer für ein Konzept eingesetzt, dass eine Flucht ermöglicht, bei der die Menschen nicht ihr Leben aufs Spiel setzen müssen und das auch eine Registrierung an Europas Außengrenzen beinhaltet. Legale, transparente und gefahrenfreie Fluchtwege dienen den Flüchtlingen und sie dienen der allgemeinen Sicherheit.