Berlin (epd)Das sagte der Protestforscher dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Die Begründung, ein plötzliches Hochwasser könne die Demonstranten in Gefahr bringen, bezeichnete der Protestforscher als "nicht gerechtfertigt".
Verbot zieht extreme Linke an
Das Verbot des Protestcamps könne einige Demonstranten abschrecken, gleichzeitig aber auch den "harten Kern" der linken Protestszene anziehen, sagte Rucht. Der Wissenschaftler erwartet die Anreise gewaltbereiter Gruppen, rechnet allerdings nicht mit Gewaltausbrüchen wie den Straßenschlachten bei der Eröffnung der Europäischen Zentralbank im März in Frankfurt.
"Die Polizei in Bayern ist dafür bekannt, eine harte Linie gegen Demonstranten zu fahren", sagte Rucht. Durch die geplante Präsenz von rund 20.000 Einsatzkräften könnten gewaltbereite Demonstranten sich aus Angst vor Festnahme oder Polizeigewalt zurücknehmen. Wenn sich ihnen allerdings die Möglichkeit ergebe, in der friedlichen Menge abzutauchen, könne es zu vereinzelten Gewaltausbrüchen kommen.
Kreative Proteste förden die Wahrnehmung
Diese würden allerdings dem eigentlichen Anliegen der größtenteils friedlichen Demonstranten schaden, sagte Rucht. Im Fall von Gewaltausbrüchen liege der Fokus der Öffentlichkeit eher auf dem entstandenen Schaden. Bei besonders kreativen Protesten, die den angereisten Fotografen besondere Bilder lieferten, werde die Kritik der Demonstranten eher wahrgenommen. Beim Gipfeltreffen der acht wichtigsten Industrienationen 2007 in Heiligendamm seien die Demonstrationen genau von der Presse verfolgt worden. "In den Medien haben die Proteste mehr Raum eingenommen als die Berichterstattung über das Treffen selbst", sagte Rucht.
Zum Gipfeltreffen im bayerischen Schloss Elmau erwartet Rucht deutlich weniger Demonstranten als 2007 in Heiligendamm. Bei der Vorbereitung der Proteste sei es zudem zwischen verschiedenen Aktionsgruppen zum Streit über den besten Ort für eine zentrale Demonstration gekommen. Während einige Organisationen zum Protest in München aufrufen, wollen andere nahe des Schlosses demonstrieren. "Deshalb hat es im Vorfeld des G-7-Gipfels eine schwächere Mobilisierung gegeben", erklärte Rucht.