Kirchen feiern das Pfingstwunder

Kirchen feiern das Pfingstwunder
Bedford-Strohm: Eingefahrene Denkmuster überwinden

Frankfurt a.M., Hannover (epd)Zahlreiche Kirchengemeinden in Deutschland laden für das Pfingstwochenende zu Festgottesdiensten und Veranstaltungen ein. Am Brandenburger Tor in Berlin soll ein ökumenischer Pfingstweg auf das Schicksal verfolgter Christen aufmerksam machen. Im pfälzischen Speyer laden das Bistum und die Evangelische Kirche der Pfalz zu einem regionalen ökumenischen Kirchentag ein. In Bayern feiert die Landeskirche auf dem Hesselberg einen evangelischen Kirchentag. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, betonte zum Pfingsfest die Bedeutung des Heiligen Geistes für Kirche und Gesellschaft.

Pfingsten als Geburtstag der Kirche

An Pfingsten feiern Christen das Kommen des Heiligen Geistes. Nach biblischer Überlieferung wurde an Pfingsten Gottes Geist über die Anhänger Jesu "ausgegossen" und in schwebenden Flammen sichtbar. Das hatte laut Überlieferung unter anderem zur Folge, dass Menschen einander verstanden, obwohl sie nicht dieselbe Sprache hatten. Petrus rief die Menschen nach diesem Pfingstwunder dazu auf, Buße zu tun und sich taufen zu lassen. Laut Pfingsterzählung folgten dem rund 3.000 Gläubige, weshalb das Pfingstfest als "Geburtstag der Kirche" gilt.

Bedford-Strohm, der auch bayerischer evangelischer Landebischof ist, sagte in einer am Freitag veröffentlichten Pfingstbotschaft, die Lehre vom dreieinigen Gott als Einheit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist sei kein "theologisches Glasperlenspiel". "Als Kirche brauchen wir einen Geist, der Scheuklappen wegfegt und eingefahrene Denkschemata durchmischt", sagte der Theologe. Das gelte sowohl für Debatten um verschiedene Frömmigkeitsformen innerhalb der Kirche, als auch für die Gesellschaft, in der der Heilige Geist ebenfalls für Bewegung gesorgt habe.

So würden Menschen es nicht mehr hinnehmen, dass Flüchtlinge beim Versuch sterben, nach Europa zu gelangen, argumentierte Bedford-Strohm. "Wir brauchen den Heiligen Geist, damit Weisheit und Liebe in die Herzen der Verantwortlichen überall in Europa, in unser aller Herzen einziehen und wir gangbare Lösungen finden, um das Sterben zu beenden", sagte er EKD-Ratsvorsitzende, der am Pfingstsonntag in der Münchner St. Matthäuskirche predigen wird.

Gottes geist tröste Menschen

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung rief in seiner Pfingstbotschaft zum Vertrauen in die "tröstende und wegweisende Kraft des Heiligen Geistes" auf. Die Pfingstgeschichte verweise darauf, dass Gottes Geist Menschen immer wieder neu tröste und ihnen Orientierung gebe. Es sei Gottes Geist, der Menschen motiviere, "anderen zu helfen und nach einer Welt zu suchen, in der nicht Gewalt, sondern Frieden und Gerechtigkeit herrschen", sagte der Theologe.

Das ist auch das Anlegen des Pfingstweges, der am Sonntagnachmittag vom Brandenburger Tor zum Berliner Dom führen soll. Zur Eröffnung spricht der Berliner Bischof Markus Dröge, den Abschluss bildet eine ökumenische Andacht. Die Kirchen in Berlin und Brandenburg laden für Pfingstsonntag zudem zur "Nacht der offenen Kirchen" ein. Insgesamt beteiligen sich 94 christliche Gemeinden aller Konfessionen, teilte der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg mit.

200 Veranstaltungen auf dem Programm

Rund 20.000 Besucher werden am Wochenende zu dem regionalen ökumenischen Kirchentag in Speyer erwartet. Unter dem Motto "Aufstehen zum Leben" stehen rund 200 Veranstaltungen auf dem Programm. Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider werden erwartet.