Internationale Ausstellung "Madonna" in Hannover

Foto: Landesmuseum Hannover
Ausschnitt aus Peter Paul Rubens "Madonna mit Kind"
Internationale Ausstellung "Madonna" in Hannover
Das Niedersächsische Landesmuseum in Hannover eröffnet am Freitag die internationale Ausstellung "Madonna. Frau - Mutter - Kultfigur" über Marienbilder.

Das Niedersächsische Landesmuseum in Hannover eröffnet am Freitag die internationale Ausstellung "Madonna" über Marienbilder. Die Schau über die Mutter Jesu zeichnet mit Leihgaben unter anderem aus London, Wien, Rom und Berlin den Weg von den antiken Muttergöttinnen über den Marienkult im Mittelalter bis zu Darstellungen der Madonna in der zeitgenössischen Kunst nach. Maria sei für viele Frauen eine "starke Figur der Identifikation", sagte die evangelische Theologin Margot Käßmann als Schirmherrin am Mittwoch in Hannover. Die Ausstellung läuft bis zum 14. Februar 2016.

"Martin Luther war Fan von Maria"

Die  Schau "Madonna. Frau - Mutter - Kultfigur" mache deutlich, wie die Rolle der Frau in stark männlich geprägten Religionen bis heute Fragen aufwerfe, sagte Käßmann, die für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) als Botschafterin für das 500. Reformationsjubiläum 2017 tätig ist. "Wir entdecken etwa in der Auseinandersetzung mit der Reformation, wie prägend Frauen waren." So habe die Reformationsfürstin Elisabeth von Calenberg-Göttingen (1510-1558) in Niedersachsen Frauenklöster vor der Schließung bewahrt.

Im Reformationszeitalter habe die Gottesmutter eine wechselhafte Rolle gespielt, erläuterte die Theologin: "Martin Luther war durchaus ein großer Fan von Maria." Erst im Zuge der Gegenreformation hätten Protestanten begonnen, sich von der römisch-katholischen Marienverehrung abzusetzen.

Die Ausstellung versammelt rund 250 Kunstwerke, die zum Teil mehr als 11.000 Jahre zurückgehen. Sie zeigten, wie wandelbar die Kultfigur der Gottesmutter sei, erläuterte Museumsdirektorin Katja Lembke. "Kaum jemand war bildmächtiger." So gehe die Ausstellung unter anderem den Ursprüngen der Marienverehrung nach. Die Vorläufer der Madonna seien in der Antike zwar bereits als Mutter bezeichnet, aber ohne Kind abgebildet worden. Statuen wie die der jungfräulichen Stadtgöttin Artemis von Ephesos wiesen aber bereits vertraute Attribute der Maria auf. "Jungfräulichkeit ist keine Erfindung des Christentums."



Jede einzelne Abbildung der Maria spiegele das jeweilige Frauenbild einer Epoche wider, sagte Lembke. So habe der Maler Peter Paul Rubens (1577-1640) für sein Madonnenbild seine eigene Familie Modell sitzen lassen und auf diese Weise Weltliches und Geistliches vermischt.

Eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Gottesmutter geben vier Fotografien der Mailänder Künstlerin Julia Krahn im Foyer des Landesmuseums. Dort ist unter anderem ein Selbstporträt der Künstlerin zu sehen, die ein leeres Tuch in ihren Armen wiegt.