Kabul, Frankfurt a.M. (epd)Die radikal-islamischen Taliban sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen in Afghanistan wieder so stark geworden wie seit dem Sturz ihres Regimes 2001 nicht mehr. Die UN-Mission in dem zentralasiatischen Land (UNAMA) habe bereits im September die Bedrohung durch die Aufständischen in der Hälfte der Bezirke als "hoch" oder "extrem" eingestuft, berichtete der afghanische Fernsehsender Tolo News unter Berufung auf einen unveröffentlichten UN-Report.
Auf offener Straße erschossen
Ende September nahmen Taliban-Kämpfer die nordafghanische Stadt Kundus ein, die offenbar immer noch nicht völlig vertrieben sind. Laut Tolo News haben die UN in den vergangenen zwei Wochen 4 ihrer 13 Provinzbüros aus Sicherheitsgründen evakuiert. Am Montag wurde eine afghanische Ärztin, die für die Vereinten Nationen arbeitete, auf offener Straße in Kandahar erschossen.
Auch der afghanische Präsident Aschraf Ghani musste die düstere Lage neun Monate nach dem Abzug der Nato-Kampftruppen einräumen. "Wir hatten in den vergangenen sechs Monaten gleichzeitig Kämpfe in 13 Provinzen", sagte er zu Kritik an der Regierung nach dem Fall von Kundus. In Afghanistan gibt es 34 Provinzen.
Unterstützer-Einsatz verlängern
Die Nato erwägt unterdessen, ihren derzeitigen Ausbildungs- und Unterstützer-Einsatz bis über 2016 hinaus zu verlängern. Dies zeigte sich bei einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister in der vergangenen Woche in Brüssel. In Afghanistan sind noch bis zu 800 Bundeswehrsoldaten stationiert.